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Das Thema Volatilität muss neu verstanden werden
Mit Blick auf Risiken und deren Kosten ist viel von Volatilität die Rede. Meiner Meinung nach ist dieser Begriff nicht der richtige in dieser Situation. Ich denke vielmehr: Wir sind inmitten einer neuen Welt. Denn Volatilität bedeutet in unserem Kontext, einfach gesagt, ein Risiko wird bedrohlicher, es tritt ein und verursacht Schäden, danach ist alles wieder in Ordnung und das Risiko spielt bis auf weiteres keine Rolle mehr.
Doch die Risiken, mit denen wir jetzt zu tun haben, bleiben uns erhalten, und ihre Frequenz, ihre Heftigkeit und ihr negativer Impact auf Unternehmen, Branchen und unser Wirtschaftssystem nehmen zu. Auch hier geht es nicht um Volatilität, sondern um ein erhöhtes Risiko. Doch die Ausschläge nach oben werden stärker und sie liegen immer enger beieinander. Von einem Zurück zur gewohnten Ordnung kann keine Rede sein.
Risiken nehmen zu und sie sind eng miteinander verbunden
Die Risiken, die ich meine, kennen wir alle, und die Liste ist lang: Es geht um Naturkatastrophen, Pandemien, Cyber-Risiken und Lieferketten-Unterbrechungen, um Social Inflation, also im engeren Sinn um eine zunehmende Prozessfreudigkeit, um Reputationsrisiken und um geopolitische Risiken bis hin zu Kriegen.
Allein Naturkatastrophen haben der Wirtschaft, und dazu gehören auch die Versicherer, historisch hohe Kosten beschert. Und wir müssen regelmäßiger auftretenden Überschwemmungen, Starkstürmen und Feuersbrünsten und weiteren Gefahren rechnen, die zu noch größeren Schäden führen.
Zudem hängen die Risiken zusammen, gerade in unserer eng vernetzten spezialisierten Wirtschaftswelt. Ein Hurricane im Süden der USA kann dort einen Produktionsstandort ausschalten, der als einziger ein Vorprodukt bereitstellt, das weltweit gefragt ist. Zahlreiche Unternehmen werden so wirtschaftlich ausgebremst, von langfristigen Reputationsschäden ganz zu schweigen. Hier lassen sich viele andere Szenarien ausdenken, die zeigen, wie verletzlich Unternehmen mittlerweile sind.
Broker kommen in eine neue Rolle
Doch wie können Unternehmen darauf reagieren? Die Lösung hört sich einfach an: Sie sollten dafür sensibel werden, dass etwas passieren kann, identifizieren, was genau passieren kann, erkannte Risiken managen, also sie zu reduzieren oder zu kontrollieren versuchen, und sich schließlich finanziell angemessen absichern und vermeiden, dass ihre Bilanzen oder ihr Geschäftsbetrieb gefährdet werden. Und hier kommen die Versicherer ins Spiel, indem sie finanzielle Risiken übernehmen.
Doch so einfach ist es eben nicht. Denn das gewohnte Zusammenspiel von Unternehmen, Brokern und Versicherern muss in unserem hochkomplexen und riskanten Wirtschaftsleben neu gedacht werden. Vor allem die Broker kommen dabei in eine wichtigere Rolle. Als Bindeglied zwischen Unternehmen und Versicherern kennen sie die Herausforderungen und Anforderungen beider Seiten. Sie sind in beiden Welten zu Hause und können sie in Einklang bringen.
Es braucht standardisierte Informationen und einen Perspektivenwechsel
Worauf kommt es dabei an? Erstens auf standardisierte Informationen. Etwas überspitzt gesagt: Fragt ein Unternehmen mit Blick auf fünf Business-Lines jeweils fünf verschiedene Versicherer, welche Informationen sie für ihr Underwriting brauchen, liegen am Ende 25 verschiedene Antworten auf dem Tisch. Und geht es um fünf verschiedene Länder, haben wir 100 unterschiedliche Antworten.
Broker können hier einen Wandel herbeiführen, wenn sie als Intermediäre die Informationsbedarfe klar benennen und die weltweite Standardisierung vorantreiben. Sie wissen, welche Daten und Modelle nötig sind, um Risiken zu identifizieren und finanziell zu bewerten. Entsprechende Standards würden es auch leichter machen, relevante Prozesse von der Erhebung der Daten bis zu deren Bewertung zu automatisieren, womit ein starker Effizienzschub verbunden wäre. Zudem würde dies auch ein Benchmarking erleichtern.
Zweitens kommt es auf einen Perspektivenwechsel an. Bislang wurden Risiken meist aus dem Rückspiegel betrachtet unter Berücksichtigung langer Zeiträume der Schadenentwicklung. Auf dieser Grundlage wird die zukünftige Entwicklung prognostiziert. Doch das funktioniert nicht mehr, weil die unterschiedlichen Risiken eben häufiger und stärker und in enger Wechselwirkung eintreffen. Es braucht also den Blick nach vorn durch die Frontscheibe, gefragt sind vorausschauende Risikobetrachtungen und Szenarioanalysen. Die Daten, Modelle und Methoden dazu haben wir, wir müssen sie nur nutzen und entsprechend handeln.
Handeln wir gemeinsam
Das alles sollten Broker natürlich nicht allein. Broker, Unternehmen und Versicherer müssen sich noch mehr als ein Team sehen, das gemeinsam Risiken in den Blick nimmt, konsistente Datenstrukturen und Analysemethoden auf die Beine stellt und wirkungsvolle Lösungen findet.
Für die Unternehmen geht es unter dem Strich darum, die Risikolandschaft, durch die sie sich bewegen, genau zu verstehen und sich mit Weitblick organisatorisch und finanziell darauf vorzubereiten. So gelingt es ihnen nicht nur leichter, mit ökonomisch durchdachten Versicherungslösungen ihren Cashflow und ihre Bilanz zu schützen, sondern auch Kapitalgeber und andere Partner von ihrem sicheren Weg in die Zukunft zu überzeugen. Lassen Sie uns also gemeinsam das Thema Risiko- und Versicherungsmanagement auf unsere neue Wirtschaftswelt ausrichten. Dann können wir auch weiter positiv nach vorn schauen.