In den letzten beiden Jahren ist das Thema Nachhaltigkeit mit großen Schritten in die Vorstandsvergütung eingezogen. Mittlerweile haben fast alle DAX-Unternehmen Ziele mit Blick auf Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte in ihren Vergütungssystemen verankert. Der Druck durch Investoren und die regulatorischen Anforderungen an die Vorstandsvergütung haben diesen Trend beschleunigt.
Im Rahmen ihrer aktuellen Vorstandsvergütungssysteme haben 80 Prozent der DAX-40-Unternehmen ESG-Kriterien im Bonussystem und 45 Prozent in der langfristigen variablen Vergütung (LTI) verankert – je nach Vergütungsbestandteil sehr unterschiedlich:
Die meisten europäischen Investoren sehen in der Berücksichtigung von ESG-Kriterien in der Vorstandsvergütung ein wirksames Instrument, um vor allem klimarelevante Ziele schneller zu erreichen. Deshalb begutachten sie den Fortschritt und die Berichterstattung rund um das Thema Nachhaltigkeit sehr genau und haben konkrete Anforderungen an die entsprechende Ausgestaltung der Vergütung:
Bereits die Identifikation vergütungsrelevanter ESG-Kriterien kann eine erste Hürde sein. Doch sie lässt sich relativ leicht überwinden, weil es dafür klare Orientierungspunkte gibt wie die Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens, vom Management gesetzte Prioritäten und die Marktpraxis von Unternehmen in vergleichbaren Branchen. Optimalerweise sollten die Ziele wie erwähnt quantifizierbar und nachvollziehbar sein.
Eine größere Hürde ist allerdings die Festlegung der zu erreichenden Mindest-, Ziel- und Maximalwerte je Kriterium, weil es belastbare historische Daten und Erfahrungswerte in aller Regel nicht gibt. Vor allem die Festlegung von Erfolgszielen in LTI-Plänen mit längeren Performance-Zeiträumen erweist sich als herausfordernd. Hier hilft manchmal nur der viel zitierte „Mut zur Lücke“. Wichtig ist es letztendlich, bei diesen Themen schnell voranzukommen, Erfahrungen zu sammeln und in der nächsten Kalibrierungsrunde dazugelernt zu haben.
Im Laufe der kommenden Jahre werden mit sinkenden Unwägbarkeiten die Gewichtungen der ESG-Ziele ansteigen; aber vorerst geht es um einen Lernprozess für alle Stakeholder. Auch Investoren müssen dazulernen und verstehen, dass die Unternehmen hier erste Erfahrungen sammeln und es in den kommenden Jahren mit Sicherheit zu weiteren Anpassungen in den Vergütungssystemen kommen wird.
Die Entwicklung in den vergangenen beiden Jahren war rasant. Vor fünf Jahren hätten vermutlich die wenigsten erwartet, dass ESG-Ziele ihren Weg in die LTI-Pläne der Führungskräfte finden. Und nun sind wir fast so weit, dass das Thema ESG aus keinem Plan mehr wegzudenken ist.