SLI Benchmarking Studie 2021
ZÜRICH, 26. Oktober 2021 - Endlich scheint es ein Licht am Horizont zu geben; Seit Jahren sind die prognostizierten Altersrenten aus der Pensionskasse nicht weiter sinkend, sondern haben sich nun stabilisiert. Ausserdem werden Individualisierungstrends immer stärker; während verschiedene Wahlsparpläne bereits Usus sind und von praktisch allen untersuchten Unternehmen angeboten werden, sind die sogenannten 1e-Pläne zwar noch eher selten, verbreiten sich aber stark. Dies hat einen positiven Einfluss auf die erwarteten Alterskapitalien bei Pensionierung. Die zeigt die neueste Benchmarking Studie von Willis Towers Watson, welche die Vorsorgepläne der im SLI zusammengefassten Unternehmen untersucht.
Mit dem Ziel, die Vorsorgepläne und die daraus resultierenden Leistungen zu vergleichen, führt Willis Towers Watson regelmässig die SLI Benchmarking Studie durch. Sie analysiert die Hauptmerkmale der schweizerischen Vorsorgepläne der im Swiss Leader Index (SLI) zusammengefassten Unternehmen und vergleicht die effektive Höhe der Leistungen. 2021 sind 24 der 30 im Index zusammengefassten Unternehmen in der Untersuchung enthalten.
Sinkende Anlagerenditen, steigende Lebenserwartung – diese beiden Faktoren sind seit Jahren der Grund für die sinkenden Umwandlungssätze. Viele Pensionskassen haben diese in der Vergangenheit drastisch reduziert oder angekündigt, dies in den kommenden Jahren zu tun. Ohne entsprechende Kompensationsmassnahmen würde diese Entwicklung zu einschneidenden Renteneinbussen führen. Doch der Trend scheint endlich gebrochen, die Umwandlungssätze der untersuchten Vorsorgepläne haben sich seit der letzten Studie nicht weiter reduziert und stagnieren bei durchschnittlich etwa 5.2 %. Gekoppelt mit stabilen Sparbeiträgen resultiert das darin, dass die prognostizierten Altersrenten erstmals seit langer Zeit nicht weiter gesunken sind. Das sind sehr erfreuliche Nachrichten und die Aussichten scheinen positiv. Denn gemäss der aktuellen Fachrichtlinie für Pensionskassenexperten hat sich die Obergrenze für den technischen Zinssatz seit letztem Jahr erhöht, was darauf hoffen lässt, dass sich die Umwandlungssätze zumindest für den Moment nicht weiter reduzieren.
Eigentlich sind Individualisierungen eher ein Thema der dritten Säule. Dennoch haben sich in den letzten Jahren vor allem zwei Trends etabliert, mit einem echten Mehrwert für die Versicherten. Einerseits werden immer mehr Wahlsparpläne angeboten, wobei die Versicherten aus maximal drei Beitragsskalen ihre Beiträge wählen dürfen. Das ermöglicht ihnen, je nach finanzieller Situation mehr oder weniger in die Pensionskasse einzubezahlen. Und auch für die Steueroptimierung sind die Wahlsparpläne sinnvoll, denn bei höheren Beiträgen entsteht auch mehr Einkaufspotential. In der aktuellen Studie bieten 90 % der Unternehmen solche Wahlsparpläne an, während es vor sechs Jahren erst 60 % waren.
Der zweite untersuchte Individualisierungstrend sind die sogenannten 1e-Pläne, welche stark im Vormarsch sind. Jedes dritte untersuchte Unternehmen bietet diese Pläne mittlerweile an, vor einigen Jahren gab es kaum welche.
1e-Pläne sind Vorsorgepläne, bei welchen die Versicherten aus einem Angebot von Anlagestrategien selbst wählen und damit die Vermögensanlage mitbestimmen können. Die Anlageperformance wird den Versicherten dann direkt weitergegeben, über die Verzinsung entscheidet also nicht der Stiftungsrat. Das bietet enorme Chancen für höhere Verzinsungen, birgt allerdings auch das Risiko für Verluste. Denn allfällige negative Renditen haben die Versicherten selbst zu tragen, während es in klassischen Vorsorgeplänen keine negativen Verzinsungen geben darf. In jungen Jahren sollten die Versicherten in aggressivere Portfolios investieren und das Anlagerisiko dann sukzessive reduzieren. Dadurch werden im Durchschnitt deutlich höhere Renditen erwartet als in den klassischen Vorsorgeplänen. Wichtig ist ebenfalls zu erwähnen, dass solche 1e-Pläne nur für hohe Lohnanteile ab etwa CHF 130'000 angeboten werden dürfen. Eine solide Basisvorsorge ist also für alle Versicherten gewährleistet.
Müssen künftige Generationen nun mit den tieferen prognostizierten Altersrenten rechnen? Nein, aufgrund mehrerer Aspekte. Einerseits denken wir, dass die in den letzten Jahren gesunkenen Umwandlungssätze dafür beitragen, dass es deutlich weniger Umverteilungen zwischen Rentnern und Aktiven gibt. Das führt zu einer höheren möglichen Verzinsung der Sparguthaben und damit auch höheren Renten. Als Rechenbeispiel: Bei einer Beitragsdauer von 40 Jahren und konstanten Beiträgen macht eine Mehr-Verzinsung von 1 % ein um 23 % erhöhtes Sparguthaben aus. Damit lassen sich tiefere Umwandlungssätze gut kompensieren. Ausserdem kann man bei 1e-Plänen eine deutlich höhere Verzinsung erwarten als bei klassischen Vorsorgeplänen und durch Wahlsparpläne können die Versicherten mehr in die Pensionskasse einbezahlen. Die Zukunft ist also gar nicht so trüb. Das erfordert aber das Handeln von Pensionskassen, den einzelnen Unternehmen aber auch von den Versicherten selbst.
Die Studie von Willis Towers Watson untersuchte die Vorsorgepläne von 24 der 30 im Börsenindex SLI (Swiss Leader Index) zusammengefassten Gesellschaften im Jahr 2021. Seit 2009 wurden alle zwei Jahre die Pensionskassenleistungen der im SMI resp. SLI zusammengeführten Gesellschaften untersucht. Im Mittelpunkt der damaligen wie der neuen Analyse standen die Ausgestaltung der Vorsorgepläne der einzelnen Unternehmen sowie die daraus resultierenden Leistungen. Es wurden alle Vorsorgepläne der Firmen (Basis- und allfällige Zusatzpläne) für den Leistungsvergleich gesamthaft betrachtet, soweit sie Willis Towers Watson zur Verfügung gestellt wurden.