MarktSpot 2023
Der starke Wettbewerb hatte Ende 2022 dazu geführt, dass die Versicherer die aufgrund der Schadenentwicklung notwendigen Erhöhungen für 2023 bei weitem nicht umsetzen konnten. Seit April 2023 sprechen Branchenexperten nunmehr von einer drastischen Marktlage in der Kfz-Versicherung: Es häuften sich negative Schlagzeilen wie „Autoversicherer fahren ins Minus“ (VersicherungsJournal.de, 19.04.23), „Tiefrote Ergebnisse für Autoversicherer“ (Versicherungsmonitor, 28.06.23) oder „Kfz-Versicherern drohen hohe Verluste“ (Handelsblatt, 26.07.23). Die Schadenkostenquote im laufenden Jahr wird für den gesamten Bestand zwischen 108 und 110 Prozent geschätzt. Bei separater Betrachtung des Flottensegments liegen die Zahlen erfahrungsgemäß einige Prozentpunkte höher.
Damit sind Prämienerhöhungen im zweistelligen Prozentbereich erforderlich, um den gestiegenen Schadenbedarf auszugleichen und zumindest eine schwarze Null zu erreichen. Derzeit konkurrieren die Anbieter jedoch weiterhin um Marktanteile, was bisher pauschale Erhöhungen in dieser Größenordnung verhindert hat.
Für die Prämienkalkulation im Renewal prüfen die Versicherer noch mögliche Einsparpotenziale bei den internen Kosten sowie in der Schadenabwicklung. Auch die Zinswende könnte die Aussichten verbessern, da für Rückstellungen wieder Zinserträge erzielt werden können. Dennoch ist zu erwarten, dass die geforderte Prämienerhöhung bei circa 10 Prozent liegen wird. Im Flottensegment wird es dabei eine Bandbreite geben, da die Versicherer individuelle Risikomerkmale und Schadenverläufe berücksichtigen. Insbesondere Flotten mit stark gestiegenen Schadenfrequenzen bewerten Underwriter als kritisch und sanieren diese mit deutlich höheren Zuschlägen. Über dem Marktdurchschnitt liegende Pauschalforderungen und überzogene Sanierungen werden jedoch – aufgrund der günstigen Alternativen unter den Wettbewerbern – nicht durchsetzbar sein.