Auch die verheerende Flutkatastrophe „Bernd“ beherrschte – neben der Pandemie – den Versicherungsmarkt im vergangenen Jahr. Während es sich für die Versicherungswirtschaft weltweit um das Jahr mit den viertteuersten Naturkatastrophen handelte, war 2021 für die deutschen Versicherer sogar das teuerste Jahr ihrer Geschichte. Von den wirtschaftlichen Schäden her dürfte „Bernd“ nach Hurrikan „Ida“ das zweitteuerste Naturkatstrophenereignis weltweit gewesen sein.
Allerdings sind die Versicherungslücken bei Fluten in Europa hoch. So wird der Ruf nach einer Pflichtversicherung lauter und spaltet weiterhin die Gemüter. Denn aus Sicht der Versicherer birgt eine Pflichtversicherung auch viele Nachteile. Aus ihrer Sicht sollten Unternehmen in Präventionsmaßnahmen investieren anstatt in umfangreiche Versicherungslösungen.
Folgt man den Prognosen von renommierten Klima-und Wetterforschern, war 2021 kein Ausnahmejahr, sondern markiert einen Trend. Viele der extremen Unwetterereignisse gehören in jene Kategorie, die durch den Klimawandel häufiger oder schwerer auftreten wird. Dazu zählen neben Starkregen und Hochwasser in Europa ebenso schwere Gewitter im Winterhalbjahr in den USA. Auch anhaltende Dürreperioden, wie sie aktuell auch Europa massiv betrifft, haben erhebliche Auswirkungen: Atomkraftwerke in Frankreich müssen heruntergefahren werden; in Deutschland ist der Rhein als die mit Abstand wichtigste Wasserstraße Europas aufgrund von teils Rekordniedrigwasser nur eingeschränkt schiffbar. Für verschiedene Industrien, wie zum Beispiel Stahl oder Chemie, sind unsere Wasserstraßen integraler Bestandteil der Supply Chain.
Diese massiven Umweltveränderungen haben auch Folgen für die Risikoquantifizierung. Bisherige Risikomodelle sind zu überarbeiten: Da Unwetterereignisse häufiger auftreten als in der Vergangenheit, werden Risikobedarfsprämien zwangsläufig steigen und Kapazitäten für Naturgefahren tendenziell teurer.
Die meisten Unternehmen und die Versicherungswirtschaft haben sich in jüngster Zeit dem Klimaschutz verschrieben. Im Underwriting nimmt die Nachfrage nach ESG-Kriterien bei Zeichnung eines Risikos zu. Aber gerade das Schadenmanagement bietet Möglichkeiten, wenn zum Beispiel ein nachhaltiger Wiederaufbau im Fokus steht. Folgt man allerdings aktuellen Untersuchungen, so stellt man fest, dass viele Versicherer jedoch selbst noch am Anfang dieser Transformation stehen.
Im Zuge der weltweiten Krisen nimmt das Risikomanagement eine zunehmend zentrale Rolle in Unternehmen ein. Erkennbar ist auch, dass Unternehmen zunehmend versuchen, ihre Risiken transparent zu erfassen, ihre Supply-Chain-Risiken zu identifizieren und Business-Continuity-Pläne zu erstellen. Cyber-Versicherungslösungen zum Beispiel sind ohne einen Risikodialog und Transparenz über die IT-Infrastruktur und -Sicherheit nicht mehr möglich.
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MARKTspot 2022 – Trends und Perspektiven im Industrieversicherungsmarkt | 2.1 MB |