Health & Benefits Blog
Die einen können nicht genug bekommen, andere wollen auf keinen Fall zu Hause bleiben – das Homeoffice spaltet die Meinungen der Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Seit der Homeoffice-Pflicht während der Corona-Pandemie hat sich bezüglich der Arbeitsmodelle viel getan. Homeoffice wird von einem grossen Teil der Mitarbeiter bei einem Job im Büro fast schon als ein «Muss» betrachtet, damit ein Arbeitgeber überhaupt noch als attraktiv gilt.
Mitarbeiter geben an, im Homeoffice mehr Arbeit bewältigen zu können und dazu noch konzentrierter zu arbeiten. Zudem reduziert sich der Stress, da man berufliches und privates besser unter einen Hut bekommt - wenn die Haushaltstätigkeiten bereits über den Mittag erledigt werden können, kann der Feierabend mehr genossen werden.
Selbstverständlich bringt das Homeoffice aber auch Schattenseiten mit sich. Der soziale Kontakt zu den Arbeitskollegen nimmt ab, der Austausch untereinander fehlt. Dies stellt auch die Führungskräfte vor neue Herausforderungen. Ein weiteres Thema ist die Gesundheit im Homeoffice.
Bei krankheitsbedingten Abwesenheiten hat das Homeoffice einerseits sicher Vorteile. Die Absenzen können durch die entstandene Flexibilität reduziert werden. Wer nach einer Grippe noch nicht vollständig genesen ist, fühlt sich allenfalls trotzdem in der Lage von zu Hause aus ein paar Stunden zu arbeiten. Das Pendeln zum Arbeitsort oder ein ganzer Tag im Büro wären wiederum aber noch zu anstrengend. Zudem können sich die Fälle des bewussten «Krankmeldens» reduzieren. Wenn man im Winter am Montagmorgen nicht mehr jedes Mal raus in die Kälte muss, sondern bequem von zu Hause die Arbeit erledigen kann, gibt es keinen Grund mehr sich unter einem Vorwand abzumelden.
Andererseits berichten aber auch viele Mitarbeiter, dass sie sich durch das Verschmelzen von Arbeit und Freizeit unwohl fühlen. Bei einigen führt dies dazu, dass sie dennoch weiterarbeiten, auch wenn sie krank sind.
Aber wie kommt es überhaupt dazu, dass Mitarbeiter aus dem Homeoffice arbeiten, auch wenn sie eigentlich krank sind? Hauptgrund - eigentlich sehr löblich: Das Team. Viele Mitarbeiter möchten ihre Teamkollegen nicht anstecken, weshalb sie zu Hause bleiben. Aber sie wollen den Kollegen auch nicht zur Last fallen und deshalb arbeiten sie weiter, selbst wenn sie sich erholen sollten.
Daneben ist aber auch verbreitet, dass kranke Mitarbeiter aufgrund der Homeofficemöglichkeit, den Druck verspüren trotz Krankheit zu arbeiten. Im Büro sieht jeder, dass es einem nicht gut geht. Im Homeoffice hingegen schwebt der Gedanke im Hinterkopf: «Was, wenn mein Vorgesetzter oder mein Team denken ich simuliere und will mich vor meiner Arbeit drücken?». Aus Schuldgefühlen gegenüber Arbeitgeber oder Teamkollegen werden doch regelmässig die Emails gecheckt oder Anrufe entgegengenommen.
Oftmals bringen Mitarbeiter, welche nicht vollständig fit sind, auch nicht die volle Leistung. Auf lange Frist hat dies Auswirkungen auf die Qualität der Arbeit und die Arbeitsbelastung des Teams. Die Konsequenzen eines solchen Verhaltens sind den Mitarbeitern kaum bewusst. Eine schwere Krankheit kann sich zudem enorm in die Länge ziehen, wenn ignoriert wird, dass der Körper eine Pause braucht. Ein langfristiger Ausfall bringt weder der betroffenen Person noch ihrem Team etwas.
Auch für den Arbeitgeber führt eine unklare Abgrenzung zwischen Arbeit und Krankheit zu mehr Aufwand und Kosten. Wann die Lohnfortzahlung beginnt oder abgegolten ist, lässt sich nicht mehr eindeutig bestimmen. Zudem kann ein Fall der Krankentaggeldversicherung erst angemeldet werden wenn auch ein Arbeitsunfähigkeitszeugnis vorliegt. Wird dieses verspätet eingereicht, dauert es länger bis effektiv Leistungen aus der Versicherung bezahlt werden.
Damit Arbeitgeber diese Problematik in den Griff bekommen ist die Sensibilisierung der Mitarbeiter und die Förderung der Selbstreflexion von zentraler Bedeutung. Vielen ist nicht bewusst, welche Konsequenzen ein solches Verhalten für die eigene Gesundheit aber auch für Team und Arbeitgeber haben kann. Trotz Homeoffice-Flexibilität braucht es Strukturen, Leitlinien und eine eindeutig formulierte Erwartungshaltung. Fixe Bürotage tragen dazu bei, dass man die Teamkollegen wieder einmal im Büro antrifft. Dies bietet auch die Möglichkeit für persönliche Gespräche, welche wiederum eine Früherkennung von potenziellen Arbeitsausfällen sind.
Ebenfalls von entscheidender Bedeutung ist die Firmenkultur. Diese muss von den Führungskräften vorgelebt werden. Die Vorgesetzten müssen nah bei den Mitarbeitern sein, um zu erkennen, wenn jemand Unterstützung oder gar eine Auszeit nötig hat. Jedoch sollte dies nicht mit Rund-um-die Uhr-Kontrolle verwechselt werden. Viel Fingerspitzengefühl, Empathie, gute Menschenkenntnisse und Vertrauen sind die Schlüsselworte. Die Mitarbeiter müssen genau wissen, was von Ihnen erwartet wird, wenn sie sich zu wenig fit zum Arbeiten, aber zu wenig krank zum im Bett bleiben fühlen. Im Idealfall werden solche Szenarien, unabhängig von einem konkreten Fall, in einem Teammeeting besprochen und das erwartete Verhalten gemeinsam und für alle verständlich vereinbart.
Der Bedarf an Homeoffice-Anteil ist bei jedem Mitarbeiter unterschiedlich und hat, richtig eingesetzt, einen direkten Einfluss auf seine Gesundheit, Motivation und Engagement. Viele Unternehmen sind noch in der Findungsphase, ob die in einem ersten Entscheid nach der Pandemie angebotene Flexibilität, bereits die richtige ist und mit der (neuen) Firmenkultur einhergeht oder ob weitere Anpassungen notwendig sind. Eines ist aber bereits heute klar: Für Unternehmen, die es schaffen, die diesbezüglichen Vorstellungen ihrer (wichtigsten) Mitarbeiter erfolgreich umzusetzen, wird Homeoffice zum Wettbewerbsvorteil bei der Rekrutierung neuer Talente und der Bindung bestehender Schlüsselpersonen.