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Artikel | Benefits Perspectives

Ampel-bAV: Moderne bAV-Pläne – was geht, was fehlt?

17. Mai 2022

Was hat die Ampel-Koalition mit der bAV vor? Ein Roundtable-Gespräch zeigte: Auf eine Antwort müssen Unternehmen nicht warten, denn sie haben bereits vielfältige Gestaltungsoptionen.
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Über das Roundtable-Gespräch

Am 30. März ging es in einem Roundtable-Gespräch mit bAV-Praktikern und über 100 Teilnehmern darum, wie sie die Pläne der Ampel-Koalition in Sachen Altersversorgung bewerten und wie gut sie die bAV-Systeme ihrer Unternehmen aufgestellt sehen. Teilnehmer des Gesprächs waren Dr. Christina Meixner, Deutsche Bank, Dr. Dietmar Droste, E.ON, Stefan Prey, Vodafone, Karl Reinmann, Bristol Myers Squibb, und Dr. Johannes Heiniz, WTW. Moderiert wurde die Runde von Dr. Michael Karst, WTW.

Im Koalitionsvertrag wird die bAV immerhin erwähnt

Gleich zu Beginn des Roundtables wurde der Politik Flexibilität bescheinigt: Während der Koalitionsvertrag noch 10 Mrd. Euro für die Aktienrente ins Spiel brachte, ist im aktuellen Haushaltsplan davon keine Rede mehr. Dafür bleibt es dabei, dass das Sozialpartnermodell umgesetzt werden muss, der Riester-Rente neues Leben eingehaucht wird und kleinere Versicherungen und Pensionskassen auf eine vereinfachte Regulatorik hoffen dürfen.
Und was sagt der Koalitionsvertrag zur betrieblichen Altersversorgung? Nur wenig: Sie soll gestärkt werden.

Den Koalitionsvertrag sehe ich mit Optimismus, allerdings bleibt auch viel Raum für Fantasie.”

Dr. Christina Meixner, Deutsche Bank 

So knapp die Botschaft auch ist, die Teilnehmenden des Roundtables bewerteten sie durchaus positiv, immerhin sei sie das klare Bekenntnis zur bAV als tragfähiger Säule im Vorsorgemix. Positiv bewertet wurde auch, dass die Aktienrente jetzt Teil der öffentlichen Diskussion ist: Allein schon die breite Thematisierung von Aktien, Börsen und Renditechancen stärke die noch immer recht schwache Aktienkultur in Deutschland und die „financial awareness“ vieler Menschen.

„In der Schweiz können wir bereits in unterschiedliche Strategien investieren. In Deutschland braucht es dafür noch mehr ‚financial education‘.”

Karl Reinmann, Bristol Myers Squibb

Kritisch angemerkt wurde jedoch: Ein neues Konstrukt wie die Aktienrente koste Zeit, könne die Lage noch komplexer machen und zu weiterem administrativen Aufwand führen. Die bAV hingegen wäre bereits ein gut ausbalanciertes System mit attraktiven und vielfältigen Chancen für die Mitarbeitenden, auch wenn hier und da noch Luft für weitere Verbesserungen wäre.

Kapitalmarktorientierte Pläne bleiben ein guter Weg

Wo liegen die größten Chancen für eine leistungsstarke bAV? Die Teilnehmenden plädierten hier einhellig für kapitalmarktorientierte Pensionspläne. Mitarbeitende könnten damit bei dem langfristigen Anlagehorizont der bAV von einer positiven Marktentwicklung einer entsprechend langfristig orientierten Kapitalanlage profitieren, und die Unternehmen würden an finanzieller Sicherheit gewinnen.
Interessant zu hören war auch, dass sich die Teilnehmenden mit ihren kapitalmarktorientierten Lösungen sogar mit Blick auf die aktuellen Inflationsrisiken auf der sicheren Seite sehen. Jetzt bewähre sich das De-Risking der letzten Jahre, also die strukturierte Überarbeitung der Pensionspläne, die Hinwendung zu einer Investmentlogik und die Abkehr von Rentenversprechen mit hohen Fixzinsen.

Die Inflation ist als Parameter bei der Pensionsplangestaltung zurück. Gemessen am Rechnungszinseffekt gibt es jedoch aktuell noch keine nennenswerte Ausschläge.”

