SLI Benchmarking Studie 2019
Medienmitteilung
SLI Benchmarking Studie 2019
Zürich, 26. November 2019 – Die Arbeitgebersparbeiträge sind in den letzten sechs Jahren gestiegen. Dies signalisiert zwar, dass Firmen zusammen mit ihren Pensionskassen bereit sind, einer Erosion des Leistungsniveaus aufgrund des Zinsumfeldes entgegenzuwirken. Trotzdem gehen die Rentenleistungen aus der beruflichen Vorsorge tendenziell zurück. Das bestätigt die neuste Benchmarking Studie von Willis Towers Watson, welche die Vorsorgepläne der im SLI zusammengefassten Unternehmen vergleicht. Mit dem Ziel, die Vorsorgepläne und die daraus resultierenden Leistungen zu vergleichen, führt Willis Towers Watson regelmässig die SLI Benchmarking Studie durch. Sie analysiert die Hauptmerkmale der schweizerischen Vorsorgepläne der im Swiss Leader Index (SLI) zusammengefassten Unternehmen und vergleicht die effektive Höhe der Leistungen. 2019 sind 22 der 30 im Index zusammengefassten Unternehmen in der Untersuchung enthalten.
Gesamthaft zeigt die SLI Benchmarking Studie, dass die Entwicklungen innerhalb der untersuchten Unternehmen mit dem Gesamtmarkt übereinstimmen. Die Studie zeigt aber auch, dass die Unternehmen die Arbeitgebersparbeiträge in den letzten sechs Jahren weiter erhöht haben. Gemeinsam mit den Pensionskassen soll der Erosion des Leistungs-niveaus entgegengewirkt werden, damit die Mitarbeitenden nach der Pensionierung über ein angemessenes Einkommen verfügen. Dies scheint für die Arbeitnehmenden einen Mehrwert darzustellen.
Neben höheren Sparbeiträgen hält der Trend an, zusätzlich zu Reduktionen des Umwandlungssatzes die Rentenoption zur Risikoreduktion weiter einzuschränken. Insbesondere in den letzten zwei Jahren haben weitere SLI-Unternehmen sogenannte 1e-Vorsorgepläne eingeführt. Boten 2017 nur rund 4 Prozent diese Option an, sind es 2019 fast ein Viertel aller Unternehmen.
Abb.: Planart und Rentenoption. Quelle: Willis Towers Watson SLI Benchmark Studie 2019.
Bereits 2017 zeigte die Vergleichsstudie, dass in Bezug auf verschiedene Faktoren Unterschiede zwischen den einzelnen Pensionskassen und Unternehmen bestehen. Diese führen zu erheblichen Leistungsunterschieden, so dass die Altersleistungen einer Kasse nur halb so hoch sein können, wie die einer anderen. Ausserdem versichert ein Teil der untersuchten Unternehmen die einzelnen Lohnbestandteile in verschiedenen Vorsorgeplänen. In der SLI-Benchmark Studie 2019 zeigt sich, dass weiterhin die meisten Unternehmen die variablen Lohnbestandteile in ihren Vorsorgeplänen berücksichtigen.
Abb.: Bonus im versicherten Gehalt enthalten (Anzahl Unternehmen in Prozent). Quelle: Willis Towers Watson SLI Benchmark Studie 2019.
Beim Beitragsdesign hält der Trend zur Flexibilisierung der Vorsorgepläne an. 2019 bieten mehr als 90 Prozent der untersuchten Unternehmen die Möglichkeit an, die Pläne so zu gestalten, dass die versicherte Person zwischen maximal drei unterschiedlichen Arbeitnehmerbeitragssätzen wählen kann. „Diese Flexibilität kann den Plan für die Versicherten attraktiver machen, weil sie ihre Beiträge an ihre persönliche Lebenssituation anpassen und entsprechend mehr oder weniger Altersleistungen erwerben können“, erklärt Stephan Wildner, Director of Retirement Services bei Willis Towers Watson.
