Aufgrund der deutlich reduzierten Fahrleistung während der COVID-19-Pandemie lagen die Unfall- und Schadenzahlen in den beiden Vorjahren auf einem sehr niedrigen Niveau. Trotz der hohen Elementarschäden durch Flut, Stürme und Hagel im Sommer 2021 erzielten die Versicherer mit einer Schaden-Kosten-Quote von rund 95 Prozent im letzten Jahr daher marktweit noch schwarze Zahlen. Bei separater Betrachtung von Kfz-Flotten lag der Wert bei 98 Prozent und damit nur noch knapp in der Gewinnzone. Die Prämien blieben 2021 stabil und stiegen marktweit nur um 0,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Nach den bisherigen Prognosen steuern die Kfz-Versicherer für das Jahr 2022 auf rote Zahlen zu. Das hat verschiedene Ursachen: Durch die wieder angestiegene Mobilität nach den Lockdown-Phasen hat sich auch die Schadenhäufigkeit wieder erhöht. Gleichzeitig steigt der Aufwand für den einzelnen Schaden durch verteuerte Ersatzteile, höhere Lohnkosten und Stundenverrechnungssätze sowie verzögerte Reparaturen durch Probleme bei der Teilebeschaffung. Damit schlagen die Unterbrechung der Lieferketten und hohe Inflationsraten unmittelbar auf den Schadenaufwand der Kfz-Versicherer durch.
Für die Verlängerungsverhandlungen erwarten wir zum einen marktweite Prämienerhöhungen über Anpassungsklauseln auf dem Niveau der aktuellen Inflationsraten und zum anderen individuelle Forderungen bei schlecht verlaufenden Flotten. Konkrete Forderungen liegen voraussichtlich zum Beginn des vierten Quartals vor.
Die Anzahl der Neuzulassungen von Fahrzeugen ist aufgrund der instabilen Lieferketten gesunken. Damit reduziert sich bei den Versicherern das Wettbewerbsvolumen der Neufahrzeuge mit häufig höheren Prämien.
Eine weitere Herausforderung für Versicherer: Privatund Firmenkunden bekommen verstärkt „Auto-Abos“ angeboten, eine Art „All-Inklusive-Leasing“. In den monatlichen Raten sind alle laufenden Kosten enthalten. Der Kunde kann durch kurze Laufzeiten das Fahrzeug zudem flexibel wechseln und so auch einfach auf alternative Antriebsarten umsteigen. Die Versicherung erfolgt meist über eine Kooperation des Abo-Anbieters.
In dem noch relativ jungen Markt der Versicherung von E-Scootern zeigen erste Statistiken sehr hohe Schadenzahlen. So liegt der durchschnittliche Aufwand für einen Kfz-Haftpflichtschaden dieser E-Kleinfahrzeuge laut Statistik des Versicherer-Verbandes GDV bei 3.850 Euro.