Dr. Johannes Heiniz, WTW

Den positiven Erfahrungen der Roundtable-Teilnehmenden entspricht die Einschätzung von WTW: Die Inflation ist zwar als „Player“ zurück, ihre Auswirkungen sind jedoch (noch) gering. Die Pensionswerke der größten deutschen Unternehmen (DAX-40) zeigen sich nach wie vor robust (vgl. WTW Studie „DAX-Pensionswerke 2021“). Ein gestiegener Rechnungszins in Verbindung mit einer sehr guten Kapitalmarkt-Performance hat im letzten Jahr zu einem deutlichen Anstieg der Ausfinanzierungsgrade gesorgt.

Wahlmöglichkeiten empfehlen sich eher bei der Dotierung als bei der Anlage

Kapitalmarktorientierte Modelle bieten also einen guten Weg in die Zukunft. Doch wie sollten sie ausgestaltet werden? Die Teilnehmenden sprachen sich dabei tendenziell gegen Modelle aus, die den Mitarbeitenden umfangreichere Wahlmöglichkeiten bei der Kapitalanlage mit Blick auf das jeweilige Anlagekonzept lassen.

Solche Modelle seien komplex, nur schwer zu vermitteln und aufwändig, auch weil damit ein hoher, juristisch wasserdichter Beratungsaufwand für die Arbeitgeber verbunden ist. Zudem haben die Teilnehmenden die Erfahrung gemacht, dass die meisten Mitarbeitenden ohnehin lieber ein Standardmodell wählen als sich mit den Finessen verschiedener Anlagestrategien auseinanderzusetzen und auch mal etwas riskanter zu „spekulieren“.

Im Rahmen unserer Life-Cycle-Modelle bieten wir verschiedene Mischungen aus Aktien und Rentenprodukten. 80 Prozent unserer Mitarbeitenden wählen jedoch das Standardmodell.”

Stefan Prey, Vodafone

Weitaus wichtiger sei den Mitarbeitenden, wenn sie im Rahmen von Life-Cycle-Modellen individuelle Wahlmöglichkeiten bei der Dotierung hätten. Gerade die Kombination aus vorgegebenen strukturierten Plänen mit einer durchdachten Anlagestrategie und der Freiheit, der Höhe nach wechselnde Beiträge einbringen zu können und damit dem individuell unterschiedlichen „Sparvermögen“ im Laufe eines typischen Lebenszyklus Rechnung tragen zu können, treibe die Teilnahmequote nach oben.

Die Politik ist zwar gefragt, Unternehmen können dennoch handeln

Damit die bAV in Zukunft noch besser wird, sei vor allem die Politik gefragt. Als Wünsche nannten die Teilnehmenden zum Beispiel langfristig zuverlässige Regelungen, weniger Regulatorik für alle Unternehmen oder einen verbindlichen Rechtsrahmen mit Blick auf mögliche Garantieniveaus in der bAV, auch wenn hier bei guter Argumentation bereits jetzt juristisch solide Optionen gegeben sind.

Der Zugang zur reinen Beitragszusage sollte auch ohne Tarifvertrag möglich sein. Das wäre ein echter Beitrag zur nachhaltigen Stärkung der bAV.”

Dr. Dietmar Droste, E.ON

Die Roundtable-Teilnehmenden meinten jedoch unisono: Auf die Politik sollten die Unternehmen nicht warten, weil sie es nicht müssen. Wie die bAV-Praktiker mit ihren Systemen belegen, bieten sich Unternehmen jetzt schon vielfältige Möglichkeiten, Vorsorgelösungen zu gestalten, die für Mitarbeitende und Unternehmen gleichermaßen vorteilhaft sind. 

Bereits der aktuelle Rechtsrahmen der betrieblichen Altersversorgung bietet viel Raum für attraktive beitragsorientierte Versorgungssysteme. Ein „Warten auf den Gesetzgeber“ kostet wertvolle Zeit, die dann nicht mehr für die Vorsorge zur Verfügung steht.”

Dr. Michael Karst, WTW

Ganz unpolitisch gesprochen: Für eine leistungsstarke bAV steht die Ampel auf Grün. 

Gesamtes Roundtable-Gespräch anschauen

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