SLI Pension Benchmarking Studie 2023
ZÜRICH, 4. Juli 2023 – Positive Nachrichten für die Mitarbeitenden der SLI-Unternehmen und vielleicht auch für das Schweizer Vorsorgesystem insgesamt: Die voraussichtliche Höhe der Altersrenten aus den Pensionskassen hat sich weiter stabilisiert. Trotz herausfordernder und volatiler Marktbedingungen in den letzten Jahren scheint die beispiellose Phase der Zinssenkungen, welche die voraussichtliche Höhe der Altersrenten reduzierte, vorerst vorbei zu sein. Somit ist das Problem, dass jüngere Generationen ältere Generationen, die mit höheren Umwandlungssätzen in den Ruhestand gingen, quersubventionieren, möglicherweise nur temporär, und die Kritik am Schweizer System auf längere Sicht vielleicht unbegründet. Weiter kam die jüngste Benchmarking-Studie von WTW, welche die Vorsorgepläne der im SLI erfassten Unternehmen untersucht, zum Schluss, dass viele Pensionskassen anscheinend nicht auf das wohl unausweichliche Thema Umwelt, Soziales und Governance vorbereitet sind, welches in der Anlagewelt und darüber hinaus sehr populär ist.
Mit dem Ziel, Vorsorgepläne und die daraus resultierenden Leistungen zu vergleichen, führt WTW regelmässig die SLI Benchmarking Studie durch. Sie analysiert die wichtigsten Merkmale der Schweizer Vorsorgepläne der im Swiss Leader Index (SLI) enthaltenen Unternehmen und vergleicht die effektive Höhe der Leistungen. Im Jahr 2023 wurden 26 der 30 im Index enthaltenen Unternehmen in die Studie einbezogen.
Die Rückkehr der Inflation und der Anstieg der Anleiherenditen waren im letzten Jahr erheblich. Pensionskassen und ihre Träger sehen sich daher mit verschiedenen Fragen und Herausforderungen konfrontiert. Im Jahr 2022 haben die steigenden Anleiherenditen (sinkende Anleihewerte) in der ungewöhnlichen Kombination mit sinkenden Aktienwerten zu einer erheblichen Verringerung des Deckungsgrades der Schweizer Pensionskassen geführt und die Gewinne der Vorjahre aufgezehrt. Infolge der sich verändernden Marktverhältnisse haben die Pensionskassen in den letzten fünf Jahren volatile Anlagerenditen verzeichnet. Die nachstehende Grafik zeigt die Renditen der letzten fünf Jahre für die diesjährig untersuchte Gruppe.
Die seit rund 15 Jahren niedrigen Anleiherenditen hatten einen starken Einfluss auf den Schweizer Pensionsmarkt. Langsam, aber sicher mussten die Stiftungsräte vor allem in den letzten fünf bis zehn Jahren darauf reagieren: Da sie künftig geringere Anlagerenditen erwarteten, senkten sie ihre technischen Zinssätze (und erhöhten damit ihre gesetzlich vorgeschriebenen Pensionsrückstellungen). In dieser Zeit haben sich zudem die Umwandlungssätze, die den Arbeitnehmenden bei der Pensionierung für die Umwandlung ihres Kapitalbetrages in eine Rente angeboten werden, auf dem Markt schrittweise, aber stetig reduziert.
WTW berichtete bereits in der Benchmarking-Studie 2021, dass dieser Trend möglicherweise endgültig gestoppt sein könnte – wahrscheinlich, weil sich die Anleiherenditen etwas stabilisiert haben (wenn auch auf sehr niedrigem Niveau). Laut dieser Studie blieben die durchschnittlichen Umwandlungssätze in den Studienzeiträumen 2019 und 2021 relativ stabil. Dies deckt sich mit der vorliegenden Studie, in der WTW feststellt, dass die durchschnittlichen Umwandlungssätze auf nahezu gleichem Niveau verharren. Dennoch ist der Umwandlungssatz nur ein Teil des Rentenpuzzles. Erst, wenn man ihn zusammen mit der Beitragshöhe betrachtet, erhält man einen Hinweis auf die voraussichtliche Gesamthöhe der Altersrenten aus den Pensionskassen.
Die gute Nachricht dieser Studie für die derzeitigen Beschäftigten von SLI-Unternehmen ist, dass die durchschnittliche Altersrente aus den Pensionskassen in allen vier letzten Studien seit 2017 weitgehend stabil geblieben ist. Das bedeutet, dass es den SLI-Pensionskassen trotz Marktturbulenzen und volatiler Investitionen, welche zu einem veränderten Ausfinanzierungsgrad führen, im Allgemeinen gelingt, die Altersrenten, die sie ihren Mitarbeitenden anbieten, stabil zu halten. Letzten Endes ist es das allgemeine Ziel des schweizerischen Systems der beruflichen Vorsorge, in der 2. Säule die Marktvolatilität über die Generationen hinweg zu glätten und stabile Pensionskassenleistungen zu erzielen.
