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Artikel | Risk Perspectives

Operative Risiken und Haftungsrisiken im Blick

WTW Risk Summit 2023

Von Lukas Nazaruk und Philipp Rouget | 30. Juni 2023

Cyberrisiken bleiben das größte Haftungsrisiko für Manager. Das belegt die aktuelle D&O-Studie von WTW.
|Financial, Executive and Professional Risks (FINEX)
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Ein repräsentatives Bild

Von welchen operativen Risiken sehen sich Unternehmen am stärksten bedroht? Und welche Haftungsrisiken sind aus ihrer Sicht am gravierendsten? Diese Fragen hat WTW zusammen mit einer internationalen Anwaltssozietät im Rahmen des jährlichen „Directors‘ and Officers‘ Liability Surveys“ geklärt. Dazu wurden weltweit Vorstände, Geschäftsführer und Risikomanager kleiner bis großer Unternehmen aller relevanten Branchen befragt.

Die Ergebnisse können Unternehmen helfen, die Einschätzung ihrer Risiken zu überprüfen und ihre D&O-Versicherungsprogramme auch mit Blick auf den aktuellen Versicherungsmarkt zu überdenken.

Die größten operativen Risiken

Als größtes operatives Risiko nannten die Teilnehmenden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH-Region) Cyberrisiken (67 Prozent). Cyberrisiken werden wohl vor allem auch deshalb als besonders bedrohlich wahrgenommen, weil hier Akteure im politischen Umfeld Russlands und Chinas zunehmend aktiv sind und immer ausgefeiltere technische Möglichkeiten nutzen.

67% der Teilnehmenden aus DACH-Region nannten Cyberrisiko als das größte operative Risiko


Das zweitgrößte operative Risiko für die Teilnehmende der DACH-Region ist der steigende regulatorische und gesetzgeberische Druck (64 Prozent). In der Tat sind die Anforderungen im ESG-Kontext deutlich vielfältiger und komplexer geworden; etwa das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und das Hinweisgeberschutzgesetz (HinSchG) stellen die Unternehmen vor große Herausforderungen.

Den dritten Platz der operativen Risiken nehmen aus Sicht der DACH-Teilnehmenden ökonomische Risiken ein (64 Prozent). Dabei wird das Arbeitsmarktrisiko, also die Möglichkeit, Mitarbeitende zu gewinnen und zu binden, als besonders hoch eingeschätzt (74 Prozent); danach folgen das Rezessionsrisiko (68 Prozent) und das Inflationsrisiko (61 Prozent). Weltweit wird das Arbeitsmarktrisiko als deutlich geringer bewertet (55 Prozent), während das Inflationsrisiko (69 Prozent) on top steht. Bei beiden Themen spielen die regionalen Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle.

Auf Platz vier der operativen Risiken liegt für die DACH-Teilnehmenden der Klimawandel (50 Prozent); weltweit geben die Teilnehmenden diesem Thema ein deutlich geringeres Gewicht (39 Prozent). Die relativ hohe Sensibilität rund um Klimarisiken in der DACH-Region lässt sich mit Blick auf die nach wie vor ausgeprägte internationale Verflechtung der Wertschöpfungsnetze der DACH-Unternehmen erklären; weltweit können ihnen Klimarisiken einen Strich durch die Rechnung machen.

 

Nazaruk und Rouget - Auftritt auf dem WTW Risk Summit 2023
Lukas Nazaruk und Philipp Rouget beim WTW Risk Summit 2023

D&O-Haftungsrisiken: Cyberrisiken on top

Und wie schätzen die Teilnehmenden die Haftungsrisiken für ihre Organe ein? Vor dem skizzierten Bild überrascht es kaum, dass für die Survey-Teilnehmenden gleich drei verschiedene Cyberrisiken auf den ersten drei Plätzen liegen. Für die DACH-Region lautet das Ranking: Cyber-Erpressung (67 Prozent), Cyber-Attacken (67 Prozent) und Datenverlust (52 Prozent).

Als weitere D&O-Haftungsrisiken sehen die Teilnehmenden aus der DACH-Region den Klimawandel (52 Prozent), Bestechung und Korruption (45 Prozent), Umweltverschmutzung (45 Prozent) sowie Kartellgesetze/-richtlinien (42 Prozent). 

Ein weicherer Markt mit neuen Chancen

Insgesamt zeigen sich also vielfältige und markante D&O-Haftungsrisiken. Gleichzeitig hat sich der D&O-Versicherungsmarkt jedoch entspannt, auch bedingt durch einen intensiven Wettbewerb unter den Versicherern. Es stehen wieder deutlich mehr Kapazitäten zur Verfügung.

In einen weicheren Markt kommen jetzt vor allem Unternehmen, die nicht schadenbelastet sind, aktuell kein Restrukturierungs- oder Insolvenzthema haben, mit ausreichend Liquidität versorgt sind und vor allem auch eine angemessene Cyber-Sicherheit nachweisen können. Für sie lohnt es sich jetzt, in Vertragsverhandlungen mit den Versicherern zu gehen, um sich ausreichend hohe Deckungssummen zu wirtschaftlichen Konditionen zu sichern.

Wie sich der Markt bewegen wird, bleibt jedoch abzuwarten. Wichtige Rollen spielen dabei zum Beispiel die weiteren geopolitischen und in der Folge weltwirtschaftlichen Entwicklungen, die künftige Stabilität des Bankensektors oder auch Trends im Rückversicherungsmarkt.

Generell wird es für Unternehmen entscheidend bleiben, ihre operativen Risiken und Organhaftungsrisiken genau im Auge zu behalten und ihr Risikomanagement und ihr Versicherungsportfolio darauf auszurichten. 

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