Pension Risk Study 2024
ZÜRICH, 28. August 2024 – Trotz einer Verbesserung der Lage an den Kapitalmärkten im Jahr 2023 ist der durchschnittliche Deckungsgrad der kapitalgedeckten Vorsorgeverpflichtungen nach IFRS und US-GAAP im Vergleich zum Vorjahr um rund 3 Prozentpunkte von 107 auf 104% gesunken. Dies erklärt sich hauptsächlich durch einen stärkeren Anstieg der Verbindlichkeiten im Vergleich zu den Vermögenswerten aufgrund gesunkener Zinssätze. Diese Einsichten ergeben sich aus der jüngsten Pension Risk Studie von WTW über die Deckungsgrade der Pensionsverpflichtungen in den Bilanzen der SLI-Unternehmen in der Schweiz.
"Berufliche Vorsorge ist bei der Vergütung eine zentrale Nebenleistung in der Schweiz und im Ausland – aus Mitarbeiterperspektive oft sogar die wichtigste Nebenleistung überhaupt. Deshalb ist die finanzielle Stabilität von Pensionsplänen so wichtig. Umso erfreulicher ist es, dass der nach wie vor überwiegend hohe Deckungsgrad bei den untersuchten Unternehmen die hohe Ausfinanzierung der Vorsorgeverpflichtungen reflektiert", erklärt Stephan Wildner, Leiter Schweiz bei WTW in Zürich.
Im Vergleich zu den Vorjahreszahlen sind die Pensionsverpflichtungen der in dieser Studie berücksichtigten SLI-Unternehmen im Jahr 2023 um 5 Milliarden CHF (3,4%) gestiegen. Im gleichen Zeitraum ist das Planvermögen um 1 Mrd. CHF (-0,6%) gesunken. Der durchschnittliche Deckungsgrad aller Vorsorgeverpflichtungen (kapitalgedeckte und nicht-kapitalgedeckte) sank zwischen 2022 und 2023 von 99% auf 96%.
Nach einem auf den Finanzmärkten relativ stabilen Jahr 2023 bleibt die Stabilität bislang auch im ersten Halbjahr 2024 erhalten. Der anfänglich starke Anstieg der Inflation im Jahr 2022 hat sich dank der Massnahmen der Zentralbanken umgekehrt, was die Realwirtschaft stärkt.
Christian Heiniger, Pensionskassen-Experte und Senior Director bei WTW in Zürich, betont: "In der Tat beobachten wir eine Trendwende bei den Zinssätzen. Die Schweizerische Nationalbank hat den Leitzins als Reaktion auf die sinkenden Inflationsraten und das schwieriger werdende wirtschaftliche Umfeld bereits in zwei Schritten von 1.75% auf 1.25% gesenkt."
Die Schweizerische Nationalbank ist dank der im internationalen Vergleich tiefen Inflationsrate in einer komfortablen Position. Eine mögliche weitere Senkung der Zinssätze würde den Marktwert von langlaufenden Schweizer Obligationen stützen, aber gleichzeitig auch die Pensionsverpflichtungen erhöhen. Pensionskassen sollten sich proaktiv auf dieses Szenario vorbereiten, sonst verschlechtert sich der durchschnittliche Deckungsgrad weiter.
Diese Massnahme hat direkte Auswirkungen auf die Pensionsverpflichtungen. Bei einer typischen Duration der Pensionsverpflichtungen von 15 Jahren bedeutet eine Senkung des Diskontsatzes um 25 Basispunkte einen Anstieg der Verpflichtungen um ca. 3%. Ausserdem wirken sich niedrigere Zinssätze direkt auf die Anlagerenditen aus, insbesondere auf festverzinsliche Wertpapiere (Anleihen). Daher müssen Pensionskassen proaktiv auf diesen Rückgang der Zinssätze reagieren. Beispielsweise, indem die Anlagestrategie angepasst wird.
Bisher sind nur kleinere Auswirkungen der Zinssenkungen auf die Bilanzen zu beobachten. Seit Anfang 2024 schwankt der Diskontsatz zwischen 1,3% und 1,5%. Andererseits ist die Inflation seit Januar 2023 allmählich zurückgegangen. Der Rückgang der Inflationsrate ist auch seit Beginn des Jahres 2024 zu beobachten, mit einer Rate von 1,4% im Mai 2024. Experten sagen für das gesamte Jahr 2024 einen kontinuierlichen Rückgang der Inflationsrate voraus, die für das gesamte Jahr auf 1,2% geschätzt wird. Es ist erwähnenswert, dass die Inflation bei der Festlegung der versicherungsmathematischen Annahmen für Gehalts- und Rentenerhöhungen bei der Bewertung der Rentenverbindlichkeiten berücksichtigt wird.
Die in verschiedenen Ländern zu beobachtende Verlangsamung des Anstiegs der Lebenserwartung wirkt sich zudem positiv auf die finanzielle Stabilität der Pensionsverpflichtungen aus. Der Trend zu wachsenden Rentneranteilen an den Gesamtverpflichtungen belastet hingegen die finanzielle Situation durch die langjährigen fixen Leistungsversprechen erheblich.
Darauf weist Christian Heiniger hin: "Es ist wichtig, Entlastungsmassnahmen zu ergreifen, um flexibel und autonom auf unerwartete Krisen reagieren zu können. Quantitative Risikosteuerung als Teil von Asset-Liability-Studien kann dazu beitragen, die erwartete Rendite bei gleichbleibendem Risiko zu erhöhen, indem eine optimale risikoadjustierte Anlagestrategie in Verbindung mit den Vorsorgeverpflichtungen umgesetzt wird. Letzteres schafft sowohl für die Arbeitnehmer als auch für die Arbeitgeber bessere Voraussetzungen für die Bewältigung der Herausforderungen, die in der Zukunft auf sie zukommen können."
Der durchschnittliche Deckungsgrad amerikanischer Unternehmen, der im WTW Pension 100 Index zusammengefasst ist, ist zwischen 2022 und 2023 leicht von 98% auf 100% gestiegen. In der Schweiz und in Deutschland hingegen sinkt der Deckungsgrad zwischen 2022 und 2023 leicht von 99% auf 96% bzw. von 80% auf 79%.