Bewertungen erreichen historische Höchststände und erhöhen damit den Druck auf Transaktionen.
FRANKFURT AM MAIN, 26. Januar 2022 – Erstmals seit 2016 berichten global agierende M&A-Unternehmen eine durchgängig positive M&A-Performance für ein ganzes Jahr, wie der WTW-Quarterly Deal Performance Monitor (QDPM) zeigt. Basierend auf der Aktienkursentwicklung übertrafen Unternehmen im M&A-Sektor den Weltindex im Durchschnitt um +1,4 Prozentpunkte (PP).
WTW geht davon aus, dass sich der M&A-Boom im Jahr 2022 fortsetzen wird. „Nach wie vor gibt es viel Investitionskapital, starke Aktienmärkte und niedrige Zinsen. Dazu verstärken Trends wie etwa die voranschreitende Digitalisierung die Bewegung im Markt“, sagt Martin Theo Carbon, Managing Director Sales & Client Management bei WTW.
Die Daten wurden in Zusammenarbeit mit dem Bayes Business School M&A-Research Center (ehemals Cass) erhoben. Die weltweite M&A-Aktivität hat einen neuen Höchststand erreicht: Im Jahr 2021 wurden 1.047 Transaktionen im Wert von je über 100 Millionen US-Dollar abgeschlossen. Dies entspricht einem signifikanten Anstieg gegenüber dem Vorjahr (674) und stellt das höchste bisher gemessene jährliche Volumen seit Beginn der QDPM-Analysen im Jahr 2008 dar.
Das Transaktionsvolumen in Nordamerika blieb auch im Jahr 2021 konstant hoch: Mit 614 Abschlüssen verdoppelte sich das Volument beinahe gegenüber den 325 Abschlüssen der vorangegangenen 12 Monate, obwohl es nur knapp über dem regionalen Index lag (+0,5 Prozentpunkte).
Für das Gesamtjahr verzeichnete die APAC-Region die stärkste Performance seit 2016 und übertraf den eigenen Index um +16,8 PP, obwohl im Vergleich zu 2020 nur geringfügig mehr Deals in der Region abschlossen wurden (196 gegenüber 173). Hintergrund waren weniger chinesische Übernahmen, wodurch das Volumen weiter reduziert wurde.
In Europa übertrafen die Akteure ihren regionalen Index mit einer positiven Performance von +3,9 PP und 199 Geschäftsabschlüssen im Jahr 2021. Dies entspricht einer Steigerung von einem Viertel gegenüber den 155 Geschäftsabschlüssen in den vorangegangenen 12 Monaten.
In Großbritannien wurde der FTSE-All-Share-Index der letzten fünf Jahren durchweg übertroffen und im gemessenen Jahr eine positive Performance von +5,7 PP festgestellt.
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ESG-Zielsetzungen gelten immer mehr als hohe Priorität in der Agenda von CEOs. Dabei liegt der Fokus im sozialen Bereich auf der aktiven Förderung des Mitarbeiterengagements in einer hybriden Arbeitswelt sowie umweltbezogen auf dem Kauf, der Rationalisierung oder der Veräußerung von Vermögenswerten zur Verbesserung des ökologischen Fußabdrucks. Unternehmen müssen sich auch in Themen wie der Dekarbonisierung robust aufstellen, wodurch die M&A-Bestrebungen angetrieben werden. Zur Minderung des Klimarisikos werden weiterhin technologische Innovationen und neue Kompetenzen benötigt. Weitere Zukäufe sind die Folge.
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Seit vielen Jahren verändert die digitale Transformation Abläufe in Unternehmen. Die andauernde Corona-Pandemie hat Geschwindigkeit und Ausmaß des Wandels nochmals erhöht. Die sogenannte "Great Resignation" zwingt Unternehmen nun dazu, neu zu definieren, wie sie auf einem knappen Arbeitsmarkt Talente halten und gewinnen können. Unternehmen stehen unter Druck, insbesondere Personal für Bereiche wie Cybersicherheit und Softwaretechnik anzuwerben – oder durch Zukäufe entsprechender Unternehmen zu gewinnen.
Die WTW-M&A-Daten zeigen, dass im Jahr 2021 insgesamt 293 große und Mega-Deals (im Wert von über 1 Mrd. USD) abgeschlossen wurden. Dies entspricht dem höchsten jemals gemessenen Wert. Hintergrund der Entwicklung ist, dass Unternehmen ihre Zukunft nach der Pandemie durch transformative Übernahmen gestalten wollen. Dieser Wert könnte 2022 noch übertroffen werden, wenn Unternehmen und Investoren, die über reichlich Finanzmittel verfügen, weiterhin nach Übernahmen in Bereichen suchen, in denen sie wachsen oder ihre eigenen Fähigkeiten erweitern müssen.
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Unternehmen streben auch durch Zukäufe eine größere Unabhängigkeit in Bezug auf die eigenen Produkte und Dienstleistungen an. Hohe Belastungen der globalen Lieferketten durch die Pandemie, soziale Unruhen, Cyberangriffe und extreme Wetterereignisse haben aufgezeigt, wie fragil die Abhängigkeit sein kann.
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Der Umfang und die Zusammensetzung des eingesetzten Kapitals in Transaktionen – aus Private-Equity-Firmen und anderen Investoren – deuten auf eine zunehmende Fähigkeit und den Wunsch hin, auch in Zeiten des Abschwungs Transaktionen durchzuführen.
Dieser zunehmende Trend geht mit dem Aufbau professioneller interner Unternehmensentwicklungsteams einher, die es ermöglichen, Deal-Gelegenheiten schneller zu erkennen und zu nutzen. Somit wird die Fähigkeit der Käufer, selbst bei hoher Volatilität Fusionen und Übernahmen zu tätigen, weiter verbessert.
Die meisten Akteure werden in diesem Jahr darauf abzielen, erneut die Gesamtzahl der Deals aus 2021 zu erreichen – oder sogar zu übertreffen. Allerdings ist zu befürchten, dass sich Inflationsdruck und ESG-Themen negativ auf die Deal-Performance auswirken könnten.
Neben der anhaltenden Pandemie, den Unterbrechungen von Lieferketten und dem Mangel an Fachkräften wird die staatliche Regulierung wahrscheinlich zunehmen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Technologiesektor. Geopolitische Spannungen zeigen sich für global agierende Unternehmen auch weiterhin als herausfordernd. Unwahrscheinlich ist, dass China die treibende Kraft bei internationalen, grenzüberschreitenden Geschäften bleiben wird. Die Aktivitäten in anderen Ländern (etwa Japan, Indien und Südostasien) könnten in Folge angeregt werden. Dieser Trend zeigt sich bereits in den Daten: Die grenzüberschreitenden M&A-Aktivitäten sind im Jahr 2021 trotz der geringeren Transaktionsaktivität in China auf einem stabilen Niveau geblieben.
"Die Fusions- und Übernahmetätigkeit dürfte 2022 die Spitzenwerte von 2015 und 2021 erreichen. Hohe Bewertungen, die Komplexität der Deals, der Wettbewerb um hochwertige Vermögenswerte und pandemiebedingte Unterbrechungen von Lieferketten werden weiterhin Folgen für die Unternehmen, die Deals durchführen, zeigen. Es kommt auf Schnelligkeit, eine gute Vorbereitung und eine qualitativ hochwertige Due-Diligence-Prüfung an, wenn die Erwartungen der Transaktionspartner erfüllt werden sollen“, so Martin Theo Carbon, Managing Director Sales & Client Management bei WTW.
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