Entwicklung deutscher Pensionspläne im Spiegel der Kapitalmärkte
Im Schlussquartal des Jahres 2023 hatten vorab eingepreiste und überhöhte Erwartungen von Investoren an Leitzinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Federal Reserve Bank (FED) zu einem deutlichen Rückgang des Rechnungszinses auf 3,31 % geführt. Zu Beginn des ersten Quartals 2024 wurden die Erwartungen der Marktteilnehmer an rasche Leitzinssenkungen jedoch gedämpft und es kam zu einem moderaten Anstieg des Rechnungszinses auf 3,43 %. Die Inflation in der Eurozone ist in der ersten Jahreshälfte 2024 spürbar gesunken (2,2 % für Deutschland Stand 1. Juli 2024), was zu einer ersten Leitzinssenkung der EZB im Juni 2024 führte. Die Inflation in den USA ist jedoch immer noch höher als erwartet. Zudem zeigt sich die US-Wirtschaft nach wie vor sehr robust. Die FED hat in der ersten Jahreshälfte deshalb noch keine Leitzinssenkung vorgenommen. Insgesamt konnte der internationale Rechnungszins in der ersten Jahreshälfte auf Grund der Entwicklungen einen Anstieg von fast 50 BP auf 3,74 % verzeichnen.
Die Pensionsverpflichtungen der DAX- bzw. MDAX-Unternehmen fielen deshalb seit Jahresbeginn um ca. 5 % auf 309,4 Mrd. Euro bzw. 37,0 Mrd. Euro.
Die globalen Aktienmärkte waren in der ersten Jahreshälfte von einem deutlichen Rückgang der Volatilität geprägt und setzten ihre Aufwärtsbewegung fort. An den Anleihemärkten stiegen die Renditeniveaus nach einem Tief im Dezember 2023 in der ersten Jahreshälfte wieder an, während sich die Korrektur an den Immobilienmärkten weiter fortsetzte.
Die insgesamt positive Entwicklung am Kapitalmarkt führte im ersten Halbjahr 2024 zu einem Zuwachs bei den Planvermögen von 0,9 % auf rund 260 Mrd. Euro (DAX) bzw. 4 % auf 31,4 Mrd. Euro (MDAX).
Durch den Rückgang der Pensionsverpflichtungen und die positive Entwicklung des Kapitalmarkts, profitierte auch der Ausfinanzierungsgrad und erreichte einen neuen Höchststand. Für die DAX-Unternehmen ergibt sich zur Jahresmitte ein Ausfinanzierungsgrad von 84,0 % (79,1 % Ende 2023) und 84,8 % (77,7 % Ende 2023) für die MDAX-Unternehmen.
Angesichts der unverändert herausfordernden ökonomischen Rahmenbedingungen und der daraus zu erwartenden Zunahme der Volatilität in den Kapitalmärkten sind die Unternehmen insgesamt weiterhin gut beraten ihre Pensionssysteme im Spannungsfeld zwischen Marktentwicklung und Rezessionsängsten im Blick zu behalten.
Der internationale Rechnungszins konnte im ersten Halbjahr um fast 50 BP zulegen. Ursache waren enttäuschte Erwartungen der Finanzmärkte über ausbleibende schnelle Leitzinssenkungen der großen Notenbanken. Nach der ersten Leitzinssenkung der EZB im Juni gab der internationale Rechnungszins jedoch leicht nach.
Die US Notenbank FED beließ die Leitzinsen im ersten Halbjahr noch unverändert. Wurden im März von den Finanzmärkten noch drei Leitzinssenkungen für 2024 erwartet, so wird nun im Juli für das laufende Jahr nur noch eine einzige Zinssenkung der FED erwartet. Für die Jahre 2025 und 2026 werden dann jeweils vier Leitzinssenkungen prognostiziert.
Dies hat Auswirkungen auf die Renditen von AA-Unternehmensanleihen und damit die Entwicklung des internationalen Rechnungszinses für die Bewertung von Pensionsverpflichtungen gemäß IAS 19 und US-GAAP. Es ist davon auszugehen, dass der internationale Rechnungszins langsamer sinken dürfte als noch vor ein paar Monaten angenommen.
Während sich die amerikanische Wirtschaft weiterhin positiv entwickelt, bleibt die konjunkturelle Lage in Deutschland und der Eurozone angespannt. Zwar hob die Europäische Zentralbank ihre Wachstumsprognose für die Eurozone im Jahr 2024 im Juni an, jedoch fällt diese mit 0,9 % weiterhin gering aus.
Der anhaltende Ukraine-Krieg und die in diesem Jahr stattfindenden Wahlen in vielen Ländern sorgen weiterhin für gesamtwirtschaftliche und politische Unsicherheit. Eine Zunahme der Volatilität an den Kapitalmärkten ist deshalb zu erwarten.
Wie beeinflussen aktuelle Entwicklungen in den Kapitalmärkten die Pensionspläne in Deutschland? Dieser Frage geht die vorliegende Modellberech- nung anhand von drei Benchmark-Pensionsplä- nen nach: jeweils einem für den DAX und MDAX typischen Pensionsplan sowie einem Pensions- plan, der zum Stichtag 31.12.2003 vollständig ausfinanziert war und laufend in Höhe der neu erdienten Ansprüche dotiert wird (100%-Plan). Die Analyse ergänzt die Studien von WTW zu den Auswirkungen der Kapitalmarktentwicklungen auf US-amerikanische Benchmark-Pensionspläne (WTW US Pension Finance Watch) und weltweite Benchmark-Pensionspläne (WTW Global Pension Finance Watch).
Titel | Dateityp | Dateigröße |
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WTW GPFW Q2 2024 | .2 MB |