Finanzielle Sorgen wirken sich negativ auf die Motivation und Produktivität von Mitarbeitenden aus. Das zeigt der „Global Benefits Attitudes Survey“ von Willis Towers Watson, für die rund 2.000 Arbeitnehmer in Deutschland befragt wurden. 36 Prozent der Befragten leben von Gehaltsabrechnung zu Gehalts-abrechnung ohne finanzielle Rücklagen. Dabei geben 21 Prozent dieser Gruppe an, dass sich Geldsorgen auch auf ihre berufliche Leistung auswirken, 23 Prozent litten in den vergangenen zwei Jahren unter Stress, Angstzuständen oder Depressionen.
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Themenreihe „Wellbeing“
Durch die Corona-Krise verschärft sich diese Situation aktuell für viele Arbeitnehmer zusätzlich – Kurzarbeit und drohende Arbeitslosigkeit sorgen für Verunsicherung. Gerade jetzt ist es für Unternehmen daher besonders wichtig, ihre Mitarbeitenden durch zusätzliche Unterstützung, wie etwa ein gutes Benefits-Programm und Financial-Wellbeing-Lösungen, weiterhin zu motivieren.
Was ist mit Financial Wellbeing gemeint? Mitarbeitende mit einem guten finanziellen Wohlbefinden verfügen über eine finanziell gesicherte Position, die sich z. B. durch eine angemessene Haushaltsplanung und eine stabile Altersvorsorge auszeichnet. Somit haben sie „den Kopf frei“, um im Beruf produktiv zu arbeiten und in der Familie und Gesellschaft stressfrei zu leben.
Doch wie lernen z.B. Berufseinsteiger, ihr erstes Haushaltsbudget zu erstellen oder die ersten großen Ausgaben (z.B. die Anschaffung eines Autos oder der Kauf einer Immobilie) abzuwägen und tragfähige finanzielle Entscheidungen zu treffen? Nicht selten findet sich das gegenteilige Phänomen: ein materiell anspruchsvoller Lebensstil wird durch Schulden finanziert und ein „Notgroschen“ für unvorhergesehene Krisen (aktuell z.B. kurzarbeitsbedingter Einkommensrückgang im Lockdown oder gar längerfristige Erkrankungen) nicht angespart. Aber auch Mitarbeitende mit stabilen finanziellen Verhältnissen fragen sich, ob sie nach ihrer Pensionierung genügend Geld zur Verfügung haben werden. Schwirren Mitarbeitenden Sorgen wie „was wäre, wenn ich einen Unfall hätte – wer kümmert sich dann um…“ im Kopf herum, lenkt dies von produktiver Arbeit erheblich ab.
Dass Arbeitgeber ihren Mitarbeitenden auch in diesem Punkt zur Seite stehen ist nicht neu. Meist sind die entsprechenden finanziellen Tools, die Arbeitnehmer bezüglich ihrer Finanzen unterstützen und schulen sollen, aber auf Einzelthemen in der Zukunft (z.B. betriebliche Altersversorgung) fokussiert. Ein strategischer Ansatz wird jedoch häufig nicht verfolgt. Es fehlen oftmals Hilfestellungen oder Unterstützung im Bereich der Haushaltsplanung, Budgetierung, Investition, Wohnraum-beschaffung oder Kreditaufnahme. Kurzum, es fehlt die personalisierte finanzielle Beratung und Fortbildung für die Mitarbeitenden. Dabei geht es nicht darum, die Kontrolle der persönlichen Finanzen zu übernehmen, sondern eher darum, Risikogruppen zu identifizieren und Anregungen für gesunde finanzielle Angewohnheiten zu schaffen. In Großbritannien schätzen 76 Prozent der Arbeitgeber, dass ihre Arbeitnehmer es begrüßen würden, wenn man sie aktiv bei ihrem finanziellen Wohlbefinden unterstützen würde, wie eine Umfrage von Willis Towers Watson zeigt. Für Deutschland liegen entsprechende Zahlen noch nicht vor – doch könnten solche Angebote auch hierzulande, gerade unter dem verstärkten finanziellen Druck in der Corona-Pandemie, auf ein positives Echo treffen.
