Studie von Asset Management Association Switzerland / WTW
Anlageerträge sind absolut zentral für das Schweizer Vorsorgesystem. Seit 2004 wurden in der zweiten Säule über CHF 500 Mrd. an Nettorendite für die Destinatäre generiert, das ist mehr als die Beiträge der Arbeitnehmenden oder Arbeitgeber. Umgerechnet pro Versicherten sind das rund CHF 100'000. Nach zwei Anlagejahren mit überdurchschnittlichen Renditen präsentiert sich die Schweizer Pensionskassen-Landschaft in einer finanziell sehr stabilen Lage. Im Jahr 2024 erzielten die Pensionskassen eine durchschnittliche Performance von rund 8%. Der durchschnittliche kapitalgewichtete Deckungsgrad lag Ende des 3. Quartals 2024 bei 118.5%.
Vor diesem Hintergrund erscheint es überraschend, dass in der öffentlichen Diskussion praktisch nur über Kosten und Umwandlungssätze gesprochen wird. Die Abstimmung zur BVG-Reform hat auch zur Folge, dass die längere Lebenserwartung nicht durch tiefere Umwandlungssätze aufgefangen werden kann. Daher muss die Gesamtleistung der Vorsorge weiter ansteigen. Der wichtigste Faktor für die Vorsorgeleistung ist der Anlageertrag der Pensionskasse. Verschiedene Studien zeigen, dass die Anlageerträge der Pensionskassen weit auseinander liegen. Im Jahr 2023 zeigte sich die durchschnittliche Rendite bei 5.1%, während fast 10% der Kassen einen Anlageertrag von über 7% erreicht haben.
Die Anlageerträge sind im Wesentlichen durch zwei Faktoren bestimmt: Das eingegangene Gesamtrisiko der Anlagen sowie der Asset Allocation. Beide Faktoren sind stark voneinander abhängig. Pensionskassen haben jedoch je nach Versichertenstruktur, Finanzierung und Leistungen unterschiedliche Risikofähigkeiten. Basierend auf dieser Risikofähigkeit wird durch den Stiftungsrat die optimale Anlagestrategie definiert.
Die Risikofähigkeit einer Pensionskasse zu bestimmen, ist kein einfaches Unterfangen. Es gibt bisher auch keine standardisierten Ansätze. In dieser Studie hat WTW zum ersten Mal ihr proprietäres Modell auf einem grossen Datensatz angewendet. Danach wurde die Risikofähigkeit mit den tatsächlich eingegangenen Anlagerisiken verglichen. Die Ergebnisse sind aufschlussreich und attestieren den meisten Pensionskassen ein sehr gutes Risikomanagement.
Bei der Wahl der Asset Allocation zeigen sich jedoch gewisse systematische Ineffizienzen. Hier wird basierend auf der Risikofähigkeit ein angemessenes Anlagerisiko eingegangen, jedoch bietet ein effizientes Portfolio bei gleichem Risiko oft bessere Renditen, die bei Ausnutzung der vollen Risikofähigkeit sogar noch weiter erhöht werden könnten. Die Studie zeigt eine Auswahl von typischen Anlagebiases.
Die aktuellen Bundesgerichtsentscheide zur Haftung von Stiftungsräten von Pensionskassen bei Anlageverlusten haben viele verunsichert. Das oberste Organ hat eine grosse Verantwortung und besteht oft aus einem Laiengremium, das sich mit grosser Hingabe für das Wohlergehen der Versicherten einsetzt. Eine Haftung mit dem Privatvermögen aufgrund zu hoher Anlagerisiken in der Pensionskasse für die enormen Beträge in der 2. Säule will dabei verständlicherweise verhindert werden. In einer ausführlichen juristischen Beurteilung werden in dieser Studie die Grenzen der Haftung aufgezeigt, damit Stiftungsräte mit gutem Gewissen die Risikofähigkeit ihrer Kasse ausnützen, um optimale Anlageerträge zu generieren. Die Beurteilung macht auch deutlich, dass zu tiefe Anlagerisiken ebenfalls zu Haftungsfragen führen können, da der gesetzliche Auftrag nicht erfüllt wird.
Die Asset Management Association setzt sich für optimale Rahmenbedingungen für Pensionskassen in der Schweiz ein. Das 3-Säulen-Prinzip gehört zu den besten Vorsorgesystemen der Welt und Pensionskassen liefern dabei einen entscheidenden Beitrag zu robust finanzierten und bezahlbaren Rentenleistungen. Der Schlüssel dazu sind Anlageerträge. Korrekte Umsetzung der Risikofähigkeit und optimale Anlagestrategien gehören zu den Kernkompetenzen der Asset Manager. Hier gilt es, das Knowhow der Industrie richtig einzusetzen, um die Renten von morgen zu maximieren.
Die gemeinsame Studie der Asset Management Association Switzerland und von WTW soll Stiftungsräten, Anlagekommissionsmitgliedern und weiteren Interessierten ein Werkzeug liefern, um bessere Entscheidungen zu treffen und damit Anlageerträge weiter zu optimieren.
Titel | Dateityp | Dateigröße |
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Risikofähigkeit und Anlagerisiken von Schweizer Pensionskassen | 3.4 MB |