MarktSpot 2023
Temperatur und Meeresspiegel steigen, Unwetterereignisse werden zerstörerischer und Dürreperioden länger: Der Klimawandel schreitet voran. Doch nicht alle Unternehmen sind sich der Risiken bewusst, die daraus für ihr Geschäft entstehen. Stakeholder aus Wirtschaft und Politik geben bereits die richtige Richtung vor. Doch wer sich langfristig erfolgreich aufstellen will, muss sich intrinsisch motivieren.
Viele Organisationen haben das Thema Klimawandel durchaus auf ihrer Agenda: Laut unseres ESG Global Risk Managers Survey aus 2022 geben mehr als die Hälfte (56 Prozent) der befragten DACH-Manager an, über dokumentierte Klimaziele mit Vorgaben und Meilensteinen zu verfügen. Aber nur 45 Prozent (im Vergleich zu 68 Prozent weltweit) derjenigen, die Klimaziele dokumentieren, haben formale Ziele für längerfristige Klimarisiken und Resilienz.
Dazu kommt, dass der Ansporn zu handeln bisher überwiegend durch externe Vorgaben ausgelöst wird: Um ausreichend Kapazitäten zu erhalten, sind die ESG-Kriterien der Versicherer zu erfüllen und für viele Banken sind Green Investments mittlerweile Standard. Auch die Politik stellt durch diverse Regularien klare Forderungen. Ganz vorneweg stehen die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) oder das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Darüber hinaus spielt der gesellschaftliche Druck eine große Rolle: Klimaproteste weiten sich aus, die Forderungen der Gesellschaft nach klimabewusstem Handeln werden lauter. Sie zu ignorieren, kann unter anderem zu Reputationsverlusten führen.
Obwohl die Forderungen der genannten Parteien wichtige Veränderungen anstoßen, sollten sie nicht der einzige Motivator sein. Unternehmen müssen selbst aktiv werden. Beispielsweise Bauern sollten sich schon jetzt überlegen, wie sie ihre Felder zukünftig bestellen wollen, wenn sie aufgrund von länger andauernden Hitzeperioden in bestimmten Regionen nicht mehr alles ertragreich anbauen können. Um den Geschäftserfolg zu sichern, müssen Organisationen Transparenz schaffen, sich ihrer Risiken bewusst werden und geeignete Maßnahmen ableiten, um diese zu reduzieren und/oder abzusichern. Hier kommt die Risiko-Analyse ins Spiel, die sich in drei Bereiche aufteilen lässt:
Umfassende Daten-Pools und Analyse-Tools können helfen, physische Risiken zu identifizieren und zu quantifizieren. Anhand unterschiedlicher Klimaszenarien und Zeitleisten lässt sich ermitteln, wie die Unternehmensstandorte weltweit von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein können. Dadurch erhalten Firmen fundierte Informationen für Kapitalgeber oder Versicherer und gewinnen einen größeren Verhandlungsspielraum.
Benötigte Kapazitäten sind möglicherweise leichter zu erhalten. Unternehmen können Bauvorhaben besser bewerten und prüfen, ob kritische Zulieferer oder Abnehmer bedroht sind, was sich auch auf das eigene Geschäft auswirken würde. Dadurch können sie das Geschäftsmodell an die zukünftigen Bedrohungen anpassen und entsprechend weiterentwickeln.
Im Zuge des Risikomanagements orientieren sich viele Unternehmen hin zu einem „grüneren“ Wirtschaften. Dieser Transformation steht jedoch häufig der Stolperstein im Weg, dass die neuen Technologien schwer versicherbar sind: In vielen Industrien bemühen sich die Unternehmen, umweltfreundlichere Produktionsverfahren mit weniger CO2-Emissionen zu etablieren. Dabei entstehen aber zahlreiche Risiken mit unbekannter Schadenhäufigkeit und -schwere.
Die Anbieter stehen vor einem Dilemma: Ohne ausreichende Daten können sie Risiken nicht hinreichend bewerten. Die Grundlage für ein Angebot fehlt. Gleichzeitig ist die Unterstützung der Versicherer nötig, damit die grüne Transformation gelingt: Sie müssen die neuen Risiken absichern und geben als Investoren die Richtung vor, welche neuen Technologien unterstützt und vorangetrieben werden. Was also tun? Unternehmen müssen ihre Technologie „attraktiv“ machen. Das gelingt auch hier durch das Sammeln von Daten – je mehr den Versicherern zur Verfügung stehen, desto höher ist die Chance, eine Deckung zu erhalten. Daneben ist auch ein offener und partnerschaftlicher Austausch mit den Versicherern wichtig. Hier kommt auch der Makler ins Spiel: Er muss als Vermittler agieren, beide Parteien zusammenbringen und einen Austausch auf Augenhöhe ermöglichen.
Klimarisiken bedrohen zunehmend nicht nur den Versicherungsschutz, sondern die Existenz vieler Unternehmen. Nur wer sich jetzt mit ihnen auseinandersetzt, wird erfolgreich bleiben. Das gelingt nicht nur den Konzernen mit eigenen ESG- und Nachhaltigkeitsabteilungen. Auch Mittelständler mit weniger Ressourcen können einen Einfluss erzielen. Denn klar ist: Die Investition ins Risikomanagement ist weitaus günstiger als die Kosten und weiteren Schäden, die entstehen, sollte eine Klimakatastrophe den Betrieb dauerhaft lahmlegen.