Hat ein Unternehmen, das eine gute betriebliche Altersversorgung anbietet, seine „Hausaufgaben“ im Financial Wellbeing schon erledigt? Für das Financial Wellbeing dürfte die betriebliche Altersversorgung einer der Grundpfeiler sein. Jedoch haben Mitarbeitende auch in der Gegenwart finanzielle Bedürfnisse und Sorgen: alltägliche Themen, wie unvorhergesehene Rechnungen (z.B. bei kurzfristig notwendigen Reparaturen von Handy, Waschmaschine, Auto usw.), die Pflege und Pflegekosten für Angehörige. Aber auch die Frage, wie man bei Kurzarbeit oder Arbeitszeitreduzierung wegen Homeschooling oder fehlender Kinderbetreuung in der Pandemie mit weniger Geld „über die Runden kommt“, überteuerten Wohnraum bezahlt oder Kredite bedient, spielt hier eine Rolle. Falsche finanzielle Entscheidungen und eine kurzsichtige Haushaltsplanung können den Anfang einer finanziellen Schieflage einleiten. Wichtig ist dabei, dass sich die Situation für jeden Mitarbeitenden anders darstellt – je nach Beruf, Alter, Familienstand usw.
Wird das finanzielle Wellbeing oder eine entsprechende Schieflage ignoriert, kann dies Beeinträchtigungen des sozialen, emotionalen und physischen Wellbeings nach sich ziehen. Oft führen finanzielle Sorgen zu emotionalen Problemen, sozialen Konflikten oder Isolation, aber auch physischen Leiden. Begleitende Probleme können Spielsucht, Alkohol- und Drogenmissbrauch und auch Ehe-/Familienkonflikte oder Schulprobleme der Kinder sein. Umgekehrt beeinflussen Faktoren wie die psychische Gesundheit, chronische Krankheiten, geschlechtsspezifische oder andere Diskriminierung (und in der Folge z.B. geringere Karriere- und Verdienstchancen) auch das finanzielle Wellbeing der Mitarbeitenden.
Um das kurz, mittel und langfristige Financial Wellbeing der Mitarbeitenden ganzheitlich zu unterstützen, sollten Unternehmen sich zunächst einen Überblick über den aktuellen Zustand verschaffen (bestehende finanzielle Wellbeing-Programme, Kosten, gefährdete Belegschaften usw.). Hierzu sollten Kennzahlen (z.B. die Anzahl von Pfändungsbescheiden, Darlehensanfragen usw.), aber auch Mitarbeiterbefragungen und Wellbeing Diagnostik herangezogen werden.
Auf dieser Basis können eine Financial Wellbeing Strategie formuliert, taktische Maßnahmen definiert und ein Aktionsplan zur Umsetzung der Strategie entwickelt werden. Nicht zu vergessen sind Kommunikation, Transparenz und Führungskräfteausbildung sowie das Definieren und Messen von Zielen. Bei der Entwicklung eines finanziellen Wellbeing-Programms gilt es, folgende Punkte im Blick zu behalten:
Ein gutes Financial-Wellbeing-Programm …
Insgesamt ist es für Unternehmen sinnvoll, das komplette Financial-Wellbeing-Angebot (besser noch das gesamte Wellbeing-Angebot) zentral auf einer digitalen Plattform, die auch per Smartphone zugänglich ist, darzustellen. Wenn Mitarbeitende ein gutes Wellbeing-Programm kennen und nutzen, profitieren Unternehmen im Gegenzug von Mitarbeitenden, die „den Kopf für die Arbeit frei haben“ und produktiv durchstarten können. Nicht zuletzt deshalb planen derzeit zahlreiche Arbeitgeber, das finanzielle Wohlbefinden ihrer Mitarbeitenden zu verbessern.