HR in Banken und Versicherungen 2023

Zur HR-Branchenkonferenz Banken und Versicherungen 2023 durfte WTW am 22. März rund 70 HR-Manager in Frankfurt begrüßen. Die Konferenz fand zum 16. Mal statt. Die Teilnehmer konnten sich über aktuelle HR-Themen und -Trends informieren, Impulse aus der Praxis mitnehmen und in einer lockeren Atmosphäre miteinander diskutieren und netzwerken.

Frau Fischer, was war für Sie das Highlight der diesjährigen Konferenz?

Nicole Fischer: Insgesamt der bunte Themenstrauß. Wir haben Themen auf die Agenda gesetzt, die den Unternehmen jetzt unter den Nägeln brennen – also etwa Chancengleichheit, faire Vergütung und ESG. Besonders spannend war, dass die Referenten diese aktuellen Themen mit HR-Lösungen verknüpft haben, die manchen schon als nicht mehr zeitgemäß erschienen. In der Branche erleben wir insgesamt ein Revival bewährter Lösungen, aber eben unter neuen Vorzeichen.

Vielleicht ein Beispiel?

Nicole Fischer: Nehmen wir die Verbindung von fairer Vergütung und Stellenbewertung. In den letzten Jahren ging es darum, möglichst große Flexibilität durch breite Vergütungsbänder zu schaffen. Stark ausdifferenzierte Gradingstrukturen schienen auf dem Rückzug. Jetzt geht der Trend in die andere Richtung. Grund dafür ist die Regulatorik. Sie zwingt die Unternehmen dazu, die Vergütungsfindung an objektiven Kriterien auszurichten, womit verringerte Flexibilität und diskretionäre Entscheidungsspielräume einhergehen werden. Die neue EU Fair Pay Directive stellt hier jetzt weitgehende Anforderungen.

Wie gehen die Unternehmen mit dieser neuen Direktive um?

Nicole Fischer: Das haben wir auch die Konferenzteilnehmer gefragt. Das Ergebnis: Knapp die Hälfte der Teilnehmer hat das Thema Fair Pay auf der Agenda, steht aber noch am Anfang, um die EU-Direktive wie erforderlich umzusetzen. Diese Aufgabe müssen die Unternehmen jetzt dringend angehen, um die Zeit bis zur verpflichtenden Umsetzung der noch ausstehenden nationalen Umsetzung zu nutzen.

 

Apropos Vergütung, welche Rolle spielt sie für die Mitarbeitenden?

Nicole Fischer: Nach wie vor eine sehr große. Wir wollten von den Konferenzteilnehmern auch wissen, welche Faktoren aus ihrer Sicht am wichtigsten sind, um Mitarbeitende zu gewinnen und zu binden. Die Antwort lautete: Neben flexiblem Arbeiten haben Gehalt und Bonus noch immer Priorität. Diese Präferenz ist nicht neu, aber sie ergibt sich jetzt auch durch die anhaltende Inflation.

Gilt das für alle Altersgruppen?

Nicole Fischer: Das Thema Gehalt und Bonus ist allen Mitarbeitenden sehr wichtig. Wir wissen aus unseren Studien aber auch, dass die jüngeren Mitarbeitenden auf bestimmte Dinge besonderen Wert legen. Flexible Arbeitsmodelle setzen sie dabei als selbstverständlich voraus. Zudem ist ihnen wichtig, dass sie neue Fähigkeiten erwerben und gezielt Karriere machen können. Die Bedeutung einer angemessenen betrieblichen Altersversorgung ist den meisten Jüngeren dafür noch nicht so richtig bewusst. Hier sind die Unternehmen gefordert, zum einen attraktive Programme zu bieten und den Wert dieser Programme zum anderen gerade gegenüber den Jüngeren auch ansprechend und mit überzeugenden Argumenten zu kommunizieren.

Was haben Sie aus der Konferenz als Empfehlung für die Unternehmen der Branche mitgenommen?

Nicole Fischer: Banken und Versicherungen müssen sich mehr denn je als schätzenswerte und vor allem auch chancenreiche Arbeitgeber positionieren. Dies gelingt ihnen dann am besten, wenn sie für ihre Mitarbeitenden eine lebendige und vielfältige Kultur schaffen, für eine Vergütung sorgen, die intern fair ausbalanciert und auf einer wirtschaftlichen Basis wettbewerbsfähig ist, und wenn sie Frauen und Männern die gleichen Entwicklungs- und Karrierechancen bieten.

Insgesamt geht es für Banken und Versicherungen darum, eine Arbeitswelt zu gestalten, die allen Mitarbeitenden Lust darauf macht, sich jeden Tag tatkräftig zu engagieren. Voraussetzung dafür ist eine Gesamtvergütungsstrategie im Schnittfeld unternehmerischer Herausforderungen und unterschiedlicher Mitarbeiterwünsche. Viele Unternehmen der Branche sind hier schon auf einem guten Weg, der sollte jedoch auch weiter konsequent gegangen werden.