Soforthilfe durch Employee-Assistance-Programme
Jahrzehntelang war es relativ einfach, wenn es um die Gesundheit der Mitarbeitenden im Unternehmen ging. Eine vernünftige Krankenversicherung war und ist in Deutschland nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern war auch traditionell immer das Allheilmittel, um der Belegschaft das Gefühl von Sicherheit zu geben.
Zwar gilt dies nach wie vor, aber die Anforderungen haben sich in den vergangenen Jahren drastisch verändert. Eine weltweite Umfrage von WTW bei international tätigen Unternehmen (WTW 2023 Internationally Mobile Employee Benefits Design Survey) hat das bestätigt, was sich über die letzten Jahre schon abgezeichnet hat. Rund um die Gesundheit zählen viele Benefits:
Erstmals in der Geschichte ist den befragten Unternehmen das Thema mentale Gesundheit am Arbeitsplatz genauso wichtig wie das traditionelle Krankenversicherungsthema. 81 Prozent der befragten Firmen gaben das als Top-Priorität an.
Zu Recht. Denn es wird immer wichtiger, den Beschäftigten nicht nur beste Unterstützung zu geben, wenn es um ihre körperliche Gesundheit geht, sondern ihnen auch attraktive Leistungen zu bieten für Themen wie mentale, finanzielle und soziale Sicherheit. Und genau hier setzt ein Employee Assistance Program (EAP) an.
Während es diese Programme im englischsprachigen Raum schon seit vielen Jahrzehnten gibt, und sie dort ein unverzichtbarer Baustein des Gesamtpakets der Mitarbeitervorsorge sind, sind EAPs hierzulande zu vielen Unternehmen noch nicht vorgedrungen. Wir merken jedoch in den letzten Jahren, dass sich viele Firmen jetzt auch mehr mit diesem Thema beschäftigen, vor dem Hintergrund des „War for Talents“ und der steigenden psychischen Anforderungen am Arbeitsplatz.
Die ersten EAPs entstanden rund um das Jahr 1930 in Amerika. Ziel der dort von Gewerkschaften ins Leben gerufenen Hilfeprogramme war es, Arbeitern und Arbeiterinnen eine unabhängige Anlaufstelle bei Problemen zu ermöglichen, die nicht von der „normalen Krankenversicherung“ (so diese überhaupt vorhanden war) gelöst werden. Das allererste EAP gibt es in den USA noch bis heute – wir kennen es unter dem Namen „Anonyme Alkoholiker“.
Employee-Assistance-Programme (oder in der etwas sperrigen deutschen Übersetzung Mitarbeiterunterstützungsprogramme) haben sich seit deren Ursprüngen kontinuierlich weiterentwickelt und sie bieten heute eine Vielzahl an Unterstützungsmöglichkeiten für Mitarbeitende (und je nach Setup oftmals auch für deren Familien) an. Gute, richtig aufgesetzte EAP-Programme unterstützen zum Beispiel bei:
Zudem sind bei der Wahl des richtigen EAP-Partners auch unterstützende Programme für Führungskräfte, digitale Lösungen und die mentale Gesundheitsvorsorge wichtige Eckpfeiler eines wirkungsvollen Gesamtkonzepts.
Im Arbeitsalltag ist es oft wichtig, gewisse Themen mit einer unabhängigen außerhalb des Betriebs angesiedelten Stelle zu diskutieren und dort Unterstützung zu erhalten. Nicht jeder Mitarbeitende möchte Probleme des täglichen Lebens unbedingt mit seinem Arbeitgeber oder dessen HR-Bereich besprechen. Zusätzlich kommt es natürlich zur Arbeitsentlastung der Personalabteilung, die sich dadurch auf ihre Kernkompetenzen fokussieren kann.
Zusätzlich gehört die Vorsorge und direkte Unterstützung auch im mentalen, finanziellen und sozialen Bereich heute zum Idealbild eines vorbildlichen und interessanten Arbeitgebers. Nicht umsonst installieren immer mehr große und mittlere Unternehmen solche Unterstützungslösungen.
Neben den positiven Effekten für die Belegschaft, die ein EAP mit sich bringt, gibt es hier auch ein interessantes monetäres Phänomen. EAP-Programme bringen dem Unternehmen im Regelfall deutlich mehr ein, als sie kosten.
In den Unternehmen, die ein funktionierendes EAP aufgesetzt haben, ist es – schon bei einer relativ geringen Annahmequote der Mitarbeitenden von rund 3 Prozent – zu einem signifikanten Rückgang der Fehlzeiten vor dem Hintergrund von Absentismus (Mitarbeitende, die aufgrund von Problemen der Arbeit fernbleiben, obwohl sie arbeitsfähig wären) und Präsentismus (Mitarbeitende, die in der Arbeit anwesend, jedoch aufgrund von anderen Problemen nicht produktiv sind) gekommen.
Belegschaften waren insgesamt zufriedener, produktiver, und fühlten sich dem Unternehmen mehr verbunden – all das sind wichtige Punkte in der heutigen Arbeitswelt. Auf dieser Basis wurde im Branchenschnitt schon 2020 ein Return on Investment von zirka 5:1 errechnet – Tendenz steigend.
Die Employee-Assistance-Programme bieten nicht nur zusätzlichen Schutz und Sicherheit für die Belegschaft und bringen dem Unternehmen durch eine motiviertere und produktivere Arbeitnehmerschaft auch noch einen entsprechenden finanziellen Vorteil. Sondern diese Programme (die oft hybrid persönlich vor Ort und online aufgestellt sind) setzen auch bei einer der großen Herausforderungen des derzeitigen Gesundheitssystems an.
Ein EAP bietet Hilfe und Unterstützung in Zeiten, in denen man gerade im Bereich psychische Versorgung in Deutschland oftmals mit monatelangen Wartezeiten zu kämpfen hat. Zwar ersetzt ein EAP auf keinen Fall die gegebenenfalls notwendige medizinische Begleitung, es ist aber als erste Anlaufstelle und Sofortunterstützung bei einer Vielzahl von Herausforderungen unerlässlich.
EAP-Anbieter gibt es neuerdings eine Menge. Viele bieten jedoch nur Teilbereiche des Gesamtumfangs an, und arbeiten ausschließlich online. Die Wahl des für das jeweilige Unternehmen auch wirklich geeigneten Programmes ist wichtig, damit die vielen positiven Effekte nicht verpuffen.
Deshalb ist es dringend anzuraten, sich einen genauen detaillierten Überblick über die breite Angebotspalette zu verschaffen und dann den Anbieter auszuwählen, der am besten dem individuellen Anforderungsprofil der eigenen Firma entspricht. Hier kann ein geschulter Berater mit vollem Marktüberblick sicher eine essentielle Hilfe sein.