Willis Towers Watson Pensionskassentag 2021
FRANKFURT AM MAIN, 14. Juni 2021 – Pensionskassen – in Deutschland der zweitgrößte Durchführungsweg der betrieblichen Altersversorgung (bAV) – stehen unter erheblichen Druck. In einer Umfrage im Rahmen des Pensionskassentages der Unternehmensberatung Willis Towers Watson forderten fast zwei Drittel (62 Prozent) der befragten Pensionskassenverantwortlichen, dass sich regulatorisch einiges ändern sollte, damit Pensionskassen positive Zukunftsaussichten haben. ESG-Kriterien spielen bereits heute in fast der Hälfte (48 Prozent) der befragten Einrichtungen eine wesentliche Rolle bei Anlageentscheidungen.
„Pensionskassen bieten seit mehr als 100 Jahren und für viele Millionen Menschen eine verlässliche Altersvorsorge“, berichtet Dr. Heinke Conrads, Leiterin Retirement Deutschland und Österreich bei Willis Towers Watson. „Jedoch sind die regulatorischen Anforderungen in den letzten 15 Jahren erheblich angestiegen. Gleichzeitig lassen sich im Niedrigzinsumfeld mit den für Pensionskassen vorgeschriebenen sicheren Anlagen kaum noch auskömmliche Erträge erzielen.“ Conrads betont: „Ich gehe davon aus, dass auch nach der Bundestagswahl das Ziel einer weiteren Verbreitung der bAV auf der Tagesordnung bleibt. Gerade deshalb ist es unerlässlich, genau zu prüfen, welche regulatorischen Anforderungen wie zu einer substanziellen und verlässlichen bAV beitragen. Daher fordern Pensionskassenvertreter zu Recht regulatorische Anpassungen.“
Viele Pensionskassen werden allein aufgrund der ausufernden Masse an regulatorischen Anforderungen und Umsetzungsnotwendigkeiten zunehmend überfordert. Darüber hinaus benötigen sie – gerade auch angesichts der Belastungen durch den Niedrigzins – mehr Flexibilität: „So könnten beispielsweise unter genau definierten Voraussetzungen temporäre Unterdeckungen zugelassen werden, damit die Einrichtungen chancenreicher investieren und die damit einhergehenden Volatilitäten besser aushalten können“ schlägt Dr. Rafael Krönung von Willis Towers Watson vor. Mehr Freiheitsgrade wären auch im Zusammenspiel zwischen Pensionskassen und Arbeitgebern wünschenswert, so der Pensionskassenexperte. Es könne zum Beispiel ermöglicht werden, dass bislang über eine Pensionskasse finanzierte Leistungen wieder vom Arbeitgeber übernommen werden, um die Pensionskassen zu entlasten. Hierzu sei es dringend erforderlich, arbeitsrechtliche und versicherungsaufsichtsrechtliche Rahmenbedingungen zu harmonisieren, damit Lösungsansätze, die in einem Rechtsgebiet zulässig sind, nicht durch Beschränkungen im anderen Bereich verhindert werden.
Angesichts der aktuellen Herausforderungen schätzt lediglich ein Siebtel der Pensionskassenvertreter (14 Prozent) die Pensionskasse uneingeschränkt als interessanten Durchführungsweg der bAV. Ein Fünftel (22 Prozent) sagt jedoch, dass Pensionskassen in der derzeitigen Form kein attraktiver Durchführungsweg mehr seien.
Nicht nur aufgrund regulatorischer Vorschriften, sondern auch aufgrund übergreifender gesellschaftlicher Entwicklungen und unter Renditegesichtspunkten achten Pensionskassen stärker auf eine nachhaltige Anlage ihrer Vermögen. Fast die Hälfte (48 Prozent) der befragten Pensionskassenvertreter gaben an, dass die so genannten ESG-Kriterien (ökologische, soziale und die Unternehmensführung betreffende Kriterien, engl.: enviromental, social, governance) bereits jetzt für zukünftige Investments eine Rolle spielen. Darüber hinaus überprüft ein Siebtel (15 Prozent) auch ihr Bestandsportfolio auf diese Kriterien.
