Willis Towers Watson Swiss Pension Finance Watch – Q2/2021
ZÜRICH / LAUSANNE / GENF, 14. Juli 2021 – Die Unternehmensbilanzen bezüglich der Schweizer Pensionskassenpositionen stehen gut da und haben sich auch im zweiten Quartal stetig verbessert. Die Vermögenswerte der Pensionskassen setzen ihr Wachstum wie im 1. Quartal mit einer positiven Rendite von fast 4 % fort, während die Renditen der Unternehmensanleihen relativ stabil blieben. Die Unternehmensbilanzen waren am Ende des 2. Quartals 2021 erneut so stark wie noch nie seit der Einführung des Willis Towers Watson-Pensionskassenindex. Der illustrative Deckungsgrad (d. h. das Verhältnis von Pensionsvermögen zu Pensionsverpflichtungen) stieg um 4.4 % an, wie aus dem Willis Towers Watson-Pensionskassenindex hervorgeht. Dieser stieg von 112.6 % (31. März 2021) auf 117.0 % (30. Juni 2021).
Der Pensionskassenindex wird vierteljährlich von Willis Towers Watson im Swiss Pension Finance Watch veröffentlicht und basiert auf dem International Accounting Standard 19 (IAS 19). Der Index stellt die quartalsweise Entwicklung des Ausfinanzierungsgrads unter IAS 19 dar, statt den sonst typischen Deckungsgrad der schweizerischen Vorsorgepläne anzugeben.
Die Diskontierungssätze konnten ihr stabilstes Quartal der letzten vier Jahre verzeichnen, was bedeutet, dass die Verbindlichkeiten während des zweiten Quartals ziemlich stabil blieben. Obwohl die Unternehmen die Erholung vom zuletzt volatilen Umfeld der Diskontierungssätze zu schätzen wissen, denken wahrscheinlich viele bereits an mögliche Schwierigkeiten bei der internationalen Bilanzierung zum Jahresende.
Die COVID-19-Pandemie hat dazu geführt, dass viele Unternehmen gezwungen sind, Umstrukturierungsmassnahmen in Betracht zu ziehen. Einige haben diese bereits in die Wege geleitet. In erster Linie ist dies auf staatliche Restriktionen zurückzuführen, wodurch die Unternehmen nicht so weiterarbeiten konnten wie bisher. Andererseits spielen veränderte Verbrauchergewohnheiten eine Rolle, die sich auf die Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen ausgewirkt haben.
“Wir empfehlen Unternehmen, die mehr als 5 % ihrer Belegschaft umstrukturiert haben, dringend, die Auswirkungen auf die Pensionsbilanzierung mit ihrem zuständigen Aktuar zu besprechen.”
Adam Casey | Head of Corporate Retirement Consulting, Schweiz
«Im Rahmen der internationalen Pensionsbilanzierung können sich Restrukturierung und Personalabbau einmalig erheblich auf die Gewinn- und Verlustrechnung auswirken, bei vielen Unternehmen mit Konsequenzen für die Rentabilität des Landes und des Unternehmens sowie für die Verteilung von Boni. Solche Auswirkungen können für Unternehmen in einem ohnehin schon fragilen Marktumfeld ein zusätzlicher Schock sein, vor allem, wenn diese Auswirkungen nicht eingeplant wurden.», erklärt Adam Casey, Head of Corporate Retirement Consulting bei Willis Towers Watson in Zürich. Sein Rat lautet: «Wir empfehlen Unternehmen, die mehr als 5 % ihrer Belegschaft umstrukturiert haben, dringend, die Auswirkungen auf die Pensionsbilanzierung mit ihrem zuständigen Aktuar zu besprechen.»
Wie im Vorquartal haben sich die globalen Finanzmärkte insgesamt weiterhin sehr positiv entwickelt, wobei sich die zugrunde liegenden Zinssätze nur geringfügig verändert haben. Das weltweite (und nun auch in der Schweiz nachgewiesene) Auftreten der Delta-Variante des COVID-19-Virus hat zu einem raschen Wiederanstieg der Infektionen geführt. Trotz dieser schlechten Neuigkeiten haben die Märkte bisher nicht negativ reagiert, was vielleicht auf der Annahme beruht, dass dank der höheren Durchimpfungsrate nur begrenzte staatliche Restriktionen gelten werden, die sich weniger schwerwiegend auf die Gesellschaft auswirken werden als bei den Infektionswellen vor der Impfung. Daher konnte eine typische Schweizer Pensionskasse bei entsprechend guten wirtschaftlichen Grundlagen sogar im zweiten Quartal 2021 eine Zunahme der Vermögenswerte um 3–4 % verzeichnen.
