WTW 2022 Global Medical Trends Survey
Wie schon im Vorjahr steigen die betrieblichen Krankenversicherungskosten weltweit weiterhin an, wie der 2022 Global Medical Trends Survey von WTW zeigt. Mit +8,1 Prozent liegt die erwartete Steigerung überall (teils deutlich) über der allgemeinen Inflation. Eine Trendumkehr ist nicht zu erwarten: Mehr als drei Viertel der Versicherer weltweit erwarten höhere bzw. signifikant höhere Kosten für Krankenversicherungen über die nächsten drei Jahre.
International agierende Unternehmen benötigen nun mittel- bis langfristige Strategien und ein tiefes Verständnis der lokalen und regionalen Gründe, um dem Kostenanstieg die Stirn bieten und eine erfolgreiche Schadensprävention initiieren zu können. Neue Angebote, der zügige Ausweitung von Telemedizin-Angeboten und Wellbeing Services, unterstützen Unternehmen bei der Suche nach geeigneten Antworten.
Wie in den Vorjahren unterscheiden sich die Steigerungsraten zwischen den Regionen deutlich, von durchschnittlich 14,2 Prozent in Lateinamerika, über 10,2 Prozent im Nahen Osten und Afrika, 7,6 Prozent in Asien und den USA, bis hin zu 6,7 Prozent in Europa.
Die Entwicklungen sind weltweit auch deshalb so unterschiedlich, weil
Die lokale Volatilität bleibt aufgrund der anhaltenden großen Unsicherheit durch die Pandemie hoch.
Erkrankungen des Bewegungsapparates (muskuloskelettale Erkrankungen) – im Vorjahr noch der fünftgrößte Kostentreiber – verursachen mittlerweile in Europa die höchsten Gesundheitskosten, weltweit sind sie auf Platz 3 aufgestiegen. Damit haben sie in Europa mittlerweile sogar die Kosten von Krebsbehandlungen überholt. Herzkreislauf-Erkrankungen verursachen weltweit die zweithöchsten, europaweit die dritthöchsten Gesundheitskosten. Beides dürfte u.a. auf die schlechtere ergonomische Ausstattung beim Arbeiten im Homeoffice und den damit einhergehenden Bewegungsmangel zurückzuführen sein.
Lateinamerika | Asien/Pacific | Europa | Naher Osten/Afrika |
---|---|---|---|
Krebs | Krebs | Bewegungsapparat | Herz-Kreislauf-System |
Herz-Kreislauf-System | Herz-Kreislauf-System | Krebs | Krebs |
COVID-19 | Bewegungsapparat | Herz-Kreislauf-System | Diabetes |
Diabetes | Gastrointestinale Erkrankungen | Psychische Erkrankungen | COVID-19 |
Bewegungsapparat | Unfälle, Verletzungen | Unfälle, Verletzungen | Gastrointestinale Erkrankungen |
Die signifikantesten Kostensteigerungen werden für die Behandlung von psychischen Erkrankungen erwartet. Auch hier dürfte die Pandemie bestehende Entwicklungen verstärkt bzw. beschleunigt haben.
Die Kosten für Krebsbehandlungen sind gefallen, weil in der Pandemie Vorsorgeuntersuchungen vielfach nicht wahrgenommen wurden. Erwartet wird jedoch ein rapider Kostenanstieg in den nächsten 18 Monaten, da einerseits viele Vorsorgeuntersuchungen jetzt nachgeholt werden und andererseits Fälle, die jetzt erst spät erkannt werden, deutlich aufwendigere und damit teurere Behandlungen nach sich ziehen werden.
Deckungsausschlüsse eliminieren: Zahlreiche betriebliche Krankenversicherungsverträge beinhalten immer noch Deckungsausschlüsse für bestimmte Erkrankungen z.B. HIV/AIDS, Alkoholismus und Drogenkonsum. Spätestens die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig umfassender Schutz ist, und auch dass hier Verhandlungsspielraum bestehen kann. Unternehmen sollten diesen nutzen und Ausschlüsse so weit als möglich eliminieren.
Wellbeing fördern: Um den Kostensteigerungen langfristig wirksam entgegenzutreten gilt am wohl wichtigsten, aber auch diffizilsten Einflussfaktor anzusetzen: den versicherten Mitarbeitern. Nachhaltiges Kostenmanagement bedarf einer nachhaltigen Verhaltensänderungen bei den Mitarbeitern, durch Veränderungen (=Verbesserungen) im Lebensstil, aber auch durch die richtige und effiziente Nutzung von Präventionsangeboten. Entsprechende Wellbeing-Strategien sollten möglichst genau auf das jeweilige Unternehmen, aber auch die Herausforderungen des jeweiligen Landes zugeschnitten sein. Viele Versicherungspakete bieten hierfür bereits entsprechende Services.
Telemedizinische Angebote können das Kostenmanagement wesentlich unterstützen. Sie haben mit der Pandemie einen deutlichen Aufwind erhalten. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen und die Angebote wurden und werden weltweit deutlich verbessert. Wellbeing-Services umfassen z.B.:
Die Kosten für medizinische Versorgung steigen weiter an. Providerhopping und Verhandlungsgeschick alleine werden dies langfristig nicht ausreichend bremsen. Die Kosten managen heißt daher im ersten Schritt, sowohl die generellen als auch die speziellen Kostentreiber im Unternehmen zu analysieren. Auf dieser Basis gilt es, die richtigen Schlüsse ziehen. Wellbeing-Maßnahmen, welche auf Prävention setzen, sind ein wichtiger Baustein, um langfristig Erfolge durch nachhaltige niedrigere Schadensquoten zu erreichen.