Mit Hauptinhalt fortfahren
main content, press tab to continue
Artikel | HR Perspectives

Career Equity - Wie gleiche Karrierechancen zum Pay Equity Booster werden

Von Dr. Katrin Denison , Bettina Faude und Isabelle Gauger | 30. September 2024

Gleichberechtigung im Arbeitsleben erfordert auch gleiche Chancen für alle, sich beruflich weiterzuentwickeln.
Inclusion-and-Diversity|Employee Experience|Ukupne nagrade
N/A

Gleichberechtigung im Arbeitsleben erfordert auch gleiche Chancen für alle, sich beruflich weiterzuentwickeln. Hier kommt Career Equity ins Spiel: ein Konzept, das zur Fairness in der Karriereentwicklung beiträgt – und als Verstärker für Pay Equity wirken kann.

Was ist Career Equity?

Career Equity bedeutet, dass alle Mitarbeitenden eines Unternehmens gleiche Chancen auf Karriereentwicklung, Beförderungen und Zugang zu Ressourcen haben, unabhängig von demografischen Merkmalen wie Geschlecht, ethnischer Herkunft oder Alter. Es geht darum, faire Rekrutierungs- und Beförderungspraktiken sicherzustellen, gleiche Zugangsmöglichkeiten zu Schulungsprogrammen zu bieten und transparente Karrierepfade zu schaffen. Während Pay Equity darauf abzielt, dass Frauen und Männer für gleichwertige Arbeit gleich bezahlt werden, zielt Career Equity darauf ab, dass alle Mitarbeitenden gleiche Chancen haben, ihre beruflichen Ziele zu erreichen.

Wo stehen Unternehmen heute?

Viele Firmen haben bereits erkannt, dass sie beim Thema Career Equity aufholen müssen. Noch immer sind beispielweise Frauen in Führungsrollen unterrepräsentiert, wie viele Erhebungen zeigen (zum Beispiel der WTW 2024 Workforce Analytics Report – General Industry Germany) – trotz intensiver Bemühungen. Doch Frauen sind nicht nur generell in Führungspositionen unterrepräsentiert, sondern oft auch in Relation zum Gesamtanteil der Frauen in Organisationen; dies spiegelt sich beispielsweise auch in dem Anteil der als High Potential eingeschätzten Frauen im Vergleich zu Männern wider (WTW Fair Pay Pulse Survey 2023).

Career Equity messen: die entscheidenden KPIs

Um sich einen Überblick über Career Equity im Unternehmen zu verschaffen, können verschiedene Parameter und KPIs herangezogen werden. Welche Kriterien die richtigen sind, hängt von der Schwerpunktsetzung ab. Folgende Beispiele lassen das Spektrum des Themas erahnen:

  1. Beförderungsraten: Wie verteilen sich Beförderungen auf verschiedene demografische Gruppen?
  2. Zugang zu Entwicklungsprogrammen: Wer nimmt an Schulungen und Mentoring-Programmen teil?
  3. Diversität in Führungspositionen: Wie viele Frauen und Minderheiten sind in leitenden Positionen vertreten?
  4. Wahrgenommene Karrierechancen: Was sagen die Mitarbeitenden zu ihren Karrierechancen? Regelmäßige Umfragen und Feedbackgespräche können hier wertvolle Einblicke geben.
  5. Verweildauer im Unternehmen: Wie lange bleiben Mitarbeitende im Unternehmen? Und warum gehen sie?
  6. Performance Ratings: Wie werden verschiedene Mitarbeitendengruppen bzgl. Leistung und Potential eingeschätzt?

Career Equity fördern

Wie bereits an den genannten beispielhaften Parametern abzulesen, ist es entscheidend, das Thema Career Equity entlang des gesamten Talentlebenszyklus zu betrachten, um sicherzustellen, dass Chancengleichheit in jeder Phase – von der Rekrutierung über die Entwicklung bis hin zur Beförderung – konsequent umgesetzt wird.

Folgende Aspekte können hierbei Teil einer individuellen Lösung für mehr Career Equity sein:

Recruiting: Um sicherzustellen, dass schon beim Recruiting keine unerwünschte Vorselektion erfolgt, sollte nicht nur auf geschlechtsneutrale bzw. inklusive Ausschreibungstexte geachtet werden. Oft helfen auch Sensibilisierungstrainings, um unbewusste Beurteilungseffekte zu vermeiden und eine ausgewogenere Kurzliste an Bewerbern zu generieren.

