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Artikel | Risk Perspectives

Die Veränderungskraft der Künstlichen Intelligenz

WTW Risk Summit 2024

5. Juli 2024

Künstliche Intelligenz (KI) wird sich massiv auf Unternehmen und ihre Mitarbeitenden auswirken. Dr. Hubertus Porschen erläutert, worum es geht.
Casualty|Corporate Risk Tools and Technology|Cyber Risk Management|Financial, Executive and Professional Risks (FINEX)
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Herr Dr. Porschen, was bedeutet der Begriff generative KI?

Dr. Hubertus Porschen: Generative KI bezeichnet KI-Lösungen, die eigenständig Inhalte erzeugen können – Texte, Bilder, Musik oder ganze Videos. Im Gegensatz zu traditionellen KI-Systemen, die darauf trainiert sind, bestehende Daten zu analysieren und Muster zu erkennen, geht generative KI einen Schritt weiter, indem sie neue, originale Inhalte auf Basis der gelernten Muster erstellt. Ein bekanntes Beispiel für generative KI ist GPT-4, das Sprachmodelle nutzt, um Texte zu generieren, die von Menschen stammen könnten.

Das Besondere an generativer KI ist dabei der einfache Zugang durch Tools wie ChatGPT. Das ermöglicht es vielen Menschen und Unternehmen, die Vorteile dieser Technologie zu nutzen, auch ohne tiefere technische Kenntnisse. Ein plakatives Beispiel ist der Einsatz von DALL-E, einem KI-System von OpenAI, das aus textlichen Beschreibungen neue Bilder erstellt. Wenn man etwa den Text „eine Katze, die Geige spielt“ eingibt, kann DALL-E ein Bild generieren, das genau dieses Szenario zeigt.

Inwieweit werden solche KI-Anwendungen aus Unternehmenssicht für eine „schöpferische Zerstörung“ nach Schumpeter sorgen?

Dr. Hubertus Porschen: Generative KI wird dazu maßgeblich beitragen. Schumpeter beschreibt diesen Prozess als eine grundlegende Transformation, bei der alte Strukturen durch neue, innovativere ersetzt werden. Generative KI kann diesen Wandel beschleunigen, indem sie neue Geschäftsmodelle ermöglicht und bestehende Prozesse revolutioniert. Unternehmen können durch den Einsatz von generativer KI effizienter arbeiten, kreative Prozesse automatisieren und neue Produkte oder Dienstleistungen entwickeln, die zuvor undenkbar waren. Dies führt zu einer Umwälzung bestehender Marktstrukturen und kann traditionelle Geschäftsmodelle obsolet machen.

Sie bezeichnen generative KI auch als eine Basistechnologie.

Dr. Hubertus Porschen: Ja, weil auf ihr viele neue Technologien fußen. Denken wir etwa an die Musikindustrie. Früher benötigte man ein teures Studio und ein großes Team, um ein Album zu produzieren. Heute kann die generative KI Jukedeck, die Musik komponiert, arrangiert und produziert, einen Großteil dieses Prozesses automatisieren. Das ermöglicht es Künstlern, schnell und kostengünstig Musik zu produzieren, wodurch traditionelle Studios unter Druck geraten und sich anpassen müssen.

Die Entwicklungen in der KI schreiten insgesamt schneller voran, als erwartet; sie haben erhebliche Auswirkungen auf die Arbeitswelt und Geschäftsprozesse. Unternehmen müssen darauf flexibel und agil reagieren, um nicht den Anschluss zu verlieren. KI wird dabei nicht nur einfache, repetitive Aufgaben beeinflussen, sondern auch kreative Prozesse, was zu einer umfassenden Transformation der Arbeitswelt führt. Wir haben es in den nächsten 5 Jahren mit mehr technologischer Veränderung als in den letzten 50 Jahren zu tun!

Wie können Unternehmen in der Praxis damit am besten umgehen?