Ein Drittel der befragten Pensionskassenvertreter (32 Prozent) plant allerdings, abzuwarten bis sich ein Marktstandard in der nachhaltigen Vermögensanlage etabliert hat. Bei fünf Prozent gelten ESG-Kriterien als nachrangig, hier liegt der Fokus in der Kapitalanlage auf der Sicherstellung ausreichender Erträge. “Auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Anlagen verbessern langfristig das Rendite-Risiko-Verhältnis”, sagt Krönung. “Insofern geht es bei der Berücksichtigung von ESG-Kriterien nicht nur um das gute Gewissen, sondern vor allem auch um eine Optimierung der Anlagestrategie”, betont der Pensionskassenexperte.
In Pensionskassen sind mit rund 174,9 Mrd. Euro Deckungsmittel rund 28 Prozent der Deckungsmittel für die bAV in Deutschland (insgesamt 631 Mrd. Euro) gebunden. Damit stellen sie nach der Direktzusage, auf die knapp die Hälfte aller Deckungsmittel (rund 49 Prozent bzw. 305,9 Mrd. Euro) entfallen, den zweitgrößten Durchführungsweg der bAV in Deutschland dar. Bei den unter Versicherungsaufsicht stehenden 138 Pensionskassen waren 2018 rund 8,1 Mio. Anwärter und 1,4 Mio. Versorgungsempfänger versichert (Stand: 2018, Quelle: Arbeitsgemeinschaft für betriebliche Altersversorgung).
Seit 2013 veranstaltet Willis Towers Watson seinen jährlichen Pensionskassentag, der in Fachvorträgen und Fallbeispielen aus der Unternehmenspraxis aktuelle Themen und Entwicklungen im Pensionskassenbereich beleuchtet. Am Pensionskassentag 2021 am 10. Juni 2021 nahmen rund 60 Pensionskassenvertreter teil. Der Pensionskassentag wurde geprägt von Fachvorträgen zur Digitalen Rentenübersicht (Prof. Dr. Hans-Joachim Zwiesler, Institut für Versicherungswissenschaften, Universität Ulm), zur Teilsanierung von Pensionskassen (Thomas Obenberger, Director Retirement, Legal und Dr. Rafael Krönung, Director Retirement, Willis Towers Watson) sowie nachhaltiger Anlage der Pensionsvermögen (Christopher Schaumlöffel, Investment Consultant, Willis Towers Watson). Darüber hinaus stellte Jürgen Rings, Vorstandsvorsitzender der Pensionskasse der Mitarbeiter der Hoechst-Gruppe VVaG sowie Leiter der aba-Fachvereinigung Pensionskasse, mögliche praktische Ausgestaltungen zur Umsetzung des Insolvenzschutzes für Pensionskassenzusagen vor. In einem weiteren Praxisbeitrag berichtete Miroslaw Staniek, Vorstand, Pensionskasse Dynamit Nobel VVaG über Ausgliederung von Funktionen und Tätigkeiten und über Anforderungen im Ausgliederungsmanagement.
Willis Towers Watson (NASDAQ: WLTW) gehört zu den weltweit führenden Unternehmen in den Bereichen Advisory, Broking und Solutions. Wir unterstützen unsere Kunden dabei, aus Risiken nachhaltiges Wachstum zu generieren. Unsere Wurzeln reichen bis in das Jahr 1828 zurück – heute ist Willis Towers Watson mit rund 45.000 Mitarbeitern in mehr als 140 Ländern aktiv. Wir gestalten und liefern Lösungen, die Risiken beherrschbar machen, Investitionen in die Mitarbeiter optimieren, Talente fördern und die Kapitalkraft steigern. So schützen und stärken wir Unternehmen und Mitarbeiter. Unsere einzigartige Perspektive bietet uns einen Blick auf die erfolgskritische Verbindung personalwirtschaftlicher Chancen, finanzwirtschaftlicher Möglichkeiten und innovativem Wissen – die dynamische Formel, um die Unternehmensperformance zu steigern. Gemeinsam machen wir Potenziale produktiv.