Mit Hauptinhalt fortfahren
main content, press tab to continue
Artikel | Risk Perspectives

Lebensmittelbranche: Hohe Hürden beim Versicherungsschutz

20. Oktober 2022

Der Versicherungsmarkt der Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie folgt den Entwicklungen der Industrieversicherung. Allerdings gibt es versicherungs- und risikoseitig auch einige Besonderheiten.
Climate
N/A

Der Klimawandel hat immense Auswirkungen auf die Lebensmittel­ und Getränkeindustrie – Hochwasser, Dürren und Buschfeuer bedrohen die Ernten in allen Teilen der Welt.

Für Unternehmen ist daher eine individuelle Risikoanalyse und gegebenenfalls ­quantifizierung von großer Bedeutung. Das betrifft sowohl eigene Standorte als auch die vorgelagerte Lieferkette.

Da auch Versicherer zunehmend solche individuellen Schadenszenarien betrachten, sind entsprechende Analysen wichtig für die Unternehmen: So können sie frühzeitig auf mögliche Bedrohungen reagieren und sich besser auf die Verhandlungen mit Versicherern einstellen.

Versicherer fordern Brandschutzmaßnahmen

Feuerschäden prägen den teilweise dramatisch steigenden Prämientrend in der Sachversicherung in Deutschland. Vor allem brennbare Baumaterialien haben zu erheblichen Schäden geführt. Die Lebensmittelbranche ist besonders betroffen, da sich brennbare Baustoffe in vielen Bereichen von Produktion und Logistik finden, wie zum Beispiel Isoliermaterialien aus geschäumten Kunststoffen.

Dies führt dazu, dass die Versicherer nicht nur höhere Prämien oder Selbstbehalte fordern, sondern auch zum Teil umfangreiche Investitionen in Brandschutz, Löschtechnik und den Austausch brennbarer Isoliermaterialien. In Gebäudeneubauten ist der Einsatz nicht brennbarer Baustoffe eine Voraussetzung, um eine Versicherbarkeit zu gewährleisten. Unternehmen sollten diesen Forderungen aufgeschlossen begegnen. Die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, dass Versicherer durchaus bereit zu Kompromissen sind.

Wenige deutsche Anbieter

Die Verunreinigung von Lebensmitteln und Getränken ist seit je her ein wichtiges Thema in der Branche. Die meisten Produzenten wälzen die finanziellen Folgen einer Produktkontamination auf eine Versicherungsgesellschaft ab: Die Produktschutzversicherung einschließlich Bilanzschutzdeckung ist dabei eine Besonderheit für die Nahrungsmittel­ und Getränkeindustrie.

Allerdings ist der Versicherungsmarkt in Deutschland für umfassende Deckungen inklusive Ertragsausfällen anbieterseitig äußerst begrenzt. Das führt dazu, dass unter den Anbietern nur ein begrenzter Wettbewerb herrscht. Verzichtet ein Unternehmen dagegen auf den weitreichenden Bilanzschutz, steigt die Zahl der potenziellen Anbieter deutlich. Dennoch führt auch dies aktuell nicht zu niedrigeren Prämien.

Auf dem englischen Markt gibt es für Bilanzschutzkonzepte zwar deutlich mehr Versicherer – mit interessanten, weitreichenden Deckungskonzepten – jedoch stellen diese die Policen üblicherweise auf Englisch aus und im Falle von Streitigkeiten gilt meist englisches Recht. Dies stellt für viele Versicherungsnehmer eine Hürde dar.

Neben den aktuellen Lieferkettenproblemen stellen Klimawandel, Brandschutzauflagen und eine reduzierte Anzahl an Versicherern reale finanzielle Risiken für den Unternehmenserfolg dar. Unternehmen sollten daher genau hinschauen, Risiken präzise analysieren und quantifizieren, Präventionsstrategien entwickeln und Absicherungsmaßnahmen treffen.

Related content tags, list of links Artikel Risk Perspectives Klima
Contact us