MarktSpot 2023
Für Unternehmen war die Ukraine-Krise das einschneidendste Ereignis im letzten Jahr: Lieferkettenengpässe, Territorialausschlüsse, Energiekrise und die hohe Inflation stellten Sachversicherer und ihre Kunden vor große Herausforderungen. Die Schadenquote 2022 gemäß GDV liegt mit 84 Prozent wieder im grünen Bereich, wobei die Schadenkostenquote mit 103 Prozent insgesamt eine deutliche Reduktion im Vergleich zum Vorjahr darstellt (174 Prozent).
Global gesehen reiht sich das letzte Jahr in Bezug auf Naturkatastrophen in die schadenintensiven vorangegangenen Jahre ein. Ursachen hierfür sind die überdurchschnittliche Schadenhäufigkeit infolge des Klimawandels sowie höhere Schadenzahlungen aufgrund inflationär gestiegener Versicherungssummen. Diese liegen für versicherte Schäden bei über 120 Milliarden Euro weltweit.
Trotz der insgesamt schwierigen Marktbedingungen und obgleich 2023 mit schweren Naturkatastrophen und einigen Großschäden gestartet ist, steigt die Zeichnungsfreude der Versicherer wieder an. Vor allem bei höherer Eigentragung, für attraktive Betriebsarten und gut geschützte Risiken zeigen sich die Versicherer offener. Gleichzeitig unterstützen neue Kapazitäten von internationalen Märkten bei der Platzierung. Dies kann aber auch dazu führen, dass internationale Klauseln den Versicherungsschutz einschränken, zum Beispiel in den Bereichen Cyber, Pandemie und politische Risiken.
Zugleich bleiben die Prämien auf einem anhaltend hohen Niveau. Prämienreduzierungen sind nur bei Deckungseinschränkungen und höherer Eigentragung möglich. Unternehmen mit bereits stark sanierten und schadenfreien Verträgen sowie einer geringen Exponierung gegenüber Naturgefahren dürfen mit nahezu unveränderten Prämienkonditionen rechnen. Zugleich werden Zweijahresverträge mit geringer Prämienanpassung wieder vermehrt angeboten.
Darüber hinaus bleiben viele Einschränkungen bestehen, denn durch eine weiterhin hohe Inflation, steigende Schäden aus Naturkatastrophen und einen härteren Rückversicherungsmarkt bleibt der Sachversicherungsmarkt angespannt. Besonders betroffen sind daher Verträge bei denen die Versicherungssumme aktuell noch die Höchstentschädigung darstellt. Eine Auseinandersetzung mit dem tatsächlich benötigten Versicherungsumfang ist daher essentiell für die richtige Festlegung der Vertragshöchstentschädigung.
Zusätzliche Klauseln zu Cyber, Pandemie, Sanktionen und Territorialausschlüssen sind mittlerweile breit vom Versicherungsmarkt gefordert. Jedoch gilt es gerade bei Länderausschlüssen die genaue Risikosituation der Versicherungsnehmer zu beachten und hierfür alternative Lösungen anzubieten. Auch reagiert der Markt restriktiv, wenn es um ESG-kritische Betriebszweige wie zum Beispiel Kohlekraftwerke und schwere Betriebsarten wie Recycling, Müllverbrennung, Fleischverarbeitung sowie Unternehmen mit unzureichendem Brandschutz geht. Hier fordern Versicherer weiterhin höhere Prämien, während die Kapazitäten voraussichtlich aufgrund weiterer Summensteigerungen durch Inflation sinken.
Daher werden für diese Risiken vermehrt internationale Märkte angesprochen, die jedoch in der Regel nicht günstiger sind und teilweise weitere Deckungseinschränkungen in Form von zeitlichen Selbstbehalten und den sogenannten LMA/NMA-Klauseln (z.B. Pandemie-und Cyberausschluss) erfordern. Hinzu kommt, dass sich bei Einbezug der internationalen Märkte wie z.B. Lloyd’s in London die Zeitschiene im Renewal deutlich nach hinten verschiebt, da teilweise Angebote nur für den nächsten Monat erstellt werden. Daher kann es trotz frühzeitigen Renewal-Verhandlungen zu einer sehr späten Komplettierung des Konsortiums kommen.
Vertikale Platzierungen sind mittlerweile Standard, jedoch führt dies nicht unbedingt zur gewünschten Transparenz. Hier gilt es im Detail zu diskutieren, ob trotz gegebenenfalls höherer Prämie die Vertragsklarheit nicht im Vordergrund stehen sollte.