Die anhaltende Krise in der Ukraine wirkt sich zunehmend negativ auf die Weltwirtschaft aus. „Die gesamte globale Wirtschaft wird die Auswirkungen der Krise durch langsameres Wachstum, Handelsstörungen und höhere Inflation zu spüren bekommen“, erklärten der IWF, die Weltbank und die Europäische Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) in einer gemeinsamen Stellungnahme. Vor allem die Ärmsten und Verwundbarsten würden getroffen.
Die Bundesregierung sieht angesichts der Folgen der Ukraine-Krise deutliche Risiken für die deutsche Konjunktur. Sie rechnet für das laufende Jahr mit einem schwächeren Wirtschaftswachstum, das 2022 nur noch 2,4 Prozent betragen werde. Das sind 1,2 Prozentpunkte weniger als im Januar im Jahreswirtschaftsbericht angenommen. Für 2023 rechnet die Regierung nun mit einem Wachstum von 2,5 Prozent.
Die Prognose wurde ohne Berücksichtigung eines möglicherweise kommenden Energieembargos berechnet. Sollte die EU einen Importstopp auf russische Energie verhängen oder Russland die Hähne zudrehen, dürfte das die Wirtschaftsleistung noch deutlicher treffen. Gleichzeitig betont das Wirtschaftsministerium aber auch, dass man bei der Unabhängigkeit von russischer Energie große Fortschritte mache: So habe Deutschland vor Beginn der Krise noch mehr als 50 Prozent der Gaslieferungen aus Russland bezogen im Vergleich zu etwa 30 Prozent Stand heute.
Ökonomen warnen außerdem vor einer Stagflation – einer Mischung aus schwachem Wachstum und steigenden Preisen. Die Inflation ist in der Eurozone mit voller Wucht zurückgekehrt und hat die Lebenshaltungs- und Betriebskosten auf Rekordhöhen getrieben. Abgesehen von pandemiebedingten Basiseffekten konnten die lahmgelegten globalen Lieferketten mit der Nachfrage nach der Pandemie nicht Schritt halten.
Hinzu kommt, dass die weitreichenden Lockdowns aufgrund der chinesischen Null-Covid-Politik die Handelsströme stören und zu explodierenden Rohstoffpreisen führen. Davon betroffen ist in erster Linie der Energiebereich. Aber auch die Preise anderer Rohstoffe wie Nickel und Aluminium stiegen zuletzt rasant an. Vor allem die Automobilindustrie steht vor Lieferkettenproblemen, da wichtige Einzelteile, wie zum Beispiel Kabelbäume, in der Ukraine produziert werden.
Aus Russland und der Ukraine stammen 30 Prozent der weltweiten Getreideexporte – UN-Generalsekretär António Guterres warnte, dass der Krieg einen „Wirbelsturm des Hungers und einen Zusammenbruch des globalen Ernährungssystems“ zur Folge haben könnte. Die Preise für Getreide und pflanzliche Öle sind bereits deutlich angestiegen.
Mit der Krise in der Ukraine und den Sanktionen gegen Russland steigt auch die Wahrscheinlichkeit, dass deutsche Exporteure auf unbezahlten Rechnungen sitzen bleiben. Das hat Auswirkungen auf das Zeichnungsverhalten der Kreditversicherer, die im Allgemeinen vorsichtiger werden. Neue Deckungen für Lieferungen in die Ukraine und nach Russland sind kaum noch zu bekommen, auch die Bewilligung neuer staatlicher Hermes-Bürgschaften wurde gestoppt.
Inwieweit bestehende Limite eine Zahlungsunfähigkeit aufgrund des Swift-Ausschlusses Russlands abdecken, wird von den Versicherern nicht eindeutig kommuniziert. Bekanntlich sind viele russische Banken vom SWIFT-System getrennt. Die Gewährung von Lieferantenkrediten in diesen Konstellationen könnte als gefahrenerhöhender Umstand von den Versicherern interpretiert werden, was zu einer fehlenden Deckung führen kann.
Ein weiteres Problemfeld sind die kontinuierlich anwachsenden Sanktionen gegen russische Personen und Unternehmen, was weitreichende Auswirkungen auf viele Sektoren und Branchen hat und vor allem die Import- und Exportgeschäfte vor neue Herausforderungen stellt. Unternehmen, die in geschäftlichen Beziehungen zu russischen Abnehmern stehen, müssen die Bestimmungen berücksichtigen, da sonst empfindliche Strafen drohen.
Vor allem das mittelbare Bereitstellungsverbot führt zu einer weiteren Herausforderung. Denn es bedeutet, dass die Unternehmensverflechtungen komplett zu durchleuchten sind, um die wirtschaftlich berechtigte Person zu ermitteln und gegen die Sanktionslisten zu prüfen. So wäre etwa eine Transaktion mit einer nicht weiter sanktionierten Firma verboten, wenn dieses Unternehmen unter der Kontrolle einer der sanktionierten Personen steht. Dies gilt auch für Geschäftspartner außerhalb Russlands. Daher ist es wichtig, schnell, gründlich und kontinuierlich die Sanktionen einzuhalten.
Auch wenn die Lage nicht einfach ist: Unternehmen bieten sich nach wie vor viele Chancen, wirtschaftlich überzeugende Kreditversicherungen unter Dach und Fach zu bringen und ihre Transaktionen generell gut abzusichern. Als internationale Berater und Broker bieten wir dafür die erforderliche Expertise und einen breiten Marktzugang, auch zu relevanten Spezialversicherern.
Insgesamt wollen wir auch in Krisenzeiten dazu beitragen, dass Unternehmen gut geschützt nach vorn gehen können und unser Wirtschaftssystem produktiv und profitabel ist. Dies gelingt am besten, wenn wir mit Unternehmen und Versicherern in einem engen Schulterschluss wirtschaftliche und wirkungsvolle Lösungen entwickeln und umsetzen.