Bei den angewendeten technischen Zinssätzen, die den Rentnern implizit gutgeschrieben werden, zeigt sich 2019 ein deutlich verändertes Bild gegenüber 2017. Sie liegen zwischen 1.5 und 2.5 Prozent (2017: zwischen 1.75 und 3.0 Prozent), wobei der Durchschnitt bei 2 Prozent liegt. Neben der deutlichen Senkung der technischen Zinssätze fällt zusätzlich die geringere Streuung auf. „Die Reduktion des technischen Zinssatzes hat direkt Auswirkungen auf die Höhe des Deckungsgrades. Dieser wird bei einer Reduktion des technischen Zinssatzes durch die Erhöhung des Rentnerdeckungskapitals reduziert», hält Eileen Long, Director bei Willis Towers Watson, fest.
Bei den Altersguthaben der aktiven Versicherten zeigt sich, dass der für die Verzinsung ihrer Guthaben relevante Zinssatz unter dem für die Rentner relevanten technischen Zinssatz liegt. So betrug der durchschnittliche Satz für die Versicherten im 2018 1.63 Prozent. Somit können sich auch die Versicherten über eine über dem BVG-Minimum (1 Prozent) liegende Verzinsung freuen. Allerdings gilt es festzuhalten, dass die höher liegenden technischen Zinssätze der Rentner zur Umverteilung von Aktiven zu Rentner beitragen.
Auch die Umwandlungssätze für den überobligatorischen Teil des Guthabens sinken und bewegen sich zwischen 4.4 und 5.7 Prozent (Alter 65). Betrachtet man die beiden letzten Studien, ist eine Reduktion des gesamten Universums festzustellen. Dies gilt ebenfalls für den Durchschnittswert (5.2 Prozent) bei Pensionierung im Alter von 65, der über die letzten Jahre kontinuierlich sank. 2013 betrugen die Umwandlungssätze bei 50 Prozent aller untersuchten Unternehmen 6.3 Prozent, sechs Jahre später wendet kein Unternehmen mehr einen Umwandlungssatz über 6 Prozent an. Einige Gesellschaften gehen bereits einen Schritt weiter um verzichten für eine Teil des Altersguthaben auf eine Umwandlung in eine Rente. Das überobligatorische Altersguthaben wird dann zwingend in Kapitalform ausbezahlt.
Abb.: Durchschnittl. Umwandlungssatz Überobligatorium, in % (Alter 65). Quelle: Willis Towers Watson SLI Benchmark Studie 2019.
“Viele Pensionskassen haben mit der Senkung des Umwandlungssatzes der aktuellen Realität Rechnung getragen“
hält Stephan Wildner fest
„Dies stellt gewisse politische Reformvorschläge mit einen Mindestumwandlungssatz von 6 Prozent in Frage.“
Trotz Bemühungen von unterschiedlichen Beteiligten sinken die Leistungen aus der beruflichen Vorsorge. Der Gesetzgeber kann diesen Trend nur indirekt beeinflussen, entsprechend müssen Entscheidungsträger von Schweizer Pensionskassen neue Wege beschreiten. Die Möglichkeiten dafür wie eine hohe Gewichtung der beruflichen Vorsorge als Teil der Firmenstrategie, die Anpassung von technischen Parametern durch den Stiftungsrat oder eine modifizierte Anlagestrategie stehen ihnen dafür bereit.
Hintergrundinformationen zur Studie
Die Studie von Willis Towers Watson untersuchte die Vorsorgepläne von 22 der 30 im Börsenindex SLI (Swiss Leader Index) zusammengefassten Gesellschaften im Jahr 2019. Seit 2009 wurden alle 2 Jahre die Pensionskassenleistungen der im SMI resp. SLI zusammengeführten Gesellschaften untersucht. Im Mittelpunkt der damaligen wie der neuen Analyse standen die Ausgestaltung der Vorsorgepläne der einzelnen Unternehmen sowie die daraus resultierenden Leistungen. Es wurden alle Vorsorgepläne der Firmen (Basis- und allfällige Zusatzpläne) für den Leistungsvergleich gesamthaft betrachtet, soweit sie Willis Towers Watson zur Verfügung gestellt wurden.