Transparente Karrierepfade: Ein erster wichtiger Schritt ist die klare Definition und Kommunikation von Karrierewegen und Beförderungskriterien. Unternehmen sollten sicherstellen, dass diese Informationen allen Mitarbeitenden zugänglich sind und regelmäßig überprüft und angepasst werden, um Fairness zu gewährleisten. Dies bildet die Grundlage für ein vertrauensvolles Arbeitsumfeld, in dem alle Mitarbeitenden wissen, welche Schritte nötig sind, um bestimmte Karriereziele zu erreichen.

Mentoring- und Sponsoring-Programme: Der Zugang zu Mentoring- und Sponsoring-Programmen sollte für alle Mitarbeitenden offen sein. Dabei ist es wichtig, Vielfalt in den jeweiligen Beziehungen zu fördern, um verschiedene Perspektiven zu integrieren und individuelle Karrierewege zu unterstützen. Unternehmen können hier gezielt Programme entwickeln, die auf die Bedürfnisse unterrepräsentierter Gruppen zugeschnitten sind. Diese Maßnahmen helfen nicht nur, individuelle Karrieren zu fördern, sondern stärken auch das Gemeinschaftsgefühl und den Wissensaustausch innerhalb des Unternehmens.

Schulungen und Weiterbildung: Alle Mitarbeitenden sollten gleiche Chancen auf Schulungen und Weiterbildung haben. Regelmäßige Bedarfsanalysen können helfen, Schulungen anzubieten, die auf die Bedürfnisse verschiedener demografischer Gruppen abgestimmt sind. Zudem sollten Unternehmen sicherstellen, dass Weiterbildungsmöglichkeiten aktiv gefördert und den Mitarbeitenden bewusst gemacht werden. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, das Potenzial jedes Einzelnen zu maximieren und die Gesamtkompetenz des Unternehmens zu steigern.

Diversity & Inclusion-Initiativen: Unternehmen sollten ihre Mitarbeitenden für unbewusste Vorurteile sensibilisieren und eine inklusive Unternehmenskultur fördern. Schulungen und Workshops können helfen, das Bewusstsein für Diversität und Inklusion zu schärfen. Konkrete Vielfaltsziele sollten gesetzt und deren Erreichen regelmäßig überprüft werden. Eine tiefe Integration des Themas Career Equity in alle HR-Prozesse ist dabei unerlässlich, um nachhaltige Veränderungen zu erreichen und eine gerechte Unternehmenskultur zu fördern.

Datengestützte Entscheidungen: Eine regelmäßige Analyse von Karrieredaten ist wichtig, um Ungleichheiten zu identifizieren und gezielte Maßnahmen zu ergreifen. Unternehmen sollten transparente Berichte über ihre Fortschritte in Richtung Career Equity veröffentlichen, um das Vertrauen der Mitarbeitenden zu stärken und ihre Verpflichtung zu demonstrieren. Nur durch kontinuierliches Monitoring und Anpassungen können langfristige Erfolge erzielt werden.

Dies sind nur einige ausgewählte Ansatzpunkte. Weiterhin ist vor allem die Gestaltung der Arbeit unter dem Stichwort der Arbeitszeitflexibilisierung ein wichtiger Baustein, um Career Equity zu fördern. Schlussendlich zielen all diese Aspekte auf eine ganzheitliche Integration von Career Equity in alle HR-Prozesse ab – nur so gelingt ein umfassender und wirkungsvoller sowie für die Mitarbeitenden glaubhafter Umgang mit dem Thema.

Warum es sich lohnt, in Career Equity zu investieren

Synergieeffekte: Unternehmen, die bereits in Pay Equity investieren, haben viele der notwendigen Daten und Strukturen, um auch Career Equity voranzutreiben. Beide Themen ergänzen sich und verstärken die Wirkung auf die Chancengleichheit. Durch eine ganzheitliche Betrachtung und Integration beider Aspekte wird eine umfassende und gerechte Arbeitsumgebung geschaffen.

Talentgewinnung und -bindung: Unternehmen, die Career Equity fördern, sind attraktivere Arbeitgeber für diverse Talente und erhöhen die Zufriedenheit und Bindung ihrer Mitarbeitenden. Eine gerechte und inklusive Arbeitsumgebung zieht nicht nur Talente an, sondern sorgt auch dafür, dass diese länger im Unternehmen bleiben und ihr Potenzial voll entfalten können. Dies führt zu einer stabilen und engagierten Belegschaft, die bereit ist, das Unternehmen aktiv voranzubringen.