Dr. Hubertus Porschen: Am besten, indem sie auf Folgendes achten.

  1. Fortlaufende Weiterbildung: Mitarbeiter sollten dazu befähigt werden, die neuesten Entwicklungen und Anwendungen der generativen KI zu verstehen und zu nutzen.
  2. Integrationsstrategien entwickeln: Unternehmen müssen Strategien für die Integration der generativen KI in ihre bestehenden Prozesse entwickeln.
  3. Ethik und Compliance beachten: Unternehmen sollten Richtlinien und Kontrollmechanismen einführen, um Missbrauch zu vermeiden und für einen umfassenden Datenschutz zu sorgen.
  4. Pilotprojekte starten: Vor der flächendeckenden Einführung von generativer KI braucht es Pilotprojekte, um die Technologie zu testen und Erfahrungen zu sammeln. Und
  5. kollaborative Arbeitsmodelle fördern: Die Zusammenarbeit zwischen Mensch und KI sollte durch hybride Teams gefördert werden.

Wie werden sich dadurch bislang vertraute Berufsbilder verändern?

Dr. Hubertus Porschen: Umfassend. Auch kreative Tätigkeiten wie etwa in der Werbung, im Journalismus oder im Design werden zunehmend durch generative KI unterstützt oder ersetzt. Dadurch werden diese Berufe nicht unbedingt verschwinden; die Kreativen müssen jedoch lernen, KI-Tools zu steuern und zu überwachen und gezielt zu nutzen. Dies erfordert neue Kompetenzen und eine höhere Bereitschaft zur ständigen Weiterbildung.

Worauf kommt es an, um aus Mitarbeitenden und der „Kollegin KI“ ein gutes Team zu machen?

Dr. Hubertus Porschen: Dazu sind folgende Faktoren entscheidend. Offene Kommunikation: Mitarbeitende müssen verstehen, welche Rolle die KI im Arbeitsprozess spielt und wie sie diese effektiv nutzen können. Klare Rollenverteilung: Es sollte definiert sein, welche Aufgaben von der KI übernommen werden und welche von den Mitarbeitenden. Schulung und Weiterbildung: Mitarbeitende sollten beständig geschult werden, um die KI optimal nutzen zu können und mit ihrer Entwicklung Schritt zu halten. Vertrauen und Akzeptanz: Es muss ein Umfeld geschaffen werden, in dem Mitarbeitende die Vorteile der KI erkennen und ihr vertrauen. Feedback: Regelmäßige Feedback-Schleifen zwischen Mitarbeitenden und der KI helfen, die Zusammenarbeit zu optimieren und die Effizienz zu steigern.

Vielleicht auch dazu ein Beispiel?

Dr. Hubertus Porschen: Ein Unternehmen führt etwa eine generative KI ein, die Kundensupport-Anfragen beantwortet. Die Mitarbeitenden werden geschult, wie sie die KI überwachen und bei komplexen Anfragen unterstützen können. Durch regelmäßige Team-Meetings und Feedback-Runden können Mitarbeitende und KI nahtlos zusammenarbeiten, wobei die KI-Routineanfragen übernimmt und die Mitarbeitenden sich auf komplexere und wertschöpfendere Aufgaben konzentrieren können.

Und als abschließender Tipp: Unternehmen sollten einfach loslegen und nach und nach Strategien entwickeln, Kompetenzen aufbauen und KI-Lösungen in ihre Prozesse und Arbeitswelt integrieren. Dann können sie die Chancen der KI am besten nutzen.

Dr. Hubertus Porschen
KI-Experte | Keynote Speaker |  Digitalisierungs-Experte  |  Buchautor

Künstliche Intelligenz, Digitalisierung, Innovation, Unternehmertum – das sind seine Herzensthemen. Er hilft Menschen und Unternehmen dabei, stärker und digitaler in die Zukunft zu gehen und  Chancen zu ergreifen, wo andere Hürden sehen.

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