Entwicklung deutscher Pensionspläne im Spiegel der Kapitalmärkte
Die Inflation in Deutschland ist in der ersten Jahreshälfte 2023 zwar gesunken, ist mit rund 6,1 Prozent (Mai 2023) jedoch weiterhin hoch. Dies veranlasste die Notenbanken zu weiteren Leitzinserhöhungen. Allerdings war diese Entwicklung von den Finanzmärkten weitestgehend eingepreist und bewirkte somit lediglich eine Erhöhung der kurzfristigen Renditen. Der internationale Rechnungszins bewegte sich deshalb seitwärts und lag mit 3,63 Prozent geringfügig unterhalb des Niveaus zum Jahresende 2022.
Die Pensionsverpflichtungen der DAX- bzw. MDAX-Unternehmen stiegen deshalb seit Jahresbeginn um 1,3 bzw. 1,7 Prozent auf 311,8 Mrd. Euro bzw. 56,5 Mrd. Euro.
Nach spürbaren Verlusten in den liquiden Anlageklassen in 2022 ging die Volatilität in der ersten Jahreshälfte (mit Ausnahme der Bankenkrise im März) kontinuierlich zurück.
Während die Aktienmärkte eine deutliche Erholung verzeichneten, setzte sich der zinsinduzierte Wertverlust im Immobiliensektor weiter fort. Die insgesamt positive Entwicklung am Kapitalmarkt führte im ersten Halbjahr 2023 zu einem Zuwachs bei den Planvermögen von 6 Prozent auf rund 260 Mrd. Euro (DAX) bzw. 4 Prozent auf 44,2 Mrd. Euro (MDAX).
Da die positive Entwicklung der Planvermögens den Anstieg der Verpflichtungen überstieg, profitierte auch der Ausfinanzierungsgrad. Er erreichte einen neuen Höchststand. Für die DAX-Unternehmen ergibt sich zur Jahresmitte ein Ausfinanzierungsgrad von 83,3 Prozent (79,7 Prozent Ende 2022) und 78,4 Prozent (76,6 Prozent Ende 2022) für die MDAX-Unternehmen. Angesichts der unverändert herausfordernden ökonomischen Rahmenbedingungen und der Volatilität in den Kapitalmärkten sind die Unternehmen insgesamt gut beraten ihre Pensionssysteme im Spannungsfeld zwischen Inflationsbekämpfung und Rezessionsängsten weiterhin im Blick zu behalten.
Der internationale Rechnungszins entwickelte sich insbesondere im ersten Quartal 2023 volatil. Ursachen waren Spekulationen der Finanzmärkte über mögliche Leitzinssenkungen der großen Notenbanken sowie das „Bankenbeben“ in der zweiten Märzhälfte. Die großen Notenbanken hielten jedoch an ihrer Zinspolitik fest und erhöhten mehrfach die Leitzinsen. So hat die Europäische Zentralbank die Leitzinsen für die Eurozone im ersten Halbjahr insgesamt vier Mal um insgesamt 150 Basispunkte angehoben. Für Juli preist der Markt seitens der EZB eine weitere Anhebung um 25 Basispunkte ein. Dies liegt unter anderem daran, dass die Inflation in Europa hartnäckiger zu sein scheint als in den USA, wo die amerikanische Zentralbank Federal Reserve deutlich früher mit der Anhebung der Leitzinsen begonnen hatte und der Hochpunkt bereits überwunden wurde.
Insgesamt verzeichnete der Rechnungszins im ersten Halbjahr eine Seitwärtsbewegung und lag Ende des zweiten Quartals leicht unter dem Niveau zu Jahresende.
Gesamtwirtschaftlich bleibt die Situation jedoch angespannt. In Deutschland deutet das in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen verzeichnete negative Wirtschaftswachstum auf eine Rezession hin. Zudem musste auch das BIP für das erste Quartal nach unten korrigiert werden.
Rezession, Inflation und der anhaltende Ukraine-Krieg sind weiterhin Hauptantrieb der gesamtwirtschaftlichen Unsicherheiten. Die Planvermögen konnten insbesondere auf Grundlage der positiven Entwicklungen auf den Aktienmärkten dennoch deutlich zulegen und sich vom Tief des Vorjahres erholen.
Wie beeinflussen aktuelle Entwicklungen in den Kapitalmärkten die Pensionspläne in Deutschland? Dieser Frage geht die vorliegende Modellberech- nung anhand von drei Benchmark-Pensionsplä- nen nach: jeweils einem für den DAX und MDAX typischen Pensionsplan sowie einem Pensions- plan, der zum Stichtag 31.12.2003 vollständig ausfinanziert war und laufend in Höhe der neu erdienten Ansprüche dotiert wird (100%-Plan).
Die Analyse ergänzt die Studien von WTW zu den Auswirkungen der Kapitalmarktentwicklungen auf US-amerikanische Benchmark-Pensionspläne (WTW US Pension Finance Watch) und weltweite Benchmark-Pensionspläne (WTW Global Pension Finance Watch).
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Titel | Dateityp | Dateigröße |
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German Pension Finance Watch Q2 2023 | .1 MB |