Innovation und Leistungsfähigkeit: Diverse Teams bringen unterschiedliche Perspektiven und Ideen ein, was zu mehr Innovation und besserer Problemlösung führt. Studien zeigen, dass diverse und inklusive Unternehmen oft bessere finanzielle Ergebnisse erzielen. Eine Untersuchung der Boston Consulting Group ergab, dass Unternehmen mit einer hohen Vielfalt in Führungsteams einen um 19 Prozent höheren Umsatz durch Innovation erzielen. Diese Innovationskraft ist entscheidend, um im globalen Wettbewerb erfolgreich zu sein.

Reputationsgewinn: Unternehmen, die sich für Gleichberechtigung einsetzen, genießen ein positives Markenimage und profitieren von einer besseren öffentlichen Wahrnehmung. Dies kann nicht nur die Kundenbindung stärken, sondern auch neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen. Eine starke Marke, die für Fairness und Chancengleichheit steht, zieht nicht nur Talente an, sondern gewinnt auch das Vertrauen und die Loyalität der Kunden.

Langfristiger Erfolg: Unternehmen, die in Career Equity investieren, sind besser gerüstet, um erfolgreich zu bleiben. Eine gerechte Karriereentwicklung fördert die Mitarbeiterbindung und sorgt dafür, dass das Unternehmen auch in turbulenten Zeiten stabil bleibt.

Wie WTW auf dem Weg zu Career Equity unterstützten kann

Bei WTW setzen wir auf zwei zentrale Ansätze zum effektiven Umgang mit dem Thema Career Equity: Analytics und Solutions.

Analytics: Durch tiefgehende Datenanalysen entlang des gesamten Talentlebenszyklus gewinnen wir wertvolle Einblicke in Trends und potenzielle Ursachen von Ungleichheiten. Unsere Analysen ermöglichen es uns, spezifische Muster zu erkennen und Bereiche zu identifizieren, in denen Ungleichheiten besonders ausgeprägt sind. Beispielsweise analysieren wir Beförderungsraten, Schulungsteilnahmen und Daten aus Employee-Engagement-Befragungen, um gezielte Handlungsempfehlungen abzuleiten. Diese datengestützten Erkenntnisse bilden die Grundlage für maßgeschneiderte Strategien und Maßnahmen.

Wurden bereits Daten im Kontext von Fair bzw. Equal Pay erhoben, lassen sich diese in den meisten Fällen nahtlos weiter nutzen mit Bezug auf Career Equity. So generieren wir einen effizienten und nahtlosen Analyseprozess.

Solutions: Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen entwickeln wir maßgeschneiderte Lösungen, um die Ursachen von Karriereungleichheiten anzugehen. Diese Lösungen umfassen alle Aspekte des Talentlebenszyklus, von der Rekrutierung über die Entwicklung bis hin zur Beförderung und Retention von Mitarbeitenden. Wir helfen Unternehmen, strategische Prioritäten zu setzen und gezielte Maßnahmen zu ergreifen, die auf ihre spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen zugeschnitten sind. Durch die Implementierung von transparenten Karrierepfaden, aber auch kleineren Maßnahmen wie vielfältigen Mentoring-Programmen oder inklusiven Weiterbildungsangeboten unterstützen wir Unternehmen dabei, eine gerechtere und leistungsfähigere Arbeitsumgebung zu schaffen.

Eine gerechte und erfolgreiche Zukunft gestalten

Die Förderung von Career Equity ist nicht nur ein moralischer Imperativ, sondern auch ein strategischer Vorteil. Unternehmen, die sich sowohl für Pay Equity als auch für Career Equity stark machen, können von einer gesteigerten Attraktivität als Arbeitgeber, einer höheren Innovationskraft und besseren finanziellen Ergebnissen profitieren sowie entsprechenden regulatorischen bzw. gesetzlichen Anforderungen gerecht werden. Eine datengestützte und transparente Herangehensweise, kombiniert mit gezielten Maßnahmen und einem starken Engagement für Vielfalt und Inklusion, wird Unternehmen helfen, eine gerechte und erfolgreiche Zukunft zu gestalten.

Indem Unternehmen Career Equity priorisieren, schaffen sie nicht nur eine gerechtere Arbeitsumgebung, sondern legen auch den Grundstein für nachhaltigen Erfolg und Wachstum. Career Equity ist der Schlüssel zu einer inklusiven Unternehmenskultur, die jedem Mitarbeitenden die Möglichkeit bietet, sein volles Potenzial zu entfalten und zum Erfolg des Unternehmens beizutragen.

Autoren


Director, Work and Rewards

Director Talent Management & Organizational Alignment, Work and Rewards

Associate Work, Rewards & Career, Work & Rewards

Contact us