Zur 17. WTW HR-Branchenkonferenz Banken und Versicherungen trafen sich am 18. April 2024 rund 170 HR-Experten und -Entscheider. In diesem Jahr konnten sich die Teilnehmer auch über aktuelle Trends und Lösungen rund um die Themen betriebliche Altersversorgung (bAV) und Benefits informieren. Worum ging es genau? Ein Interview mit Nicole Fischer, WTW.
Nicole Fischer: Natürlich! Wir waren glücklich, dass wir viele Personalverantwortliche in Frankfurt begrüßen durften. Alle haben engagiert an den Vorträgen teilgenommen, mit den Referenten diskutiert und sich auch untereinander intensiv ausgetauscht. Besonders gefreut hat mich das allgemeine Feedback: „Wir gehen mit zahlreichen frischen Impulse nach Hause.“
Nicole Fischer: Damit wollten wir den vielfältigen aktuellen Herausforderungen der Personalverantwortlichen von Banken und Versicherungen entsprechen. Gebündelt haben wir diese Herausforderungen in unserem Konferenzmotto mit den Schlagworten: Pay Transparency, KI und Transformation. Die Referenten haben ihre Erfahrungen und Erkenntnisse dazu praxisnah vorgestellt.
Nicole Fischer: Ja, dieses Gesetz beschäftigt die Unternehmen intensiv. Im Kern geht es um die Frage, wie fair bzw. geschlechtergerecht sie vergüten.
“Es kommt nicht nur darauf an, Pay Gaps zu schließen. Wichtig ist, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Frauen die gleichen Chancen wie Männer auf gut vergütete Positionen haben.”
Nicole Fischer | Senior Director, Work and Rewards
Zur Zeit erheben sie relevante Daten, um zu sehen, ob sie ein Fair-Pay-Thema haben. Letzten Endes kommt es jedoch nicht nur darauf an, Pay Gaps zu erkennen und zu schließen. Wichtig ist auch, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Frauen die gleichen Chancen wie Männer auf gut vergütete Positionen haben. Hier geht es etwa um die faire Gestaltung von Entwicklungs- und Karrierewegen und Arbeitsmodellen.
Nicole Fischer: Sogar ein großes. Bewerbende und bestehende Mitarbeitende erwarten einfach eine faire Vergütung. Dabei kommt es nicht nur auf das Grundgehalt an, sondern auf die Gesamtvergütung. In den Blick kommen hier zunehmend die Benefits; auch sie müssen von Bewerbern und Mitarbeitenden als fair empfunden werden, damit sie sich für einen Arbeitgeber entscheiden bzw. bei ihm bleiben. Unter dem Strich zählt eine positive Employee Experience, die sich aus einem gut geschnürten Gesamtpaket fairer Arbeitgeberleistungen ergibt.
Nicole Fischer: Die Vorträge und unsere Podiumsdiskussion haben gezeigt: Die Benefitsprogramme müssen differenziert auf die unterschiedlichen Anforderungen und Lebenssituationen der Mitarbeitenden ausgerichtet sein. Im Sinne der Gewinnung und Bindung von Mitarbeitenden sind nur solche Leistungen wirkungsvoll und deshalb auch wirtschaftlich, die bei allen gut ankommen bzw. in ihrer Bandbreite Mitarbeitende in jeder Lebensphase ansprechen.
Nicole Fischer: Hoch im Kurs stehen etwa eine flexible betriebliche Altersversorgung, Zeitwertkonten für eine individuelle Gestaltung des Arbeitslebens und Leistungen rund um das Thema physische und mentale Gesundheit. Stark nachgefragt werden auch nachhaltige Mobilitätsangebote wie Job-Fahrrad und Bahn-Ticket.
Nicole Fischer: Zeitgemäße Benefitsprogramme sind in der Tat etwas komplexer. Digitale Lösungen wie Internet-Portale oder Apps erlauben jedoch eine reibungslose Administration und eine attraktive individualisierbare Kommunikation, die den Mitarbeitenden hilft, die Benefits zu verstehen und zu nutzen.
Nicole Fischer: Unsere Kunden probieren gerade viele Anwendungen aus, um sich mit dem anspruchsvollen Thema KI vertraut zu machen und zu lernen, wie sie davon am besten profitieren. Ihnen geht es um die Frage: Welche Anwendungen machen unsere Personalarbeit schneller, effizienter und besser? KI kann den HR-Bereich dabei von vielen aufwändigen Arbeiten entlasten.
Nicole Fischer: Nur ein paar Beispiele: KI-Lösungen unterstützen das Recruiting, indem sie Stellenangebote automatisch schalten und passende Kandidaten identifizieren. Sie ermöglichen ein gezieltes Skill-Management durch das Ermitteln von nachgefragten Kompetenzen und deren Verfügbarkeit im Markt. Sie erleichtern durch ein automatisiertes Job Levelling, komplexe Organisations- bzw. Belegschaftsstrukturen zu optimieren. Und sie helfen dabei, Vergütungsstrukturen fair bzw. geschlechtergerecht zu gestalten.
Nicole Fischer: Sicher, bei jeder Transformation muss HR die Belegschaft mit Blick auf neue Geschäftsmodelle und strategische Ziele zügig umgestalten. Wie viele Mitarbeitende mit welchen Skills brauchen wir in Zukunft in welchen Funktionen? Und wie sorgen wir dafür, dass sich alle gern und erfolgreich im Sinne unserer Transformation engagieren? Die Antworten auf diese Fragen bedeuten für die Mitarbeitenden viele Veränderungen. Jede Transformation ist ein Aufbruch in eine neue Zeit, was viele Mitarbeitende jedoch auch verunsichert.
Nicole Fischer: Sie müssen ihren Mitarbeitenden sagen, was die Transformation bedeutet, weshalb sie wichtig ist und welche Chancen sie bringt. Es kommt auf eine offene Kommunikation an, wobei kritische Themen nicht ausgespart werden dürfen. Führungskräfte spielen hier eine wichtige Rolle – als Kommunikatoren und indem sie vorleben, worauf es in Zukunft ankommt.
Nicole Fischer: Hier geht es darum, Vertrauen in die eigenen Perspektiven zu schaffen. Dies gelingt, wenn ihnen Unternehmen etwa neue Entwicklungs- und Karrierechancen bieten und eine attraktive Gesamtvergütung, zu der nicht zuletzt flexible individuelle Benefitsprogramme gehören. Aus allem ergibt sich eine positive Employee Experience als Basis einer engagierten und leistungsstarken Belegschaft. Und eine solche Belegschaft ist essentiell für den Geschäftserfolg.