360°Vorsorge I News
Schweizer Pensionskassen können sich derzeit über relativ hohe Deckungsgrade freuen, da die Märkte aufgrund der lockeren Geld- und Fiskalpolitik und einiger guter wirtschaftlicher Fundamentaldaten weiterhin hohe positive Renditen abwerfen. Allerdings sind die Risiken, entsprechend hoch, die in den aktuellen Aktien-, Anleihen- und Immobilienbewertungen impliziert sind, womit die Absicherung des Vermögens an Stellenwert gewinnt. Da nachhaltige Anlagen («ESG») nun endlich als bedeutende Quelle finanzieller Risiken (und Chancen) anerkannt werden, benötigen Stiftungsräte einen robusten Entscheidungsrahmen, um ihre vielfältigen Ansichten in zukunftssichere Portfolios umzusetzen.
Unser firmeneigener "360°Vorsorge I Governance Check", der im folgenden Diagramm dargestellt wird, ist ein weitreichender Rahmen, den wir zusammen mit unseren Pensionskassenkunden nutzen, um mögliches Verbesserungspotential in ihrer Governance zu identifizieren.
Innerhalb des Anlageteils ermutigen wir unsere Kunden, klare Überzeugungen zu entwickeln, um eine strukturierte Entscheidungsfindung zu ermöglichen. Diese können bspw. folgende Bereiche umfassen:
Ausgestattet mit den daraus resultierenden Erkenntnissen und einer geeigneten Anlagestrategie, die sich idealerweise auf eine regelmässige Asset-Liability-Analyse (ALM)* stützt, geht es bei einer besseren Governance um die Entwicklung kohärenter, für beide Seiten vorteilhafter Partnerschaften mit Dienstleistern und anderen Beteiligten. In unseren Gesprächen mit Kunden haben wir festgestellt, dass es sich immer wieder lohnt, die unterliegenden Verträge zu überprüfen.
Warum? Einfach, weil das was vor mehr als ein oder zwei Jahren vereinbart wurde, wahrscheinlich nicht mehr aktuell ist. Bei den Gebühren stellen wir, aufgrund des zunehmenden Konkurrenzdrucks, vor allem in den traditionellen und liquideren Anlageklassen, einen allgemeinen Abwärtstrend fest.
Seitens der Dienstleistungen selbst, konnen Anbieter ihr Angebot zum Teil erheblich besser auf die aktuellen Kundenbedürfnisse zuschneiden, sowie technische Entwicklungen weitergeben z. B. in Form von wesentlich leistungsfähigerer Online-Berichtserstattung. Natürlich erfordern diese Fortschritte kontinuierliche Investitionen bei den Anbietern, und diese sind zudem einem zunehmenden regulatorischen Druck ausgesetzt. Jedoch, in der Regel sollten Kunden in der Lage sein, ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis auszuhandeln, indem sie einen offenen, konstruktiven Dialog mit ihrem Vermögenswalter / ihrer Depotbank führen.
Es handelt sich hier um einen Dialog (also zweiseitig), von dem auch der Verwalter / die Depotbank profitieren kann. Sofern der Dienstleister in der Lage ist, solide Governance-Praktiken anzuwenden, indem er Diskussionen mit den Kunden begrüsst und sogar initiiert, können langfristige, vertrauensbasierte Partnerschaften entstehen, bei denen alle Beteiligten im Vorteil sind. Für den Asset Owner beginnt die robuste Governance mit der Festlegung von (Anlage-)Überzeugungen und -werten, die die gesamte Organisation durchdringen, ihre Kultur prägen und eine langfristige Perspektive für alle Beteiligten bieten.
Wie bereits angedeutet, liegt die grosse neue Governance-Challenge, aber auch -Chance jeder Organisation darin, sich den ESG-Themen gänzlich zu widmen. Obwohl nachhaltiges Anlegen mittlerweile zum Mainstream gehört, ist es nicht einfacher geworden, mit diesem komplizierten, sich ständig weiterentwickelnden und höchst subjektiven Bereich umzugehen. Er kann daher nur durch die Anwendung besserer Governance-Praktiken effektiv gehandhabt werden. Alle Entscheidungsträger sollten innerhalb des oben erwähnten Governance-Rahmens ihre ESG-Position durch die Beantwortung von den folgenden Fragen, sowohl auf Unternehmens- als auch auf Portfolioebene, ansetzen bzw. weiterentwickeln:
Zusammenfassend können Asset Owner und Service Provider, mit besseren Governance-Strukturen, die mit Wandel verbundenen Risiken in erhebliche Chancen umwandeln.
* Der entscheidende Mehrwert eines ALM-Verfahrens liegt in der langfristigen, mehrdimensionalen Sichtweise, die dazu dient, beide Seiten der Bilanz einer Pensionskasse in Einklang zu bringen und zu optimieren.