Natürlich verbirgt sich hinter diesem positiven Ergebnis je nach zugrunde liegenden Regionen, Branchen und wirtschaftlichen Faktoren eine enorme Vielschichtigkeit und Schwankungsbreite. Michael Valentine, Investment Consultant bei Willis Towers Watson in Zürich, erläutert: «Die politischen Entscheidungsträger, darunter sowohl die Zentralbanken als auch die Gesundheitsbehörden, stehen vor schwierigen Entscheiden, scheinen aber bisher die richtige Balance zwischen Lockerung und Restriktion zu finden. In den grossen westlichen Volkswirtschaften zielt eine stetige Lockerung der Einschränkungen im Zusammenhang mit dem COVID-19-Virus in Verbindung mit der Aussicht auf sehr allmähliche Erhöhungen der Leitzinsen darauf ab, die zugrundeliegende wirtschaftliche Erholung fortzusetzen, ohne mittel- bis längerfristig einen gefährlichen Inflationsdruck auszulösen.»
“Es liegt in der Natur des Investierens in einer komplexen Welt, dass Veränderungen häufig langsam und dann ganz plötzlich eintreten.”
Michael Valentine,
Valentine, Investment Consultant, Schweiz
Darüber hinaus ist die Entscheidungsfindung für institutionelle Investoren anspruchsvoller denn je geworden, da Nachhaltigkeitsargumente (ESG) nun tatsächlich als Mainstream eingestuft werden. Valentine fügt hinzu: «Es liegt in der Natur des Investierens in einer komplexen Welt, dass Veränderungen häufig langsam und dann ganz plötzlich eintreten. Eine starke Governance, die auf einer zusammenhängenden Palette von Anlagegrundsätzen basiert, welche auch ESG-Aspekte umfassen müssen, ist daher ein wesentlicher Faktor bei der Zusammenstellung von robusten Anlageportfolios. Die entsprechenden Governance Strukturen und Praktiken müssen von der gesamten Organisation übernommen werden und für den gesamten Entscheidungsprozess gelten.» Eine wertvolle Eigenschaft erfolgreicher institutioneller Investoren ist die ausgeprägte Disziplin bei Investitionen, kombiniert mit einer langfristigen Denkweise.
Die Marktrendite von 3.7 % Prozent im 2. Quartal gemessen am 2005 BVG-40 plus Index von Pictet stellte Unternehmen mit bedeutenden Positionen in der Bilanz zufrieden. Unternehmensanleihen blieben relativ stabil, sodass der Anstieg des Index auf einen neuen Höchststand in erster Linie der Anlagerendite zu verdanken ist.
Der Swiss Pension Finance Watch untersucht vierteljährlich die Auswirkungen von Kapitalmarktentwicklungen auf die Finanzierung von Vorsorgeplänen in der Schweiz. Die Studie ist Teil des Global Pension Finance Watch von Willis Towers Watson, dessen Ergebnisse für die wichtigsten Pensionsmärkte der Welt bis ins Jahr 2000 zurückgehen. Die Studienergebnisse werden vierteljährlich veröffentlicht. Ihr Schwerpunkt liegt auf Anlagevermögen und Verpflichtungen. Die Studie umfasst Vorsorgepläne in Brasilien, Kanada, der Euro-Zone, Japan, der Schweiz, dem Vereinigten Königreich und den USA.
Die Auswirkungen der Kapitalmärkte auf diese Vorsorgepläne betreffen zwei Bereiche:
Dem Modell von Willis Towers Watson liegt ein Benchmark-Pensionsplan zugrunde, der die Pensionsverpflichtungen und das Planvermögen (inkl. Vermögensmix) darstellt, die typischerweise im jeweils betrachteten Pensionsmarkt vorkommen. Anhand der Auswirkungen von Kapitalmarktentwicklungen auf das Vermögen und die Verpflichtungen wird ein Pension Index erstellt. Dieser bildet die Veränderungen im Ausfinanzierungsgrad des Benchmark-Pensionsplans ab.