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Artikel | HR Perspectives

New Hires richtig vergüten

Von Dr. Hartmut Haas | 28. November 2023

Bei der Frage, welches Einstiegsgehalt für neue Mitarbeitende marktgerecht ist, hilft ein Blick auf die Fakten.
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Ein Risiko für die Budgets und die Vergütungsstrukturen

Unternehmen sehen sich regelmäßig mit recht hohen Gehaltswünschen von Bewerbern konfrontiert. Auch Headhunter suggerieren, dass Unternehmen bei Neueinstellungen ordentlich in die Tasche greifen müssen. Hohe Einstiegsgehälter belasten jedoch nicht nur die Personalbudgets, sie stellen oft auch die meist gut ausbalancierten Vergütungsstrukturen der Unternehmen auf die Probe.

Doch kann wirklich pauschal von anziehenden Gehältern der New Hires geredet werden? Um diese Frage zu beantworten, haben wir im Rahmen unserer New-Hire-Compensation-Analyse die Daten von rund 600.000 Mitarbeitenden aus 781 Unternehmen ausgewertet; Betrachtungszeitraum war der 1. April 2022 bis 1. April 2023.

Zeitlich und regional differenzierte Rekrutierungsaktivitäten

Zuerst haben wir uns angesehen, wie sich die Rekrutierungsakativitäten in Deutschland von 2018 bis 2023 allgemein entwickelt haben. Es zeigte sich: Die Anzahl der Neueinstellungen war bis 2020 eher konstant; 2021 und 2022 ging es dann steil nach oben, wohl als Reflex auf das anziehende Geschäft nach der Coronakrise. Im ersten Quartal 2023, einschließlich des 1. Aprils, wurden dann wieder deutlich weniger neue Mitarbeitende eingestellt, auch wegen der getrübten Konjunkturaussichten.

Dann wollten wir wissen, wie viele Mitarbeitende in den einzelnen Bundesländern eingestellt wurden, prozentual zur jeweiligen gesamten Workforce. Aufschlussreich war hier, dass neben Rheinland-Pfalz vor allem in Berlin, Brandenburg und Thüringen, also überwiegend in östlichen Bundesländern, überproportional rekrutiert wurde. Unternehmen in Nordrhein-Westfalen oder Bayern waren hier deutlich vorsichtiger.

Hohe Nachfrage – hohes Einstiegsgehalt?

Interessant war für uns dann die Frage: In welchen Funktionen gab es prozentual die meisten New Hires und mit welchem Einfluss auf die Grundvergütung? Die Ergebnisse sind spannend: So betrug die New Hire Rate (entspricht dem Anteil der Neueinstellungen im Verhältnis zur Gesamtpopulation der Funktion) in der Funktion Supply Chain and Logistics ordentliche 19 Prozent, die Neueinstellungen erfolgten jedoch im Schnitt bei einem Minus von 6 Prozent der Grundvergütung im Vergleich zum Marktmedian. Ein ähnliches Bild zeigte sich etwa in den Funktionen Real Estate and Facilities (New Hire Rate von 14 Prozent, Grundvergütung 3 Prozent unter Marktmedian) und Manufacturing/Operations (New Hire Rate von 13 Prozent, Grundvergütung 8 Prozent unter Marktmedian).

Es gab jedoch auch zwei Funktionen, in die New Hires über dem Marktmedian einstiegen: Data Science and Business Intelligence (New Hire Rate 13 Prozent, Grundvergütung 3 Prozent über Marktmedian) und Remote Sales (New Hire Rate 12 Prozent, Grundvergütung 3 Prozent über Marktmedian).

Die These, dass Neueinsteiger pauschal höher vergütet werden sollten, konnten wir nicht bestätigen.”

Dr. Hartmut Haas | Director Rewards Data Intelligence, Work and Rewards Germany/Austria

Insgesamt wurde deutlich: Selbst in vielen Funktionen, für die intensiv rekrutiert wurde, lag die Grundvergütung im Schnitt unter dem Marktmedian. Eine hohe Nachfrage treibt also nicht schon automatisch die Vergütung.

Funktionen mit einem kräftigen Plus

Doch in welchen Funktionen sind Mitarbeitende überwiegend mit dem höchsten Gehaltsplus eingestiegen? An erster Stelle steht hier die Funktion Business Unit Management mit einer Grundvergütung, die im Schnitt 19 Prozent über dem Marktmedian lag. Danach folgen die Funktionen Sales (8 Prozent über Marktmedian) und Finance (6 Prozent über Marktmedian).

Diese Funktionen gehören allerdings nicht zu den zuvor genannten, in denen am meisten rekrutiert wurde. Ein direkter Zusammenhang zwischen Rekrutierungsaktivitäten und Gehaltsplus zeigte sich, wie gesagt, nur mit Blick auf die Funktionen Data Science and Business Intelligence und Remote Sales.

High Joiners auch mit Überraschungen

Und in welchen Funktionen gibt es die meisten New Hires, die mit einer Grundvergütung oberhalb des Marktmedians eingestellt wurden? Hier ging es also um die High Joiners. Die wesentlichen Ergebnisse: In der Funktion Business Unit Management gab es 67 Prozent High Joiners bei einer Grundvergütung von im Schnitt 29 Prozent über dem Marktmedian; etwa zwei von drei neuen Mitarbeitenden konnten also im Marktvergleich deutlich mehr verdienen.

Analoges gilt für Funktionen rund um die Themen IT und Sales: Auch hier waren die High-Joiner-Raten bei einem deutlichen Plus über dem Marktmedian relativ hoch. Gerade in diesen Bereichen werden die Vergütungsstrukturen der Unternehmen herausgefordert.

Gehaltlich zu den absoluten Top-Einsteigern gehörten weniger überraschend New Hires in Funktionen wie Business Unit Management (29 Prozent über dem Markmedian), Finance (+28 Prozent) und Sales (+26 Prozent). Dafür zählten doch etwas unerwartet zu den Top-Einsteigern New Hires in den Funktionen Transportation Services and Administration (+23 Prozent) sowie Security (+21 Prozent). Grund dafür ist vermutlich, dass hier der Arbeitskräftemangel zu Buche schlägt oder auch einige Unternehmen ihre Sicherheitslage neu bewertet haben.

Genau hinsehen

Die These, dass Neueinsteiger pauschal höher vergütet werden sollten, konnten wir also genauso wenig bestätigen wie die These, dass eine hohe Rekrutierungsaktivität automatisch die Vergütungen in die Höhe treibt. Entscheidend für die Bemessung der Grundvergütung ist deshalb der genaue Blick in den Markt und die entsprechenden Vergleichsdaten.

Und Unternehmen, die nicht mehr Geld in die Hand nehmen wollen oder können, sollten sich überlegen, welche anderen Vorteile sie den gesuchten Mitarbeitenden sonst bieten können: etwa besondere Benefits oder eine attraktive Work Life Balance. Unter dem Strich entscheidet das Gesamtpaket.

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Director Rewards Data Intelligence

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