WTW-Studie 2024
Industriemakler sind immer häufiger eine Art Kundschafter: Sie fliegen aus und betrachten Unternehmen und ganze Branchen aus der Vogelperspektive. Dabei behalten sie bestehende Risiken im Blick und identifizieren zugleich die neuen Entwicklungen, die den Geschäftserfolg gefährden könnten. Dieser Rundumblick gelingt jedoch nur unter einer Bedingung: Risikoexperten müssen verfügbare Daten nutzen, mit denen sie Gefahren erkennen und deren Auswirkungen auf die individuelle Situation eines Unternehmens einschätzen und eindämmen können. Zusammen mit analytischer Beratung und internationaler Ausrichtung bildet das Thema Datennutzung einen Dreiklang, der die zukünftigen Anforderungen an Industriemakler bestimmt.
Die Beratungskompetenz wird immer wichtiger: Erstmals steht die Risikoberatung ganz oben auf der Wunschliste der befragten Unternehmen – noch vor der Platzierungskompetenz, also der erfolgreichen Aushandlung eines adäquaten Versicherungsvertrages.
Dieser wachsende Beratungsbedarf wird auch sichtbar, wenn wir nach dem gewünschten Leistungsspektrum des Brokers der Zukunft fragen: Deutlich mehr Unterstützung als bisher wollen Unternehmen künftig in Fragen der quantitativen Risikoberatung und -analyse sowie im Risk Engineering. Im Fokus der Unternehmen steht also zunehmend das Risiko selbst, weniger seine Versicherbarkeit – die Erwartung an Industriemakler ist demnach, dass sie ein Versicherungsportfolio optimieren, indem sie zunächst Eigentragungsmodelle und Präventionsmaßnahmen berücksichtigen. Broker sollen Probleme antizipieren, messbar machen und mit diesen Erkenntnissen vorausschauend auf ihre Kunden zugehen.
In zehn Jahren werden automatisierte Risikoaustauschplattformen der Standard am Markt sein. Während heute bereits die Hälfte der Unternehmen digitale Angebote für Informations- und Datensammlung sowie den Transfer von Risiken nutzt, werden es in zehn Jahren mehr als Dreiviertel sein.
Das Wunschbild einer solchen Risikoaustauschplattform ist vermeintlich einfach: Alle Beteiligten greifen auf einheitliche Daten über Unternehmen, Risikoanalysen sowie auf Daten von Drittanbietern zu, also auf die gleiche Informationsgrundlage.
Obgleich Versicherungsschutz künftig eine deutlich kleinere Rolle im Risikomanagement spielen wird, bleibt es wichtig, auf ausreichende Versicherungskapazitäten zugreifen zu können. Wenige Unternehmen sind heute allein national tätig. Die Aktivitäten fast aller Mittelständler und Großunternehmen erstrecken sich häufig auf den globalen, mindestens aber auf den europäischen Wirtschaftsraum.