Eine betriebliche Altersversorgung (bAV) zählt zu den wertvollsten sozialen Leistungen eines Unternehmens. In Zeiten chronischen Fachkräftemangels ist es für Firmen deutlich schwieriger geworden, ohne ein entsprechendes Angebot neue Mitarbeitende am Arbeitsmarkt zu finden und erfahrende Kräfte zu halten. Parallel dazu sinkt das Versorgungsniveau staatlicher Rentenleistungen. Vor diesem Hintergrund ist die bAV ein zunehmend wichtiges Instrument, nicht nur zur Mitarbeitergewinnung, sondern auch, um vorhandene Mitarbeitende an den Betrieb zu binden.
83% der Befragten gaben an, dass sie für die nächsten zwei Jahre beim aktuellen Arbeitgeber bleiben wollen, wenn dessen bAV ihre Bedürfnisse erfüllt.
Die Studie „Global Benefits Attitudes Survey“ von WTW, an der im Jahr 2022 rund 1.500 Arbeitnehmende teilnahmen, belegt das eindrucksvoll. Darin gaben 83 Prozent der Befragten an, dass sie für die nächsten zwei Jahre beim aktuellen Arbeitgeber bleiben wollen, wenn dessen bAV ihre Bedürfnisse erfüllt. Unternehmensseitig wiederum schätzen fast drei Viertel der Betriebe (74 Prozent) den Stellenwert der bAV als zumindest wichtig ein. Und mehr als vier von fünf Unternehmensverantwortliche sehen die bAV als einen werthaltigen Bestandteil des Vergütungspakets für ihre Mitarbeitenden. Dies ergab die ebenfalls im Jahre 2022 von WTW durchgeführte Studie „Future of Pensions“. Bedeutet: Die bAV wird von Unternehmen und ihren Stakeholdern als zentrales Instrument der Benefits-Strategie für Ihre Mitarbeitenden gesehen.
In den vergangenen Jahren hat nun das Thema Nachhaltigkeit eine immer größere Bedeutung bekommen. Investoren, Kunden, aber eben auch Mitarbeitende sowie Gesetzgeber und Aufsichtsbehörden fordern, dass Unternehmen ihre Tätigkeit mehr und mehr nach Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten gestalten. Die Anforderungen daraus betreffen alle Unternehmensbereiche – also auch die HR-Arbeit, die Schnittstelle zu den Mitarbeitenden ebenso wie zum Arbeitsmarkt ist. Das dort bereits ESG-Kriterien berücksichtigen werden, zeigt sich zum Beispiel an der nachhaltigen Ausgestaltung von Vergütungsmodellen etwa im Vorstandsbereich oder zusätzlich zum Gehalt gewährter Benefits.
In ihrer herausragenden Bedeutung für die soziale Verantwortung, die Unternehmen für ihre Beschäftigen damit übernehmen, trägt sie elementar auf das „S“ in ESG bei. Zugleich ist bei vorhandenen Vermögensmittel („Pension Assets“) auch das „E“ im Fokus und kann eine vorausschauende Pension Governance im Rahmen von „G“-Kriterien Bedeutung entfalten. Kurz gesagt: Die bAV ist ein Kernbestandteil der Nachhaltigkeitsstrategie von Unternehmen.
Die Unternehmensführung muss sich daher ausdrücklich damit beschäftigen, welche ESG-Kriterien für die Ausgestaltung einer bAV von Bedeutung sind und wie konkret sich diese integrieren lassen. Aktuell liegt dabei der Fokus von Gesetzgeber, Regulierung und Anspruchsberechtigten stark auf der Nachhaltigkeit in Bezug auf die Anlage der zur Finanzierung von Pensionsverpflichtungen bestehenden Pension Assets. Maßstab dafür sind zum Beispiel bereits seit längerem die United Nations Principles of Responsible Investment. Danach werden nur Wertpapieremittenten berücksichtigt, die den UN-Leitlinien zum Umgang mit Menschenrechten, Arbeitsrechten, Korruption und Umweltverstößen entsprechen. Auf EU-Ebene ist als System zur Klassifizierung nachhaltiger Wirtschaftsaktivitäten insbesondere die Taxonomie-Verordnung von Relevanz. Im Rahmen des Portfoliomanagements von Pension Assets steht derzeit häufig im Fokus, wie man den CO2-Fußabdruck des Portfolios im Zeitverlauf verringern kann, um häufig bestehende übergeordnete Unternehmenszielsetzungen auf dem Weg zur CO2-Neutralität auch in diesem Bereich zu unterstützen.
Bislang eher wenig beachtet wird im Vergleich dazu, wie sinnvollerweise auch die Gestaltung und das administrative Management der bAV nach nachhaltigen Kriterien erfolgen kann. Etwa, indem das bAV-Konto der Mitarbeitenden papierlos über eine eigene App und/oder ein Web-Portal geführt wird. Ein regelmäßiger Legal-Check von Pensionsplänen entspricht den Anforderungen in Richtung Governance als Teil des Risikomanagements von Unternehmen. Und die Ausgestaltung der bAV nach sozialen Kriterien bietet eine Fülle von potenziellen Möglichkeiten.
Um hier zu konkreten Lösungen zu kommen, gilt es Fragen zur individuellen Konzeption des bAV-Systems konsistent zu beantworten. Zum Beispiel: Wie viel „Generationengerechtigkeit“ soll und kann der Pensionsplan bieten? Welche sozialen Komponenten werden ins Pensionsplandesign integriert – etwa in Bezug auf Gender-Gerechtigkeit oder die Zusagen an Teilzeitbeschäftigte in Bezug auf die Höhe ihres späteren Versorgungsniveaus. Schließlich können auch Risikoleistungen für den Todesfall oder im Rahmen einer umfassenderen Benefits-Strategie auch zusätzliche Leistungen bei Pflege in ein betriebliches Vorsorgesystem eingebaut werden. Zusammen mit der Kapitalanlage ergibt sich somit ein ganzer Katalog an „Nachhaltigkeitsstell-schrauben“ in der bAV.
Zunehmend ins Blickfeld einer integrierten ESG-Strategie in der bAV rückt bei der Auswahl eines Providers dessen Nachhaltigkeitsprofil. Viele Unternehmen haben in den vergangenen Jahren generell ihre Fertigungstiefe reduziert und Prozesse ausgelagert. Dazu gehört oftmals auch die Verwaltung und das Management der eigenen bAV-Systeme. Bei der Beauftragung eines entsprechenden Dienstleisters spielt es zunehmend eine Rolle, dass dieser ESG-Kriterien erfüllt und konsequenterweise auch einhält, was er im Einzelfall zum Beispiel über ein entsprechendes Rating nachweisen kann.
Wir bei WTW begleiten Unternehmen dabei, das Thema ESG konsequent in ihrer HR-, Risiko- und Kapitalstrategie zu verankern. Wir sprechen dabei gemeinsam und systematisch das breite Spektrum an Nachhaltigkeitsthemen in der bAV an und erarbeiten Fokusthemen und Beliefs, die als Ausgangsbasis für eine Nachhaltigkeitsstrategie dienen. So helfen wir unseren Kunden, fundierte, intelligente und integrierte ESG-Entscheidungen in der bAV zu treffen – und machen damit den Unterschied.
