Von den Fortschritten der Versicherer bei der Vorbereitung auf IFRS 17 haben wir uns ein sehr genaues Bild gemacht: Wir haben 270 Gesellschaften aus 45 Ländern befragt. Darunter sind 26 multinationale Gruppen, die sich bekanntlich in einem besonders brisanten Spannungsfeld aus Kapitalmarktnähe und Komplexität befinden.
Das Ergebnis: Die Umsetzung des Regelwerks ist eine Herkulesaufgabe. Die meisten Gesellschaften unternehmen zum Teil schon seit vielen Jahren extreme Anstrengungen, um diese zu meistern.
So erwarten nur 40 Prozent der 26 multinationalen Gruppen, dass sie den neuen Standard vollumfänglich fristgerecht implementieren können. Von den übrigen befragten 244 Versicherern teilen nur 20 Prozent diese Einschätzung.
Versicherer müssen sich nun auf die wesentlichen bestehenden Lücken beschränken und diese so bald wie möglich schließen. Die Umsetzung der weniger kritischen Punkte werden viele ins Jahr 2023 verschieben müssen – daraus folgt, dass der erste Abschlussprozess im April 2023 oftmals unter Verwendung zahlreicher Vereinfachungen und Workarounds vonstattengehen wird. Allgemein herrscht in den Häusern zwar die Überzeugung, dass bereits erste Reportings nach den neuen Anforderungen produziert werden können – es besteht jedoch grundsätzlich die Sorge, dass deren Interpretation und die Erläuterung an interne und externe Stakeholder kein einfaches Unterfangen sein wird.
Auch wenn Aufwand und Kosten weiter steigen und die Probleme auf der Zielgeraden nicht kleiner werden, gibt es durchaus Potential, erhebliche Mehrwerte aus der Umstellung auf IFRS 17 zu realisieren:
Als Berater haben wir in den letzten Jahren mit mehr als 150 Versicherern auf der ganzen Welt an IFRS 17-Projekten gearbeitet. Einem Großteil ist es gelungen, den Fokus nicht nur auf die Erzeugung der Zahlen zu legen, sondern die Umstellung auf IFRS 17 als ganzheitliches Transformationsvorhaben zu begreifen.
In den kommenden sechs bis zwölf Monaten wird es von entscheidender Bedeutung sein, in den Umsetzungsprojekten die richtigen Prioritäten zu setzen und den Übergang zum Linienbetrieb zu meistern. Durch die richtigen Entscheidungen wird die Art und Weise des Arbeitens im Reporting umfassend und nachhaltig verbessert werden.
Damit ist die Umstellung auf IFRS 17 im notwendigen Endspurt – zugleich fällt hier aber der Startschuss für eine große Transformation in der Versicherungsbranche.