Während der seit zehn bis 15 Jahren anhaltenden Phase sinkender Zinssätze und Anleiherenditen, welche sinkende Umwandlungssätze mit sich brachten, war einer der Hauptkritikpunkte am Schweizer System, dass die aktiven Arbeitnehmenden die grosszügigen Renten subventionieren, welche den heutigen Pensionierten in der Vergangenheit gewährt wurden.
Da sich Zinssätze und Anleiherenditen nun wieder dem «normalen» längerfristigen Durchschnittsniveau annähern, könnte man sagen, dass die «kurzfristige» Niedrigzinsphase, in der die aktiven Arbeitnehmenden die Pensionierten auf gewisse Art subventioniert haben, nun vorbei ist. In diesem Sinne waren die Quersubventionen im Zusammenhang mit der Lebensdauer der Mitglieder in den Pensionskassen vorübergehend und kurzfristig (zehn bis 15 Jahre), sodass das Schweizer System offenbar wie vorgesehen funktioniert hat (Volatilität der Marktbedingungen und Zeiten mit niedrigeren und höheren Zinssätzen sind zu erwarten).
Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass sich die SLI-Pensionskassen (technische Sätze und Umwandlungssätze) bereits an das Niedrigzinsumfeld angepasst haben (wenn auch möglicherweise nur vorübergehend). Unsicher wird die Lage jedoch dann, wenn der jüngste Anstieg der Zinssätze und Anleiherenditen aus dem Jahr 2022 anhält, oder wenn die Renditen noch weiter steigen. Gemäss WTW zeichnet sich hierin die neue Generationenherausforderung punkto Pensionskassen ab. Denn was geschieht mit den Pechvögeln von Arbeitnehmenden, die in den letzten fünf oder mehr Jahren mit historisch niedrigen Umwandlungssätzen in Rente gegangen sind, wenn die Umwandlungssätze wieder steigen? Mit der (zumindest vorübergehenden) Rückkehr der Inflation könnte sich für diese Gruppe der Kaufkraftverlust ihrer ohnehin schon niedrigeren Renten noch stärker negativ auswirken, sofern ihre Renten nicht an die steigende Inflation angepasst werden. Ein Thema, mit dem sich die Pensionskassen befassen müssen, und welches WTW in den kommenden Studien analysieren wird.
Neu wurden in der diesjährigen Studie Informationen über den aktuellen Stand der Pensionskassen punkto ESG-Investitionen (Environmental, Social and Government) gesammelt. Dabei zeigten sich einige interessante Ergebnisse. Obwohl dieses Thema in den letzten Jahren stark in den Vordergrund gerückt ist, haben fast 40 % der Pensionskassen entweder überhaupt keine Massnahmen ergriffen oder lediglich erste Überlegungen zu diesem Thema angestellt. Darüber hinaus verwalteten nur etwa 28 % der Pensionskassen ihre ESG-Investitionen aktiver, indem sie entweder das Portfolio an Benchmarks ausrichteten oder ihre Anlagepolitik vollständig überarbeiteten, um ESG-Überlegungen zu berücksichtigen. ESG-Investitionsüberlegungen sind ein Thema, das wahrscheinlich nicht verschwinden wird. Daher geht WTW davon aus, dass Pensionskassen in den kommenden Jahren Unterstützung in diesem Bereich benötigen werden. Wahrscheinlich werden sich Pensionskassen auch mit der ESG-Politik ihres Trägers abstimmen müssen.
Die Studie von WTW untersuchte die Vorsorgepläne von 26 der 30 Unternehmen, die im Börsenindex SLI (Swiss Leader Index) im Jahr 2023 zusammengefasst sind. Seit 2009 werden alle zwei Jahre die Pensionskassenleistungen der im SMI und SLI enthaltenen Unternehmen untersucht. Sowohl bei den bisherigen Analysen als auch bei der neuen standen die Ausgestaltung der Vorsorgepläne der einzelnen Unternehmen sowie die daraus resultierenden Leistungen im Mittelpunkt. Für den Leistungsvergleich wurden alle Vorsorgepläne der Unternehmen (Basis- und allfällige Zusatzpläne) in ihrer Gesamtheit betrachtet, soweit sie WTW zur Verfügung gestellt wurden.