D&O-Markt wieder auf Kurs – oder kommt doch noch Gegenwind?

Im vergangenen Jahr folgte dem vorangegangenen Orkan im D&O-Geschehen eine ruhige See. Nach Kapazitätsreduktionen, Prämienerhöhungen und eingeschränkten Bedingungen prolongierten die Versicherer viele Verträge zu (nahezu) unveränderten Konditionen – und das trotz zunehmender makroökonomischer Unsicherheiten wie Inflation, Rezessionssorgen und globaler Spannungen. Ausnahmen bildeten aber weiterhin schadenbelastete Verträge, komplexere Versicherungsprogramme von großen Industrieunternehmen sowie Verträge von finanziell angeschlagenen Unternehmen.

Sowohl im Grundvertrags- als auch im Exzedentenbereich ist wieder mehr Wettbewerb entstanden. Ursachen sind der Markteintritt neuer Kapazitätsgeber sowie die Bereitschaft einiger Versicherer, zumindest in gelayerten Programmen ventiliert wieder mehr Kapazität zur Verfügung zu stellen. Festzuhalten ist auch: Ein Großteil der befürchteten Auswirkungen der Pandemie, zum Beispiel flächendeckende Insolvenzen in bestimmten Branchen, ist bislang ausgeblieben.

ESG und Cyber bestimmen Vertragsbedingungen

Bedingungsseitig haben Versicherer aufgrund des Krieges in der Ukraine vermehrt Territorialausschlüsse in die Verträge aufgenommen sowie vielfach die Sanktionsklauseln angepasst. Weiterhin bestand bei den Versicherern erhöhter Informationsbedarf bezüglich des stetig wachsenden Cyber-Haftungsrisikos sowie des Themenkomplexes „ESG“. Neuere Gesetzgebungen hingegen (beispielsweise Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz) haben sich (noch) nicht auf die Vertragsgestaltung oder den Informationsbedarf des Versicherers ausgewirkt.

Entwicklung für 2023 unabsehbar

Für das Jahr 2023 wird entscheidend sein, wie sich die makroökonomischen Faktoren entwickeln und ob sie dann entscheidend Einfluss auf die Geschäftstätigkeit, die Branche des jeweiligen Unternehmens oder eben die Gesamtwirtschaft nehmen. Bleibt die Lage entspannt, ist auch für dieses Jahr von einer stabilen Marktlage auszugehen. Weitere in den Markt eintretende Kapazitätsgeber könnten den Wettbewerb sogar noch steigern und die Prämien senken. Kommt es jedoch zu weiteren Eskalationen, würde dies große Auswirkungen für Banken und Industrie haben und die Prämien erneut steigen lassen. Stand heute bleibt es also noch abzuwarten, ob Unternehmen in der D&O-Versicherung lediglich ein Gewitter umschiffen oder einen Wirbelsturm durchqueren müssen.