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Artikel

Gehaltsplanung im Spannungsfeld zwischen Inflation und Talentknappheit

3. Januar 2023

Die Zeit der COVID-bedingten Nullrunden ist endgültig Geschichte. Nachdem bereits 2022 die Gehaltanpassungsbudgets Fahrt aufnahmen, treiben Inflation, die Erwartungen von Mitarbeitenden, Retention-Überlegungen und Talentknappheit die Zahlen weiter nach oben.
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Vergütung und Regulatorik im Financial Services Bereich

Die Vergütungsplanung der Finanzdienstleistungsindustrie in Deutschland findet sich in einer ungewohnten Dynamik zwischen Inflation, globalen Krisen, Digitalisierung und Talentknappheit wieder. Die Inflation in Deutschland liegt laut statistischem Bundesamt im November 2022 bei 10 %. Gleichzeitig geben über 90 % der Finanzdienstleister an, Schwierigkeiten bei der Gewinnung bestimmter Talente zu haben und die Fluktuationsraten in dieser Branche erreichen laut „WTW Salary Budget Planning Report“ im Dezember 2022 (SBP) einen Anstieg auf 8,9 % (gegenüber 7,2 % im Vorjahr).

In diesem Spannungsfeld steigen die erwarteten Gehaltsanpassungen in der Branche laut unserem SBP im Median auf 4 % (Vorjahr 3 %), in der Versicherungsbranche gar auf 5 %.
Branchenübergreifend geben über 50 % der teilnehmenden Organisationen an, dass Gehaltsanpassungsbudget sei höher als initial geplant. Dabei ändert sich die Zusammensetzung der Einflussfaktoren auf die Budgetentscheidung grundlegend. Drei der vier meistgenannten Einflussfaktoren 2023 haben es 2022 gar nicht in die Aufstellung geschafft.

Meistgenannter Faktor ist der Inflationsdruck (86,6 %, im Vorjahr nicht vorhanden), gefolgt von Bedenken bezüglich des angespannten Arbeitsmarkts (47,2 %, im Vorjahr 61,9 %) und Retention-Überlegungen (36,8 %, im Vorjahr noch nicht unter den genannten Faktoren). Die Erwartung von Mitarbeitenden ist im Vorjahr ebenfalls kein zentraler Faktor gewesen und wird in dem aktuellen SBP (Dezember 2022) von 33,2 % der teilnehmenden Organisationen genannt. Wichtige Einflussfaktoren aus dem Vorjahr, die für 2023 ein geringeres Gewicht einnehmen, sind die Themen Kosteneffizienz und Erwartung stärkerer Geschäftsergebnisse.

Während sich die Haupttreiber Inflation und Arbeitsmarkt für Budgetentscheidungen in den Subsektoren nicht signifikant unterscheiden, gibt es spürbare Unterschiede bei den weiteren Einflussfaktoren. So geben 44,4 % der Banken an, ihr Budget wegen Retention-Überlegungen angepasst zu haben, während dieser Faktor nur von 28,6 % der Versicherer aufgeführt wird. Auch der Faktor der Mitarbeitererwartungen wird bei den Banken weitaus häufiger genannt (Banken 33,3 % im Vergleich zu Versicherungen 21,4 %). 

Auf der Funktionsebene kann die Gehaltsanpassung stark variieren. Beim WTW Herbsttreffen zur Financial Services Vergütungsstudie 2022 geben unsere Teilnehmenden an, gleichzeitig den größten Recruitment-Fokus und die stärksten Retention-Herausforderungen in den Funktionen Sales & Business Development sowie Informationstechnologie (IT) zu sehen. Diese Einschätzungen werden sich auch in den Gehaltsanpassungsprozessen materialisieren.

 

Neben steigenden Gehaltsanpassungsbudgets setzen viele Organisationen einen stärkeren Fokus auf Nebenleistungen und nicht-monetäre Elemente. Flexible Arbeit und Arbeitsumgebung sowie Weiterbildungsmöglichkeiten sind sowohl aus Arbeitgeber- als auch aus Arbeitnehmersicht zentrale Faktoren. Darüber hinaus wird Arbeitsplatzsicherheit durch die disruptiven Ereignisse der jüngeren Vergangenheit zu einem zentralen Baustein aus der Arbeitnehmerperspektive. Ein klares Verständnis der Präferenzen der Belegschaft ist unabdingbar, um die adaptierenden Erwartungen zu erfüllen und den Kampf um Talente zu gewinnen.

Durch die Entlastungspakete der Bundesregierung als Antwort auf die Inflation stellt sich für Unternehmen derzeit die zusätzliche Frage, ob sie ihren Mitarbeitenden die steuerfreie Inflationsausgleichsprämie von bis zu 3.000€ zahlen. In unserem Teilnehmertreffen im November 2022 geben 65 % der Anwesenden an, die Prämie in Betracht zu ziehen, während 22 % sich bereits dafür entschieden haben. Lediglich 13 % entscheiden sich dagegen. Durch die zwischenzeitliche Aufnahme der Prämie in den Versicherungstarifvertrag dürften sich der Anteil der Unternehmen, die von dieser Prämie Gebrauch machen, auch über den Tarifbereich hinaus nochmal erhöht haben. Nicht nur, aber auch, um Druck auf die Gehaltsanpassungsbudgets und damit die Erhöhung der fixen Personalkosten zu nehmen. 


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