Ergebnisse der WTW-Studie Deutscher bAV-Index 2024
In einer Ära, die sowohl von Fachkräftemangel als auch von hoher politischer und wirtschaftlicher Unsicherheit geprägt ist, kommt einer attraktiven und zugleich risikooptimierten betrieblichen Altersversorgung (bAV) immer häufiger eine entscheidende Rolle zu.
Für einen durchschnittlichen Tarif-Mitarbeiter beträgt die bAV-Kostenprämie im Median 3,2 Prozent der Grundvergütung und steigt für AT-Mitarbeitende und Führungskräfte deutlich an. Sie liegt für Führungskräfte zwischen 7,1 Prozent und 7,5 Prozent der Grundvergütung. Aufgrund großer Unterschiede zwischen den einzelnen Branchen ist jedoch ein näherer Blick in die Praxis der jeweiligen Branche für jedes Unternehmen unverzichtbar, um die Attraktivität der eigenen Versorgungszusage mit dem passenden Vergleichsmarkt abzugleichen.
Die Umstellung der Altersversorgung auf ein beitragsorientiertes System ist im Markt nahezu abgeschlossen. Die Mehrheit der Unternehmen nutzen dabei ein kapitalmarktorientiertes Zinsmodell. Mit 58 Prozent überwiegen versicherungsbasierte Gestaltungen, die insbesondere bei den kleinen und mittelständischen Unternehmen aufgrund schlanker Administrationsmöglichkeiten nach wie vor am beliebtesten sind. Daneben verwenden inzwischen 21 Prozent der Unternehmen ein fondsbasiertes Modell; dieser Anteil hat über die letzten Jahre zugenommen. Die Verbreitung von Festzins-Modellen ist weiterhin rückläufig.
Die bAV sieht bei immer mehr Unternehmen die Möglichkeit vor, dass Mitarbeitende durch Entgeltumwandlung auch Eigenbeiträge in das arbeitgeberfinanzierte System geben können. Mittels Matching-Beiträgen setzen 80 Prozent der Arbeitgeber gezielte Anreize zur Förderung von Eigenbeiträgen. 24 Prozent der Unternehmen gewähren nur denjenigen Mitarbeitenden überhaupt einen Arbeitgeberbeitrag, die sich mit eigenen Beiträgen an der Altersversorgung beteiligen. Aber die überwiegende Mehrheit (56 Prozent) gewährt einen Grund- oder Basisbeitrag und darüber hinaus einen zusätzlichen Matchingbeitrag und hat damit ein attraktives System mit entsprechenden Anreizen zur Eigenvorsorge geschaffen.
Die Ermittlung des Beitrags mit Hilfe einer Split-Beitragsformel – meist mit einem Split an der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung (BBG) – hat sich als Marktstandard weiter etabliert und wird von 80 Prozent der Unternehmen verwendet. Eine BBG-Splitformel hat den Vorteil, dass für Hochverdienende die fehlende Leistung aus der gesetzlichen Rentenversicherung gezielt mit einem höheren Beitrag ausgeglichen werden kann.
Die Beitragssätze aller BBG-Splitformeln liegen im Median bei 3 Prozent bis zur BBG und 10 Prozent oberhalb BBG.
Die Definition der Bemessungsgrundlage wird stets vor dem Hintergrund der allgemeinen Vergütungsphilosophie und -struktur des Unternehmens gewählt. Es dominiert jedoch nach wie vor die Grundvergütung, einige Unternehmen berücksichtigen aber auch leistungsabhängige Komponenten bei der Beitragsberechnung.
Neben einer Altersleistung sehen 97 Prozent der Unternehmen auch eine Risikoabsicherung im Fall von Invalidität vor. Die konkrete Ausgestaltung der Risikoleistungen ist jedoch sehr unterschiedlich – gleiches gilt für die Wertigkeit. Entsprechend ist eine zunehmende Zweiteilung des Marktes zu beobachten: So gewährt ein Teil des Marktes nur den aufgelaufenen Stand der Altersleistung (ggf. mit Zinszurechnung) und damit implizit nur ein Minimum an Absicherung bei Invalidität. Der andere Teil des Marktes gewährt eher eine hochwertige Risikoleistung. Hierbei zeigt sich, dass insbesondere separate Risikoleistungen bzw. Risikobeiträge an Bedeutung gewinnen. Deren Leistungen, oft als Vielfaches eines Jahresgehaltes gestaltet, haben sich als separates Plangestaltungselement etabliert und ermöglichen insbesondere für fondbasierte Zusagen eine werthaltige und bilanzneutrale Risikoabsicherung, die durch moderne, kollektive Versicherungsansätze zudem ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis für die Unternehmen bietet. Eher traditionelle Modelle mit Zurechnung von Beiträgen und ggf. Zins sind noch immer vorhanden, verlieren aber auch vor diesem Hintergrund weiter an Bedeutung.
Die meisten Unternehmen haben ihre bAV bereits vor Jahren grundlegend neu ausgerichtet und Risiken deutlich reduziert. Im Fokus steht nun die Optimierung der bAV-Systeme im Spannungsfeld von Attraktivität und Risiko, um im Interesse von Unternehmen und Mitarbeitenden kalkulierbare und gleichzeitig werthaltige bAV-Leistungen auch langfristig sicherstellen zu können.